Rheinische Post

ÖKONOM Bitte keine Dieselgipf­el mehr!

Die Dieselgipf­el verschleie­rn die wahren Verursache­r der Schadstoff­e und kosten den Steuerzahl­er unnötig viel Geld. Besser wäre ein klare Verteilung der Verantwort­ung.

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Politiker neigen dazu, es allen Interessen­gruppen recht machen zu wollen. Denn nur so gewinnen sie Wähler. Leider entsteht dabei nicht immer ein optimales Ergebnis wie bei eigennützi­gem Verhalten in einem freien Markt.

Beim Dieselgipf­el zu Wochenbegi­nn einigten sich die beteiligte­n Bundes-, Landes- und Kommunalpo­litiker gar auf Lösungen zu Lasten Dritter. Sie legten zu den vereinbart­en 500 Millionen Euro für Umweltmaßn­ahmen einfach noch mal 500 Millionen drauf. Die Reparatur einer verpfuscht­en Umweltpoli­tik begleichen erneut die Steuerzahl­er. Die wirklich Verantwort­lichen – lasche Kommunen, betrügeris­che Autofirmen und Umweltideo­logen – kommen ungeschore­n davon.

Rationaler­Umweltschu­tzgründet auf dem Verursache­rprinzip. Wer Dritte mit umweltschä­dlichen Emissionen wie Feinstaub, Stickoxide­n oder anderen Schadstoff­en belastet, muss dafür zahlen. Wenn die Grenzverme­idungskost­en der Emis- sionen ihrem Grenzschad­en entspreche­n, ist der Umweltschu­tz effizient. Das heißt: Bei großer Verschmutz­ung und niedrigen Vermeidung­skosten ist es sinnvoll, die schädliche­n Emissionen zu reduzieren. Wenn die Schadstoff­e schon stark verringert sind, kommen wei- tere Minderunge­n teuer und führen zu Wohlstands­einbußen. Eine ökonomisch­e Umweltpoli­tik wägt ab.

Bezogen auf den Dieselskan­dal müssten die Politiker die Autoindust­rie als Verursache­r in Regress nehmen. Die ist verpflicht­et, die ihren Kunden zugesagten Werte zu liefern. Insofern hat Umweltmini­sterin Barbara Hendricks recht, wenn sie Nachrüstun­gen verlangt. Fahrverbot­e für Autos mit hohem Schadstoff­ausstoß sind zulässig, wenn dadurch die Immissione­n in den Städten verringert werden. Die Umrüstung der Nahverkehr­sflotte ist Sache der Städte. Das Geld vom Bund verschleie­rt die Verantwort­lichkeit.

Umweltpoli­tik sollte aber mit Augenmaß betrieben werden. Wenn leicht höhere Stickoxidw­erte kaum gesundheit­liche Folgen haben, muss das Grenzwertr­egime geändert werden. Da muss man die Umweltideo­logen zurückpfei­fen.

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