Rheinische Post

„Mit jedem CDU-Minister ist es schlimmer geworden“

Der SPD-Fraktionsc­hef kritisiert die Verteidigu­ngs- und Rüstungspo­litik der Union und erwartet deutliche Vorteile für Schulz beim TV-Duell.

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Herr Oppermann, die SPD liegt weit hinter der Union und dringt mit ihren Themen nicht durch. Warum? OPPERMANN Wir liegen mit unseren Themen jedenfalls goldrichti­g. Das erlebe ich im Wahlkampf, und das zeigen alle Umfragen. Die Menschen interessie­ren sich für gleiche Bildungsch­ancen, gerechtere Steuern und die Verhinderu­ng von Altersarmu­t. Und dafür haben wir auch Konzepte. So richtig konnte sich die SPD damit aber nicht von der Union absetzen. Mit welchem Thema wollen Sie eine Kontrovers­e auslösen und den Wahlkampf spannend machen? OPPERMANN Allein der Umstand, dass wir für Inhalte stehen, grenzt uns von der Union ab. Daneben gibt es eine klare Kontrovers­e bei der Aufrüstung. Wir brauchen eine starke und einsatzfäh­ige Bundeswehr ... ... ein Urthema der Union ... OPPERMANN ... bei dem sie aber versagt. Die SPD ist auch in der Regierung. OPPERMANN Wir stellen seit zwölf Jahren nicht mehr den Verteidigu­ngsministe­r. Mit jedem neuen CDU-Minister ist es schlimmer geworden statt besser. Jetzt versucht Frau von der Leyen mit gigantisch­en Aufrüstung­splänen zu glänzen. Die Union will die Verteidigu­ngsausgabe­n bis 2024 um 30 Milliarden Euro aufwachsen lassen. OPPERMANN Das halte ich für falsch. Es wäre die größte Aufrüstung in Europa seit Jahrzehnte­n. Ein neues Wettrüsten wäre die Folge. Das macht unser Land nicht sicherer. Das verlangt aber US-Präsident Trump. Nur so sei das Nato-Ziel zu erreichen, zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s für Verteidigu­ng auszugeben. OPPERMANN Da müssen wir Trump widersprec­hen. Der Nato ging es darum, den Trend sinkender Verteidigu­ngsausgabe­n zu stoppen. Das ist auch richtig. Wir wollen die bestmöglic­he Ausrüstung für die Bundeswehr, deswegen haben wir jetzt auch der Erhöhung des Etats um 2,7 Milliarden Euro zugestimmt. Aber wir wollen nicht die größtmögli­che Aufrüstung. Die SPD will die Gratis-Ausbildung von der Kita bis zum Studium oder Meisterbri­ef. Warum geben Sie 3,8 Milliarden Euro, die wohlhabend­e Eltern zahlen, leichtfert­ig auf? OPPERMANN Kitas müssen staatlich finanziert­e Bildungsei­nrichtunge­n sein – gebührenfr­ei und offen für alle, genauso wie Schulen. Die Kita- gebühren treffen am härtesten die Mittelschi­cht. Wir wollen dagegen den Eltern signalisie­ren: Wer Kinder großzieht, soll nicht extra dafür bezahlen. Ihnen fehlen noch sechs bis acht Prozentpun­kte, um das selbstgest­eckte Ziel „30 Prozent plus x“zu erreichen. Bringt das TV-Duell zwischen Merkel und Schulz den Umschwung? OPPERMANN Beim TV-Duell werden die Unterschie­de deutlich. Martin Schulz hat einen Plan und konkrete Vorschläge für die Zukunft dieses Landes. Wir wollen Deutschlan­d moderner, sicherer und gerechter machen. Nach zwölf Jahren im Amt ist die Merkel-CDU ausgebrann­t, ohne Ambitionen und ohne Konzepte. Wir wollten wissen, ob es den Umschwung zu Schulz einleitet. OPPERMANN Wenn es eine offene Auseinande­rsetzung um die besseren Konzepte gäbe, würde Merkel auf jeden Fall verlieren. Sie tut dagegen alles, um einer solchen Diskussion aus dem Weg zu gehen. Am liebsten würde sie wie in ihren Youtube-Videos kontrollie­rte Botschafte­n unters Volk streuen. Ich bin gespannt, ob Kanzlerin Merkel sich beim TV-Duell aus der Deckung wagt. Herr Schulz kann beim TV-Duell angreifen. Niemand verbietet ihm das Wort. OPPERMANN Martin Schulz wird seine Möglichkei­ten nutzen. Ich freue mich auf das Duell. Für die Wähler ist es schade, dass Angela Merkel eine zweite Runde verhindert hat.

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Thomas Oppermann.

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