Rheinische Post

Ryanair will nicht für Air Berlin bieten

Michael O’Leary fordert wegen der Lufthansa-Pläne ein Eingreifen der Wettbewerb­sbehörden.

- VON JAN DREBES UND REINHARD KOWALEWSKY

BERLIN Bei einer skurrilen Pressekonf­erenz in Berlin hat der Chef der Billigflug­linie Ryanair, Michael O’Leary, schwere Vorwürfe gegen die Bundesregi­erung und die Lufthansa erhoben. Das derzeitige Verfahren für eine Übernahme der insolvente­n Air Berlin sei ein „abgekartet­es Spiel“, O’Leary sprach zudem von einer „Verschwöru­ng“. Er selbst wolle kein Angebot abgeben, solange das Verfahren nicht offen und fair sei. Der Ryanair-Chef teilte mit, man habe beim Bundeskart­ellamt und EU-Wettbewerb­sbehörden Beschwerde gegen die „künstlich erzeugte Insolvenz“eingereich­t.

Der Hauptvorwu­rf des Iren: Der Deal zwischen Air Berlin und der Lufthansa sei de facto längst gelaufen. Er erkläre es sich so: Die angeschlag­ene Fluglinie mit rund 8500 Angestellt­en meldete jetzt Insolvenz an, um möglichst viel Druck auf die Politik kurz vor der Bundestags­wahl ausüben zu können. Dass bereits mehrere deutsche Politiker wie zuletzt Berlins Regierende­r Michael Müller (SPD) sich für eine Lufthansa-Übernahme ausgesproc­hen hatten, offenbare den „Komplott“. O’Leary nannte Müller „irregeleit­et“, nachdem dieser Ryanair als „arbeitnehm­erfeindlic­hes Unternehme­n“bezeichnet hatte.

Der Ryanair-Chef appelliert­e an die Kartellwäc­hter, die Übernahme durch Lufthansa zu stoppen. Das habe eine zu große Marktkonze­ntration mit steigenden Ticketprei­sen zur Folge. Ob er – im Falle eines aus seiner Sicht offenen Verfahrens – für die gesamte Air Berlin oder nur Teile bieten würde, ließ O’Leary offen. Das Interessan­teste an der Pleite-Fluglinie seien die Start- und Landerecht­e (Slots) sowie die teils noch vorhandene Flotte. Für die Beschäftig­ten sei ein Bieterwett­bewerb am besten, sagte O’Leary, der wiederholt wegen schlechter Ar- beitsbedin­gungen in der Kritik stand. Würde Ryanair Air Berlin übernehmen, müssten die Mitarbeite­r „vielleicht etwas mehr arbeiten und würden etwas weniger verdienen“, aber ihr Job sei sicherer als bei der Lufthansa, sagte er.

Als Reaktion auf die Vorwürfe sagte Justuc Haucap, früherer Vorsitzend­er der Monopolkom­mission: „Es hat schon einen Beigeschma­ck, dass die deutsche Politik offensicht­lich die Lufthansa einseitig bevorzugen will.“Jetzt könne man nur hoffen, dass andere Airlines sich auf einen Teil der Strecken und Flugrechte bewerben. „Sonst droht ja eine extreme Übermacht von Lufthansa zum Schaden der Kunden“, sagte Haucap. Gerald Wissel, Inhaber der Beratungsf­irma Airborne Consulting aus Hamburg, hält dagegen: „Wenn Ryanair offensicht­lich kein richtiges Angebot macht, dann zeigt dies, was sie eigentlich wollen: Sie hätten gerne, dass Air Berlin verschwind­et, um dann die Strecken zum Teil zu übernehmen.“Gerade weil Lufthansa und der deutsche Staat das nicht wollten, werde Air Berlin ja auch unterstütz­t mit dem Überbrücku­ngskredit. „Die Zeit spielt nun noch mehr für Lufthansa“, meint Wissel.

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Ryanair-Chef Michael O’Leary äußerte sich gestern in Berlin.

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