Rheinische Post

„Ohne Emotionen wäre Fußball der falsche Beruf“

Der 21-Jährige trifft heute mit seinem neuen Klub, dem Fußball-Regionalli­gisten Viktoria Köln, auf sein Ex-Team Fortuna II.

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Mit seiner Zeit bei Fortunas Zweitvertr­etung (Januar 2016 bis Juli 2017) verbindet Hendrik Lohmar nur positive Erinnerung­en. „In Düsseldorf habe ich meinen ersten richtigen Schritt im Herrenbere­ich gemacht und durfte in der Regionalli­ga viele Spiele machen“, erzählt der 21-Jährige begeistert. „Insgesamt war es wirklich eine tolle Zeit.“Eine Zeit, die im Sommer nach 44 Einsätzen (zwei Tore/zehn Vorlagen) endete. Stattdesse­n schloss er sich zusammen mit Leander Goralski und Kemal Rüzgar dem amtierende­n West-Meister Viktoria Köln an. Vor dem heutigen Duell mit seinem ExVerein (14 Uhr, Paul-Janes-Stadion) sprachen wir mit dem talentiert­en Mittelfeld­spieler. Herr Lohmar, mussten Sie für die Partie am Samstag schon mehr Karten als sonst besorgen? LOHMAR Bislang hält es sich eigentlich im Rahmen. Zwar würde ich über die Fortuna einige Tickets bekommen, aber bisher musste ich für meine Familie und Freunde relativ wenige besorgen. Nach anderthalb Jahren bei der Fortuna sind Sie im Sommer zu Viktoria Köln gewechselt. Warum haben Sie sich zu diesem Schritt entschloss­en? LOHMAR Weil ich mich in erster Linie weiterentw­ickeln wollte. Bei der Viktoria ist alles noch mal eine Nummer größer. Gerade was den Trainingsa­ufwand und die Qualität der Spieler angeht. Bei der Fortuna war es in der vergangene­n Saison leider oft der Fall, dass wir verletzung­sbedingt nur mit zehn oder elf Mann trainieren konnten. Das ist in Köln bislang nicht so. Zudem herrscht hier ein richtig großer Konkurrenz­kampf, in dem ich mich jeden Tag beweisen muss. Wie sehr hat es Ihnen geholfen, dass in Kemal Rüzgar und Leander Goralski zwei ehemalige Mitspieler mit in die Domstadt gewechselt sind? LOHMAR Das war schon ein netter Nebenaspek­t. Aber da ich von Natur aus ein ziemlich offener Typ bin, hatte ich von Anfang an keinerlei Bedenken – im Gegenteil. Ich bin sofort super von den Jungs aufgenomme­n worden und hatte keine Probleme, mich auf Anhieb in die Mannschaft zu integriere­n. Bisher haben Sie für die Viktoria fünf Meistersch­aftsspiele absolviert, vier davon in der Startelf. Haben sich Ihre Erwartunge­n damit vollauf erfüllt? LOHMAR Um ehrlich zu sein, bin ich schon ein wenig überrascht, dass ich zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison schon so viele Spiele gemacht habe. Aber natürlich freue ich mich darüber, schließlic­h ist das bei der Qualität unseres Kaders nicht selbstvers­tändlich. Trotzdem werde ich weiter demütig bleiben und Gas geben. Mal schauen, wie viele Spiele ich letztlich noch machen werde. Als amtierende­r Meister verlief der Saisonstar­t für Köln bisher eher schleppend. Liegt das allein am großen Personalum­bruch oder steckt der verpasste Drittliga-Aufstieg noch in den Kleidern? LOHMAR Das ist schwer zu sagen. Ich denke, wenn man sich allein unser Training und die Mannschaft an sich anschaut, muss man einfach festhalten, dass wir eine unfassbare Qualität haben. Allerdings müssen wir noch dahin kommen, diese kontinuier­lich über die gesamte Spielzeit auf den Platz zu bringen. Wir dürfen uns jetzt nur nicht verrückt machen lassen, weder intern noch extern, sondern müssen einfach ruhig und geduldig bleiben. Fortuna II musste erst am vorigen Wochenende die Tabellenfü­hrung abgeben. Hand aufs Herz: Hätten Sie ihrem Ex-Team einen solchen Start zugetraut? LOHMAR Definitiv nicht. Ich habe ihnen zwar die Daumen gedrückt, zumal ich immer noch einen guten Kontakt zum Trainertea­m und Be- treuerstab habe, aber ich weiß ja gerade aus eigener Erfahrung, wie schwer es im vergangene­n Jahr war. Umso erstaunlic­her, wie es bisher für sie gelaufen ist. Ich hoffe wirklich, dass sie eine ruhigere Saison haben werden als wir damals. Das ändert aber nichts daran, dass ich unbedingt gegen sie gewinnen will. Mittlerwei­le ist es ja Usus geworden, dass Spieler bei einem Torerfolg gegen ihren Ex-Verein aus Respekt auf einen ausschweif­enden Torjubel verzichten. Gilt das auch für Sie? LOHMAR Das kann ich jetzt noch gar nicht sagen, das kommt natürlich auch auf die Situation an. Vor dem Spiel würde ich aber sagen, dass ich eher verhalten jubeln werde. Und wenn Sie das entscheide­nde Tor in der Nachspielz­eit erzielen? LOHMAR Das wäre natürlich was ganz anderes. Wenn ich in einer solchen Situation ruhig stehen bleiben und keine Emotionen zeigen würde, dann wäre Fußball definitiv der falsche Beruf für mich. Ich bin sicher, sowas kann jeder nachvollzi­ehen.

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Hendrik Lohmar

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