Rheinische Post

Senioren fordern günstige Wohnungen

Immer mehr Düsseldorf­er sind im Alter auf staatliche Unterstütz­ung angewiesen. Seniorenra­t und Wohlfahrts­verbände fordern neue Konzepte für die Problem-Themen günstiger Wohnraum, kulturelle Teilhabe und Pflegeplät­ze.

- VON JÖRG JANSSEN UND SONJA SCHMITZ

Die Zahl der Senioren, die in Düsseldorf auf staatliche Hilfe angewiesen sind, um über die Runden zu kommen, steigt kontinuier­lich. Der Seniorenra­t fordert deshalb neue Konzepte und Strategien im Kampf gegen Altersarmu­t und Alterseins­amkeit. Der Antrag auf eine Fachkonfer­enz, die sich diesen Themen widmet, wurde gestern im Sozialauss­chuss einstimmig angenommen. Die wichtigste­n Daten und Fakten im Überblick. Grundsiche­rung Mehr als sieben Prozent der älteren Düsseldorf­er sind inzwischen auf Geld vom Sozialamt angewiesen. „Die Zahlen steigen von Jahr zu Jahr, aber die eigentlich­e Welle an Altersarme­n kommt erst noch auf uns zu“, sagt Hartmut Mühlen (Grüne), der dem Seniorenra­t angehört und den Arbeitskre­is „Altersarmu­t und Alterseins­amkeit“leitet. Dabei seien die offizielle­n Zahlen kaum mehr als ein Anhaltspun­kt. „Viele schämen sich, gehen nicht zum ,Amt’, obwohl sie Ansprüche haben“, sagt der 73-Jährige. Gespaltene Stadt Mit Sorge blickt die Interessen­vertretung der Älteren auf die soziale Spaltung der Stadt. „In Flingern beziehen 21 Prozent der Menschen ab 65 Jahren Grundsiche­rung, in Angermund ist es gerade einmal ein Prozent“, sagt Mühlen und fügt selbstkrit­isch hinzu: „Auch wir als Seniorenra­t hätten das Thema früher erkennen müssen.“ Forderunge­n Altersgere­chte Quartiere, besondere Wohnprojek­te und mehr öffentlich geförderte­r Wohnraum stehen auf der Liste der Forderunge­n an die Stadtplane­r ganz oben. „Es darf nicht dazu kommen, dass sich Menschen den Theaterbes­uch oder die Teilnahme an einer geselligen Runde nicht mehr leisten können, weil sie ihr gesamtes Einkommen für Lebensmitt­el und Miete einsetzen müssen“, sagt Mühlen. Weitere denkbare Stellschra­uben: ein günstigere­s Sozialtick­et sowie weitere Ermäßigung­en im kulturelle­n Bereich. „Natürlich hat eine Kommune keinen Einfluss auf das Rentennive­au, aber an lokalen Stellschra­uben kann sie drehen.“ Angebote Sozialdeze­rnent Burkhard Hintzsche steht der geplanten Fachkonfer­enz positiv gegenüber. „Mit 31 Zentren plus für Senioren, dem Düsselpass, dem Behinderte­nfahrdiens­t, dem Friedhofsm­obil und dem Kulturherb­st verfügt Düsseldorf über eine gute Infrastruk­tur, die wir im Dialog mit den Senioren weiterentw­ickeln wollen“, sagt er. Altengerec­hte Stadtplanu­ng So wie bei der Planung von neuen Wohnquarti­eren auch der Bedarf an Kitaund Schulplätz­en einkalkuli­ert wird, sollte die Stadt künftig noch stärker den Bedarf für ältere Menschen miteinbezi­ehen. Das ist eine von zehn Handlungse­mpfehlunge­n der Liga Wohlfahrt, die die Düsseldorf­er Wohlfahrts­verbände wie Diakonie, Caritas, Arbeiterwo­hlfahrt und DRK vertritt. Pflege Zwar funktionie­re die Zusammenar­beit mit der Stadt sehr gut, sagt Liga-Sprecher und DRKGeschäf­tsführer Stefan Fischer, aber angesichts fehlender Plätze in der stationäre­n und ambulanten Pflege, dem Bevölkerun­gswachstum in Düsseldorf sowie des demografis­chen Wandels sei ein Umdenken nötig. Bei Neubauproj­ekten wünschen sich die Verbände, dass dort Wohnungen für die ambulante Altenpfleg­e vorgesehen werden. Dazu sei eine finanziell­e Förderung nötig und ein Abbau von Bürokratie. Angesichts der Knappheit und der hohen Preise von Grundstück­en drohe der nötige Ausbau sonst zu misslingen. Derzeit stehen 5300 stationäre­n 120 Pflegeplät­ze in Wohngemein­schaften gegenüber. Fischer fordert, das Angebot zu erweitern. So sei es in der ambulanten Pflege für berufstäti­ge Angehörige wichtig, dass die Einrichtun­gen auch an den Wochenende­n geöffnet seien.

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