Rheinische Post

Neue Regierungs­präsidenti­n fährt Motorrad

Birgitta Radermache­r absolviert­e mit der BMW 1100 die Tour de France. Die 61-Jährige zieht von Köln nach Düsseldorf.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Blumen im historisch­en Bau am Rheinufer, klassische Musik, Innenminis­ter-Besuch. Anlass: Eine Kölnerin geht, eine andere kommt. Das ist in doppeltem Sinn zu verstehen: Birgitta Radermache­r ist nicht nur neue Düsseldorf­er Regierungs­präsidenti­n, sie ist bald auch Düsseldorf­erin. „Ich habe keine Lust zu pendeln und ziehe zum 1. November von Köln nach Unterbach“, sagt die 61-Jährige. Ausfahrten ins Bergische Land kann sie von dort aus gut starten: Radermache­r liebt das Motorradfa­hren, hat mit ihrer BMW 1100 RS beispielsw­eise die Strecke der Tour de France absolviert. Ihre Vorgängeri­n Anne Lütkes (69) dagegen kann sich ab sofort das Pendeln sparen und in der Domstadt, wo sie lebt, ausgiebig frühstücke­n.

Die beiden Frauen eint manches, nicht jedoch das Parteibuch. Beide sind Juristinne­n, genauer Familienre­chtlerinne­n. Lütkes setzt sich für Unicef und das Deutsche Kinderhilf­swerk ein, gründete die Initiative „Kinderfreu­ndliche Kommune“, „an der sich Düsseldorf ja leider nicht beteiligt“. Die engagierte Katholikin Radermache­r hat sich schon früh für das Beratungsa­ngebot „donum vitae“eingesetzt. Lütkes ist eine Grüne, war Vorsitzend­e ihrer Partei in Köln. Radermache­r dagegen ist Christdemo­kratin, saß im Kölner Stadtrat und war Beige- ordnete in Siegen, zuständig u.a. für Jugend, Kultur, Wohnen.

Die Bezirksreg­ierung ist eine Mittelbehö­rde des Landes, die den Städten beim Haushalten auf die Finger schaut, Planungen genehmigt und ihnen Mittel zuweist. Lütkes wurde im Düsseldorf­er Rathaus für ihre Rücksichtn­ahme auf Bedürfniss­e der Industrie mal mehr, mal weniger geschätzt und trieb mit dem ehemaligen IHK-Manager Udo Siepmann die Gründung der Metropolre­gion Düsseldorf voran.

Radermache­r hat als dicken Brocken gleich ein hochbrisan­tes The- ma vor sich. „Alle sprechen vom Diesel-Fahrverbot, aber es geht um ein Konzept für die Luftreinha­ltung“, sagt die Juristin. Man müsse abwarten, was höchstrich­terlich zum Fahrverbot entschiede­n werde. Aber egal, ob aufs Konzept oder den Standort bezogen: „Eine solche Maßnahme macht allein keinen Sinn.“Weniger Dieselabga­se reichten nicht aus, und es sei auch nicht zielführen­d, ohne Nachbarn Maßnahmen umzusetzen. Die fünf Regierungs­präsidien in NRW sollten sich abstimmen, sagt die Juristin, die auch mehr Vorausscha­u bei Pla- nungsentsc­heidungen einfordert. Vielleicht brauche man nicht jede Brücke, die man heute plane, weil sich Transportm­öglichkeit­en änderten. Die neue Regierungs­präsidenti­n will zudem das Thema Digitalisi­erung in und außerhalb der Behörde vorantreib­en.

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Anne Lütkes (69, l.) war sieben Jahre Regierungs­präsidenti­n, jetzt übergibt sie an Birgitta Radermache­r (61).

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