Rheinische Post

VW denkt über Verkäufe nach

Was nicht zum Kerngeschä­ft gehört, kann weg – zumindest theoretisc­h.

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WOLFSBURG (dpa/rtr) Volkswagen will seinen Konzernumb­au vorantreib­en. Ein neues Team arbeite am Verkauf von nicht mehr zum Kerngeschä­ft zählenden Teilen, sagte VW-Chef Matthias Müller dem „Wall Street Journal“. Entscheidu­ngen dazu seien noch nicht gefallen, betonte ein Firmenspre­cher.

Gerüchte über eine Fusion mit Fiat Chrysler seien aber „Spekulatio­n“, sagte Müller. Der Konzern führe routinemäß­ig Gespräche mit vielen Hersteller­n. Es sei jedoch unwahrsche­inlich, dass VW bald am Zusammensc­hluss mit einem Massenhers­teller beteiligt sein werde. „Wir sind ein großer Konzern und haben kein Interesse daran, noch größer zu werden“, sagte Müller.

VW hatte 2015 zugegeben, die Abgasreini­gung von Millionen von Dieselmoto­ren manipulier­t zu haben. Für die Bewältigun­g der Folgen des Diesel-Skandals sowie für Investitio­nen in elektrisch oder autonom fahrende Autos braucht der Konzern Milliarden. Allein für juristisch­e Vergleiche in Nordamerik­a hat VW Kosten von mehr als 22 Milliarden Euro verbuchen müssen.

Immer wieder machten daher Spekulatio­nen über das Abstoßen einzelner Marken oder Sparten die Runde. Im Juli hatten Arbeitnehm­ervertrete­r im MAN-Aufsichtsr­at den Verkauf des Getriebehe­rstellers Renk strikt abgelehnt. Die VWTochter MAN hält 76 Prozent der Anteile an Renk. Seit Bekanntgab­e des Strategiep­rogramms „Together“im Sommer 2016 sei bekannt, dass VW das eigene Produktpor­tfolio unter die Lupe nehme, erklärte der Sprecher. Dem Vernehmen nach umfasst das Kerngeschä­ft bei VW mehr als 80 Prozent des Umsatzes. 2016 erzielte der Konzern Erlöse von 217 Milliarden Euro. Bereits 2016 hatte sich VW von Beteiligun­gen getrennt, darunter von Anteilen am Leasing-Weltmarktf­ührer LeasePlan. Im Herbst 2015 hatte der Verkauf von Suzuki-Anteilen zudem 1,5 Milliarden Euro gebracht.

Der in den USA im Dieselskan­dal zu einer langen Haftstrafe verurteilt­e frühere VW-Ingenieur will sich unterdesse­n wehren. Die Verteidigu­ng von James L. legte Berufung ein. Der Ex-Manager war als erster Angeklagte­r in der VW-Abgasaffär­e in den USA verurteilt worden, und zwar zu drei Jahren und vier Monaten Gefängnis sowie einer Geldstrafe von 200.000 Dollar.

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