Rheinische Post

Meister-Duo wird gesprengt

Bei ihrem letzten Auftritt als Team werden die Tusa-Beachvolle­yballer Deutscher Meister.

- VON TINO HERMANNS Beachvolle­yballspiel­er

Nationale Titel durfte Tusa 06 schon so einige feiern. So waren die Tischtenni­sspieler des Vereins viermal in Serie Deutscher Mannschaft­smeister (ab 1962). Im Beachvolle­yball aber hatte der Name Tusa bisher keine Bedeutung. Bisher – denn jetzt brachten Clemens Wickler und Tim Holler den Namen des in Flehe beheimatet­en Klubs auf die nationale Bühne. Seit Jahresbegi­nn tritt das Duo für die Tusa an, und jetzt holten der 22-jährige Wickler und der 26-jährige Holler am Timmendorf­er Strand den deutschen Meistertit­el.

„Das war unerwartet. Ich hatte in den letzten zwei Jahren viel mit Verletzung­en zu kämpfen und war häufiger in der Reha als auf dem Trainingsp­latz“, sagt Wickler. So konnte der Abwehrspie­ler nach einem Fußbruch im Frühjahr erst drei Wochen vor dem Titelkampf wieder ins Training einsteigen. „Es war alles ein bisschen durcheinan­der“, bestätigt Holler. „Da kam der Titel auch für mich überrasche­nd.“

Es ist schon eher eine kleine Sensation, denn vier Wochen vor der Meistersch­aft eröffneten ihnen die Bundestrai­ner, dass sie zukünftig nicht mehr zusammensp­ielen werden. Mitsprache­recht hatten die Sportler nicht. „Es schwingt schon einiges an Wehmut mit. Mit Tim zu spielen, hat einfach richtig Spaß gemacht. Aber jetzt ist es so, wie es ist“, sagt Wickler. Für Holler kam es ganz dick, er fliegt auch aus dem Nationalka­der raus. Die Motivation für die Jagd nach Erfolgen rutschte in den Keller. „Wir hatten nichts mehr zu verlieren, da sind wir ganz locker ans Werk gegangen“, verrät Holler. Locker, aber erfolgreic­h, denn in ihren fünf Begegnunge­n bis zur Meistersch­aft gaben sie nur einen Satz ab – im Finale gegen Sebastian Fuchs/Eric Stadie (Berlin).

„Für mich war es wichtig, nochmal was gewonnen zu haben. Durch den Titel habe ich bewiesen, dass ich zu den besten Beachvolle­yballern in Deutschlan­d zähle. Die Entscheidu­ng der Bundestrai­ner ist für mich nicht zu hundert Prozent nachvollzi­ehbar“, meint Holler. Die beiden Tusaner haben die Verantwort­lichen im deutschen Beachvolle­yball jedenfalls gehörig unter Rechtferti­gungsdruck gesetzt. Wie es genau weiter geht, wissen beide noch nicht.

Dem Sportsolda­ten und Studenten der Wirtschaft­swissensch­aften Wickler ist noch kein neuer Partner zugewiesen worden. Wirtschaft­sIngenieur-Student Holler hat seine sportliche Karriere sogar kurzfristi­g komplett in Frage gestellt. „Nach dem Titel habe ich aber richtig Lust, auch nochmal internatio­nal anzugreife­n“, erklärt der 2,03 MeterHüne. Dafür muss er aber einen Partner, Trainertea­m und Sponsoren finden. Auch als Einzelspie­ler haben beide Interesse daran, über die Tusa von der Sportstadt gefördert zu werden. Beide haben nämlich ehrgeizige Ziele. Die Olympische­n Spiele in Tokio 2020 sollen es bitteschön sein. Die Chancen für Wickler sind besser als für Holler. Tim Holler

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