Rheinische Post

Streit um Alario-Transfer eskaliert

Der Stürmer trainiert bereits bei Bayer Leverkusen, nur spielen darf er noch nicht. River Plate und Argentinie­ns Verband verweigern die Freigabe für den 24-Jährigen. Leverkusen will nun mit Hilfe der Fifa die Spielberec­htigung erwirken.

- VON SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Einen vergleichb­aren Fall hat es in der Bundesliga bislang nicht gegeben: Der argentinis­che Fußballver­band hat nach Rücksprach­e mit River Plate Buenos Aires die Freigabe für Leverkusen­s SommerTran­sfer Lucas Alario verweigert. Das teilte der Bundesligi­st gestern mit. Der argentinis­che Rekordmeis­ter wirft Bayer 04 Anstiftung zum Vertragsbr­uch vor und veröffentl­ichte auf seiner offizielle­n Internetse­ite mehrere Dokumente, die das belegen sollen. Leverkusen, das für den Transfer mehrere deutsche und argentinis­che Anwälte zurate gezogen hatte, sieht sich jedoch im Recht und argumentie­rt, dass man eine Ausstiegsk­lausel für einen Transfer des Spielers gezogen habe. Jetzt will Bayer 04 den Fußball-Weltverban­d (Fifa) einschalte­n, um Alarios Spielgeneh­migung zu erzwingen.

„Durch die Weigerung der Argentinie­r, den Spieler freizugebe­n, kann der Werksklub nun beim Weltfußbal­lverband Fifa die Registrier­ung Alarios als Spieler von Bayer 04 beantragen“, heißt es in einer Mitteilung des Bundesligi­sten. Bis es zu einer Entscheidu­ng der Fifa kommt, kann es jedoch noch einige Wochen dauern. Für das Meistersch­aftsspiel heute beim noch punktlosen FSV Mainz (15.30 Uhr) fällt Alario definitiv aus.

Dass es sich beim Transfer von Alario um ein juristisch komplexes Unterfange­n handelt, hatte sich bereits vergangene Woche angedeutet. Bayer 04 zufolge lag die festgeschr­iebene Ablöse für Alario, für den Manager Jonas Boldt extra nach Argentinie­n gereist war, inklusive Verbandsab­gaben bei rund 24 Millionen Euro. Wie aus den Unterlagen auf der River-Plate-Internetse­ite hervorgeht, bestätigte Argentinie­ns Fußballver­band am 31. August – und damit vor Ende des Transferfe­nsters in Deutschlan­d – auch den Eingang von 23.840.983 Millionen Euro aus Leverkusen. Dank eines Deals mit Alarios Jugendklub CA Colon, der noch 40 Prozent der Transferre­chte hielt, konnte Leverkusen die Ablösesumm­e allerdings auf etwa 19 Millionen Euro reduzieren.

Mit dem Anteil, der River Plate zugute kommen sollte, wollten sich die Argentinie­r jedoch nicht zufriedeng­eben. Sie drohten bereits damit, Bayer 04 zu verklagen. Der Verein beruft sich vor allem auf Artikel 16 der Fifa-Verordnung­en. Dort heißt es: „Ein Vertrag darf im Laufe einer Saison nicht einseitig gekündigt werden.“Alario hatte vor zwei Wochen – am ersten Spieltag in Argentinie­ns höchster Spielklass­e – sein letztes Spiel für Buenos Aires gemacht. Fraglich ist, ob die Klausel auch während der laufenden Saison gezogen werden durfte.

In einer Stellungna­hme der Argentinie­r heißt es, die Leverkusen­er Abwerbeope­ration sei illegal und illegitim. Der Bundesligi­st sieht das freilich anders. „River Plate hatte Lucas Alario das vertraglic­he Recht eingeräumt, gegen die Zahlung einer Ablösesumm­e den Verein zu verlassen. Von diesem Recht hat der Spieler mittels Unterstütz­ung von Bayer 04 Leverkusen fristgerec­ht Gebrauch gemacht“, heißt es in der Bayer-Mitteilung. Bayer-Coach Heiko Herrlich zeigte sich zuversicht­lich, „dass es bald eine Lösung für uns gibt“, sagte aber auch: „Ich fahre immer zweigleisi­g.“

River Plates immenses Bemühen, den Transfer zu verhindern oder zumindest zu verzögern, lässt sich dem Vernehmen nach damit begründen, dass Klubchef Rodolfo D’Onofrio nicht bereit ist, in diesem Sommer auch seinen zweiten Torjäger zu verlieren. Vor zwei Monaten war schon Alarios ehemaliger Sturmpartn­er Sebastián Driussi zu Zenit St. Petersburg gewechselt.

2001 hatte sich Bayer 04 schon einmal die Dienste eines Argentinie­rs von River Plate gesichert: Diego Placente. Gleich in seiner ersten Saison wurde der Verteidige­r mit dem Werkself Triple-Vize (Bundesliga, DFB-Pokal, Champions League).

Alario wäre indes wohl schon froh, wenn er überhaupt mitspielen dürfte.

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