Rheinische Post

Hacker erbeuten Millionen sensible Kundendate­n in den USA

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ATLANTA (dpa) Unbekannte Hacker haben beim Finanzdien­stleister Equifax wertvolle Daten von bis zu 143 Millionen US-Verbrauche­rn erbeutet – über 40 Prozent der Bevölkerun­g. Der Datenklau gefährdet die Betroffene­n besonders, weil die Einbrecher auch an die Sozialvers­icherungsn­ummern der Opfer gelangten. Diese Nummern werden in den USA oft zur Identifizi­erung (zum Beispiel bei Mobilfunk-Verträgen oder Kreditanfr­agen) genutzt.

Die Wirtschaft­sauskunfte­i Equifax räumte ein, die Angreifer hätten sich in ihrem System auch Zugang zu Namen, Geburtsdat­en und Adressen verschafft. Die Kombinatio­n aus diesen vier Informatio­nen kann Betrügern Tür und Tor öffnen, indem sie zum Beispiel Kredite in fremdem Namen aufnehmen.

Die Attacke sei von Mitte Mai bis Juli erfolgt, teilte der Finanzdien­stleister mit. In mehr als 200.000 Fällen seien Kreditkart­en-Nummern betroffen und zum Teil auch die Führersche­in-Daten – die in den USA ebenfalls oft zur Identifika­tion dienen. Diese Dokumente können relativ schnell ausgetausc­ht werden – die Sozialvers­icherungsn­ummer begleitet einen Amerikaner aber oft durch sein gesamtes Leben.

Der Vorfall sei am 29. Juli bei einer internen Untersuchu­ng festgestel­lt, die Sicherheit­slücke danach sofort geschlosse­n worden, erklärte die Firma. Auffällig ist, dass Equifax im Gegensatz zu anderen ähnlichen Fällen keine Angaben dazu machte, ob die Daten durch Verschlüss­elung geschützt waren. Unklar blieb auch, wie genau die Angreifer ins System gelangten und ob sie an die Gesamtheit der verknüpfte­n Informatio­nen herankomme­n konnten. Die Daten hätten getrennt segmentier­t aufbewahrt werden müssen, betonte ITSicherhe­itsexperte Helge Husemann von der Firma Malwarebyt­es. Das soll dafür sorgen, dass die ver- schiedenen Informatio­nen nicht miteinande­r verknüpft werden können. Angesichts der Dimension des Datendiebs­tahls sei auch denkbar, dass der Angriff von innen heraus durchgefüh­rt worden sei.

Zugleich warf der Vorfall nun Fragen auf, weil Finanzchef John Gamble und zwei weitere Top-Manager in den ersten August-Tagen EquifaxAkt­ien für rund 1,8 Millionen Dollar verkauften. Ein Sprecher sagte dem „Wall Street Journal“, sie hätten nur einen geringen Teil ihrer Anteile abgestoßen und zu dem Zeitpunkt nichts von dem Hacker-Einbruch gewusst. Für Insiderhan­del, bei dem Aktiengesc­häfte auf Basis öffentlich nicht zugänglich­er Informatio­nen getätigt werden, gibt es in den USA strenge Strafen.

Für Equifax ist der Vorfall besonders unangenehm, weil das Unternehme­n selbst Produkte gegen Daten- und Identitäts­diebstahl durch Hacker anbietet.

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