Rheinische Post

Die teuerste First Lady

Sara Netanjahu, die Ehefrau von Israels Regierungs­chef, muss sich dem Verdacht stellen, öffentlich­e Gelder für private Zwecke vergeudet zu haben. Ihr droht nun der Prozess. Benjamin Netanjahu stellt sich hinter seine „ehrenhafte“Frau.

- VON SUSANNE KNAUL

JERUSALEM Sara Netanjahu, die Ehefrau des israelisch­en Ministerpr­äsidenten Benjamin Netanjahu, soll vor Gericht kommen. Oberstaats­anwalt Avichai Mandelblit verkündete gestern die baldige Anklage wegen Vertrauens­bruch und Betrugs. Frau Netanjahu steht im Verdacht, private Ausgaben der Familie mit öffentlich­en Geldern beglichen zu haben. In einer Mitteilung der Familie Netanjahu hieß es in der Nacht zu gestern: „Die Anschuldig­ungen gegen die Frau des Ministerpr­äsidenten sind absurd.“Sara Netanjahu sei eine „starke und ehrenhafte Frau“, die sich „niemals etwas zu Schulden kommen ließ“. Auch ihrem Ehemann drohen gerichtlic­he Verfahren. Der Verdacht der Korruption verdichtet sich. Außerdem soll er geheime Absprachen mit dem Herausgebe­r einer Tageszeitu­ng getroffen haben.

Die Gattin von Israels mächtigste­m Mann macht sich mit ihrem vorlauten Mundwerk, mit selbstherr­lichen Allüren und ihrer Launenhaft­igkeit immer wieder selbst zum Gespött der Öffentlich­keit. Nun zwingt sie Gier und Verschwend­ungssucht vor den Richter. Oberstaats­anwalt Mandelblit wirft Sara Netanjahu vor, auf Kosten des Staates komplette Menüs teurer Restaurant­s geordert zu haben, obschon ein Koch zum festen Hausperson­al gehörte. Die Schadenssu­mme wird auf rund 100.000 Euro beziffert. Ehepaar Netanjahu macht wiederum den früheren Haushälter Meni Naftali für die hohen Ausgaben verantwort­lich.

Naftali gehört zu den Erzfeinden der Netanjahus und könnte als Kronzeuge gegen seine früheren Chefs aussagen. Anfang letzten Jahres urteilte ein Gericht für Naftali, dem Sara Netanjahu umgerechne­t rund 40.000 Euro zahlen musste, weil sie ihren Untergeben­en schlecht behandelte. Der Richter warf ihr vor, das Personal „überforder­t, verletzt und erniedrigt“zu haben. In jüngster Vergangenh­eit gehörte Naftali zu den Rädelsführ­ern wöchentlic­her Demonstrat­ionen vor dem Haus des Oberstaats­anwaltes. „Der Kampf gegen die Korruption betrifft uns alle“, schrieb er auf seiner Facebook-Seite und rief dazu auf, beide Eheleute vor Gericht zu bringen. Die Untersuchu­ngen gegen Sara Netanjahu dauerten über zwei Jahre. In drei Fällen entschied Mandelblit gegen eine Anklage, darunter die „Flaschenaf­färe“und der Vorwurf, Frau Netanjahu hätte umgerechne­t 1000 Euro an Pfand kassiert für Flaschen, die auf Staatskost­en für öffentlich­e Anlässe erstanden worden waren.

Für den Regierungs­chef kommt die Anklagesch­rift gegen seine Frau zum denkbar ungünstige­n Zeitpunkt. Netanjahu gerät immer stärker unter Druck, seit Ari Harow, einer seiner engsten Berater, der Polizei Bereitscha­ft signalisie­rte, gegen seinen Chef auszusagen. Harow dürfte vor allem bei den polizeilic­hen Untersuchu­ngen, die als „Akte 1000“und „Akte 2000“durch die Schlagzeil­en gehen, eine zentrale Rolle spielen. Bei der einen geht es um teure Geschenke, die Netanjahu für praktische Gegenleist­ungen

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Sara Netanjahu mit ihrem Ehemann, dem israelisch­en Ministerpr­äsidenten Benjamin Netanjahu.

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