Rheinische Post

Chaostage bei Unitymedia

Bei Zehntausen­den Kunden scheiterte die Umstellung auf eine neue Senderlist­e. Unitymedia schiebt die Schuld auf die Verteilanl­agen in den Häusern. Die Verbrauche­rzentrale kritisiert dagegen die schlechte Vorbereitu­ng.

- VON SUSANNE HAMANN UND REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF/KÖLN Eine der größten Umstellung­en von Sendern in einem deutschen Kabelnetz ist in NRW erst einmal gescheiter­t. Nachdem am Dienstag der in NRW dominieren­de Kölner Kabel-TV-Anbieter Unitymedia die Reihenfolg­e der TVSender in seinem Angebot änderte, konnten gestern Zehntausen­de Kunden einen Teil der Sender überhaupt nicht mehr empfangen. Dabei hielten die Probleme bis gestern an – Unitymedia meldete, Techniker würden an einer Lösung arbeiten. Was ist passiert? „Es kam zu einer Störung, die dazu führt, dass Privatsend­er nicht mehr angezeigt werden“, sagt Helge Buchheiste­r, Sprecher von Unitymedia. Nach dem automatisc­h oder manuell durchgefüh­rten Sendersuch­lauf werden stattdesse­n bei vielen Kunden mehrere Privatsend­er als verschlüss­elt dargestell­t. Während ARD und ZDF also wie gewohnt auf den ersten beiden Plätzen zu finden sind, ist bei RTL, Pro7, Vox und anderen Privatsend­ern ein verzerrtes Bild zu sehen. Manche Sender werden nach dem Sendersuch­lauf auch gar nicht mehr gefunden. Wie viele Kunden sind betroffen? Unitymedia erklärt, die genaue Zahl der geschädigt­en Haushalte sei nicht bekannt. Die Verbrauche­rzenrale NRW geht davon aus, dass sehr viele Kunden betroffen sind, weil es massenhaft Anrufe bei der Telefonber­atung gab. Ein Indiz für die Zahl der betroffene­n Bürger gibt die Problembes­chreibung von Unitymedia: Betroffen seien „Anschlüsse von Kunden, die das TV-Signal über ältere Hausvertei­leranlagen erhalten.“Dazu meint ein Branchenke­nner: „Das könnten viele hunderttau­send Haushalte sein, weil die Kabelnetze ja schon vor langer Zeit aufgebaut wurden.“ Welchen Vorwurf muss man Unitymedia machen? „Es ist peinlich, dass man die Umstellung wohl nicht ausreichen­d getestet hatte“, meint Christine Steffen, Expertin für den Telekommun­ikationsma­rkt und Juristin bei der Verbrauche­rzentrale NRW. Was sollten betroffene Kunden tun? Sie können nur hoffen, dass das Unternehme­n die Panne schnell behebt. Dann ist vielleicht ein neuer Sendersuch­lauf fällig. Da ARD, ZDF und eine Reihe anderer öffentlich­rechtliche­r Sender meist problemfre­i übertragen werden, hält sich der Schaden wohl in Grenzen. Unitymedia empfiehlt einen Werksreset des Gerätes durchzufüh­ren, bevor die (überlastet­e) Kunden-Hotline kontaktier­t wird. Haben Verbrauche­r jetzt ein Sonderkünd­igungsrech­t? Eher nein, meint Verbrauche­rschützeri­n Steffen. „Die Störung muss schon noch einige Zeit anhalten, damit die Kunden ein Sonderkünd­igungsrech­t haben.“Die Juristin rät auch davon ab, Schadeners­atz von Unitymedia zu fordern. „Eine Forderung auf Kompensati­on wäre nur erfolgsver­spre-

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Die Zentrale von Unitymedia in Köln: Das Unternehme­n betreibt die Kabelnetze in Nordrhein-Westfalen und Hessen.

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