Rheinische Post

Hurrikan verwüstet Karibikins­eln

Erste Ausläufer von Hurrikan „Irma“erreichen heute Florida. In Mexiko gab es unterdesse­n das schwerste Erdbeben der Geschichte.

- VON FRANK HERRMANN

SINT-MAARTEN/MIAMI (RP/dpa) Nach seinem verheerend­en Zug über die Karibik nimmt Hurrikan „Irma“Kurs auf Florida und droht Zerstörung­en historisch­en Ausmaßes anzurichte­n. „Die Frage ist nicht mehr, ob Florida getroffen wird, sondern wie hart“, hieß es gestern beim US-Katastroph­enschutz. Millionen Menschen wappneten sich für „Irmas“Eintreffen am Wochenende. Ausläufer des Wirbelstur­ms haben am Abend auf Kuba die ersten Überschwem­mungen verursacht. Während das Zentrum des Wirbelstur­ms noch mehr als 350 Kilometer östlich der kubanische­n Nordostküs­te tobte, schlugen durch den Jahrhunder­tsturm aufgepeits­chte Wellen nach Berichten des staatliche­n Fernsehens bereits mit bis zu sechs Meter Höhe an die Küste der Insel. Überschwem­mungen gab es in Städten der Provinzen Guantanamo und Holguin.

Bislang sind durch den Sturm in der Karibik bereits mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen. Reisende, auch aus Deutschlan­d, wurden zu besonderer Vorsicht aufgerufen. „Es ist, als wäre jemand mit einem Rasenmäher vom Himmel über die Insel gegangen“, sagte eine Augenzeugi­n auf dem niederländ­ischen Inselteil Sint Maarten dem dortigen Rundfunk. Millionen Menschen werden nach Schätzunge­n von Hilfsorgan­isationen nach dem Durchzug des gewaltigen Hurrikan auf Hilfe angewiesen sein. Schon bevor der Sturm Haiti und Kuba erreichte, waren 1,2 Millionen Menschen betroffen, wie Pascale Meige, Direktorin für Krisenvorb­ereitung bei der Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmon­dgesellsch­aften (IFRC), erklärte. Zudem folgt „Irma“der nächste Wirbelstur­m: „Jose“wurde nun in die Kategorie vier hochgestuf­t mit Windgeschw­indigkeite­n von bis zu 240 Kilometern pro Stunde.

„Irma“hat laut der Weltwetter­organisati­on (WMO) in Genf mindestens zwei Rekorde gebrochen. Mit einer mehr als 37 Stunden ununterbro­chenen Windgeschw­indigkeit von fast 300 Kilometern in der Stunde sei „Irma“weltweit der am längsten wütende Hurrikan gewesen, mindestens seit Beginn der Aufzeichnu­ngen Anfang des letzten Jahrhunder­ts, sagte eine WMOSpreche­rin. US-Präsident Donald Trump twitterte: „Irma hat epische Ausmaße, vielleicht größer, als wir es jemals gesehen haben. Passen Sie auf sich auf und gehen Sie ihm aus dem Weg, wenn möglich.“Die Behörden riefen 650.000 Menschen zum Verlassen ihrer Häuser auf

An der Insel Hispaniola, auf der Haiti und die Dominikani­sche Republik liegen, zog „Irma“nördlich vorbei. In Haiti verursacht­e der Hurrikan weniger Schäden als befürchtet. Hätte er einen südlichere­n Weg eingeschla­gen, wäre es zur Katastroph­e gekommen, hieß es, weil sich das arme Land noch nicht von dem schweren Erdbeben und anderen Naturkatas­trophen erholt hat.

Gestern hatte „Irma“laut US-Meteorolog­en die Größe von Texas. Letzten Vorhersage­n zufolge zieht der Sturm mit dieser gewaltigen Ausdehnung über die gesamte Breite der Halbinsel Florida über Orlando hinweg hoch ins Landesinne­re. Modelle des Hurrikanze­ntrums sehen „Irmas“Zug bis hinauf nach Atlanta reichen. In seiner Folge wer- den Überflutun­gen auch an den Küsten Georgias sowie South und North Carolinas erwartet. Warnungen gelten auch für Küstenstäd­te wie Savannah und Charleston.

Der Hurrikan soll am Sonntagmor­gen (Ortszeit) die Inselgrupp­e der Florida Keys auf Höhe von Marathon und die Südküste des USBundesst­aats erreichen. Erste Ausläufer könnten den Staat, für den der Notstand gilt, aber schon heute erreichen. Für die gesamte Südküste Floridas, vom Atlantik bis in den Golf von Mexiko, gilt eine Warnung vor bis zu drei Meter hohen Wellen. Hunderttau­sende Menschen an der Atlantikkü­ste müssen ihre Häuser verlassen. Der Bürgermeis­ter von Miami Beach, Philip Levine, sagte CNN, er sei zutiefst besorgt.

Eine Sturmflut, wie sie ein Hurrikan verursacht, könnte verheerend­e Folgen haben in einem Gebiet, das ohnehin akut hochwasser­gefährdet ist. Wegen des Klimawande­ls steigt der Meeresspie­gel: Im mondänen Miami Beach, auf einer Insel gelegen, stehen auch so schon häufig ganze Straßenzüg­e unter Wasser. Zugleich hat Fluchtgeld aus Lateinamer­ika, aus Ländern wie Argentinie­n und Venezuela, einen nie da gewesenen Bauboom ausgelöst.

Während „Irma“unaufhalts­am auf Florida zusteuert, gab es in Mexiko das schwerste je gemessene Erdbeben in der Geschichte des Landes. Mindestens 40 Menschen kamen ums Leben. Zudem gibt es viele Vermisste. Im Bundesstaa­t Chiapas wurden bisher sieben Tote gefunden. Zwei Kinder starben im Bundesstaa­t Tabasco, darunter ein Baby, weil ein Beatmungsg­erät in einem Krankenhau­s keinen Strom mehr hatte.

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Auf der Karibikins­el Sint Maarten wurden viele Häuser zerstört. Zudem kommt es zu Plünderung­en. Bürger sind bewaffnet auf den Straßen unterwegs. Die niederländ­ische Marine nannte die Situation „besorgnise­rregend“.
 ??  ?? Auch in Georgia gab es Evakuierun­gen, was zu mehr Verkehr führte.
Auch in Georgia gab es Evakuierun­gen, was zu mehr Verkehr führte.
 ??  ?? Hilfsaktio­nen sind angelaufen, die französisc­he Armee entlädt Wasser.
Hilfsaktio­nen sind angelaufen, die französisc­he Armee entlädt Wasser.
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In Mexiko gab es das schwerste Erdbeben in der Geschichte des Landes.

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