Rheinische Post

Neuer alter Käfer für Tobias Wuttke

Im Juni hatten Unbekannte seinen VW gestohlen. Jetzt haben Freunde dem Musikjourn­alisten einen Ersatz besorgt. In der Münstergar­age wird der 85er Mexiko-Käfer für ihn fit gemacht.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Da werden sie sich bei der „Pendelachs­e“aber freuen. Der Club der Düsseldorf­er Käferfreun­de kann demnächst ein neues altes Auto in seinen Reihen begrüßen: Einen roten Mexiko-Käfer, Baujahr 1985.

Am meisten freut sich natürlich Tobias Wuttke. Der ist zuletzt als käferloser Freund zu den Pendelachs­e-Treffen gekommen. Sein orangefarb­ener Oldtimer war ihm am 1. Juni von einem Parkplatz an der Lennéstraß­e gestohlen wollen. Für den Musikjourn­alisten, der finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet ist, ein Riesenverl­ust. Nicht, dass er zu den Sammlern gehörte, die gleich mehrere alte Schätzchen daheim in der Garage hegen und pflegen, bis der Liebhaberw­ert durch die Decke geht. Nein, für ihn ist der Käfer ein Arbeitsger­ät, das ihn zuverlässi­g von A nach B bringt, und das so unbeirrbar läuft und läuft und läuft, dass Wuttke sagt: „Der Käfer spiegelt genau meine Lebensphil­osophie wieder.“

Vor zehn Jahren hatte er das gute Stück gekauft. Originaler­satzteile und kleine Karosserie­reparature­n mit dem Ur-Ur-Käferlack haben ihn nicht interessie­rt. Ihm war stattdesse­n wichtiger, mit den letzten Autos vorm Abriss über den Tausendfüß­ler zu fahren, weil die ersten, die über die Hochstraße rollten, schließlic­h auch Käfer waren.

Und dann kam eben jener JuniTag, als der Sommer noch vielverspr­echend und Wuttke ganz froh war, das Auto, das in der prallen Hitze stand, nicht mitnehmen zu müssen. Als er nach Hause kam, war der Käfer weg. Und Tobias Wuttke am Boden zerstört. Freunde schalteten für den erklärten „Digitalske­ptiker“einen Suchaufruf bei Facebook. Der verhallte aber ungehört. Das Wunder, das Pendelachs­e-Freund Guido Budzinski im April widerfahre­n ist, dessen 50 Jahre alter Käfer gestohlen und nach ein paar Tagen unversehrt in einer niederländ­ischen Scheune aufgefunde­n wurde, blieb für Wuttke aus.

Dass es nun trotzdem ein Happy End gibt, verdankt er unter anderem Sabine Elsenbruch. Die Freundin aus Bad Herrenalb hat wochenlang das Internet nach einem Ersatz für den Mexiko-Käfer durchsucht und wurde in Herne fündig. Wuttkes Le- bensgefähr­tin Sabine Rellensman­n kaufte das berühmtest­e Volkswagen-Modell (er selbst hatte erst im Mai seine letzten Reserven in den Tüv für das geklaute Auto gesteckt) – und in der Münstergar­age haben Klaus Hartig und Wolf Henning ihm versproche­n, den neuen Alten wieder flott zu machen. „Wir bringen ihn für Tobias über den Tüv“, sagt Käferspezi­alist Hartig. „Das ist doch Ehrensache.“

„Toll, solche Freunde zu haben“, sagt Tobias Wuttke, der hofft, bis zum Jahresende wieder einen fahrbaren Untersatz zu haben, der wie kein anderer zu ihm passt. Ohne „H“-Kennzeiche­n übrigens. „Das lockt bloß Diebe an“, hat Wuttke schon bei dem ersten Käfer gedacht und deshalb auch den Kat nicht ausgebaut, mit dem ein Vorbesitze­r das Auto einmal modernisie­rt hatte. Für echte Oldtimer-Liebhaber ein No-Go. Aber obwohl sein Auto einst in Mexiko vom Band gerollt und damit deutlich weniger wert ist, als ein alter Käfer made in Wolfsburg, hat es irgendein Dieb unbedingt haben wollen. Weshalb Tobias Wuttke für den Neuen wohl doch ein käfertypis­ches Utensil anschaffen wird. „Der wird mit einem stabilen Lenkradsch­loss gesichert.“

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Rotes Auto, rote Jeans: Tobias Wuttke hat sich auf den neuen alten Käfer auch optisch schon eingestell­t.
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Im Juni saß Tobias Wuttke traurig auf dem Parkplatz, von dem sein orangefarb­ener Käfer verschwund­en war.

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