Senioren fordern günstige Wohnungen
Immer mehr Düsseldorfer sind im Alter auf staatliche Unterstützung angewiesen. Seniorenrat und Wohlfahrtsverbände fordern neue Konzepte für die Problem-Themen günstiger Wohnraum, kulturelle Teilhabe und Pflegeplätze.
Die Zahl der Senioren, die in Düsseldorf auf staatliche Hilfe angewiesen sind, um über die Runden zu kommen, steigt kontinuierlich. Der Seniorenrat fordert deshalb neue Konzepte und Strategien im Kampf gegen Altersarmut und Alterseinsamkeit. Der Antrag auf eine Fachkonferenz, die sich diesen Themen widmet, wurde gestern im Sozialausschuss einstimmig angenommen. Die wichtigsten Daten und Fakten im Überblick. Grundsicherung Mehr als sieben Prozent der älteren Düsseldorfer sind inzwischen auf Geld vom Sozialamt angewiesen. „Die Zahlen steigen von Jahr zu Jahr, aber die eigentliche Welle an Altersarmen kommt erst noch auf uns zu“, sagt Hartmut Mühlen (Grüne), der dem Seniorenrat angehört und den Arbeitskreis „Altersarmut und Alterseinsamkeit“leitet. Dabei seien die offiziellen Zahlen kaum mehr als ein Anhaltspunkt. „Viele schämen sich, gehen nicht zum ,Amt’, obwohl sie Ansprüche haben“, sagt der 73-Jährige. Gespaltene Stadt Mit Sorge blickt die Interessenvertretung der Älteren auf die soziale Spaltung der Stadt. „In Flingern beziehen 21 Prozent der Menschen ab 65 Jahren Grundsicherung, in Angermund ist es gerade einmal ein Prozent“, sagt Mühlen und fügt selbstkritisch hinzu: „Auch wir als Seniorenrat hätten das Thema früher erkennen müssen.“ Forderungen Altersgerechte Quartiere, besondere Wohnprojekte und mehr öffentlich geförderter Wohnraum stehen auf der Liste der Forderungen an die Stadtplaner ganz oben. „Es darf nicht dazu kommen, dass sich Menschen den Theaterbesuch oder die Teilnahme an einer geselligen Runde nicht mehr leisten können, weil sie ihr gesamtes Einkommen für Lebensmittel und Miete einsetzen müssen“, sagt Mühlen. Weitere denkbare Stellschrauben: ein günstigeres Sozialticket sowie weitere Ermäßigungen im kulturellen Bereich. „Natürlich hat eine Kommune keinen Einfluss auf das Rentenniveau, aber an lokalen Stellschrauben kann sie drehen.“ Angebote Sozialdezernent Burkhard Hintzsche steht der geplanten Fachkonferenz positiv gegenüber. „Mit 31 Zentren plus für Senioren, dem Düsselpass, dem Behindertenfahrdienst, dem Friedhofsmobil und dem Kulturherbst verfügt Düsseldorf über eine gute Infrastruktur, die wir im Dialog mit den Senioren weiterentwickeln wollen“, sagt er. Altengerechte Stadtplanung So wie bei der Planung von neuen Wohnquartieren auch der Bedarf an Kitaund Schulplätzen einkalkuliert wird, sollte die Stadt künftig noch stärker den Bedarf für ältere Menschen miteinbeziehen. Das ist eine von zehn Handlungsempfehlungen der Liga Wohlfahrt, die die Düsseldorfer Wohlfahrtsverbände wie Diakonie, Caritas, Arbeiterwohlfahrt und DRK vertritt. Pflege Zwar funktioniere die Zusammenarbeit mit der Stadt sehr gut, sagt Liga-Sprecher und DRKGeschäftsführer Stefan Fischer, aber angesichts fehlender Plätze in der stationären und ambulanten Pflege, dem Bevölkerungswachstum in Düsseldorf sowie des demografischen Wandels sei ein Umdenken nötig. Bei Neubauprojekten wünschen sich die Verbände, dass dort Wohnungen für die ambulante Altenpflege vorgesehen werden. Dazu sei eine finanzielle Förderung nötig und ein Abbau von Bürokratie. Angesichts der Knappheit und der hohen Preise von Grundstücken drohe der nötige Ausbau sonst zu misslingen. Derzeit stehen 5300 stationären 120 Pflegeplätze in Wohngemeinschaften gegenüber. Fischer fordert, das Angebot zu erweitern. So sei es in der ambulanten Pflege für berufstätige Angehörige wichtig, dass die Einrichtungen auch an den Wochenenden geöffnet seien.