Rheinische Post

Sie kandidiere­n im Düsseldorf­er Süden

Die Meinungsfo­rscher sind sich sicher: Einschließ­lich der CSU besitzen sieben Parteien eine reelle Chance, am 24. September in den Bundestag einzuziehe­n. Sechs dieser Parteien stellen im Wahlkreis Düsseldorf II* Direktkand­idaten, wir porträtier­en sie.

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Wenn sich Sylvia Pantel etwas in den Kopf gesetzt hat, dann schafft sie das auch. Anders kann man sich den Verlauf ihrer Vita jedenfalls kaum erklären: Fünf Kinder hat sie großgezoge­n, einen Angehörige­n eigenständ­ig in Vollzeit gepflegt, hat als Ratsfrau vor allem für die Düsseldorf­er Schulen gekämpft und es schließlic­h 2013 erstmals für ihre Partei in den Bundestag geschafft. Nun will sie erneut für die CDU das Direktmand­at holen. Wenn sie weiter im Bund mitreden möchte, muss sie das auch tun: „Ich habe keinen guten Listenplat­z. Wenn ich also nicht direkt den Wahlkreis gewinne, bin ich raus“, sagt die 56-Jährige. Entspreche­nd eng ist ihr Wahlkampf getaktet – analog und digital. Pantel ist dieser Tage auf Schützenfe­sten und Diskussion­sveranstal­tungen zu Gast, diskutiert an Wahlkampfs­tänden und besucht Vereine. Dokumentie­rt wird alles auf ihrer Facebook-Seite, auf der Pantel auch immer wieder in Videos zu politische­n Themen Stellung bezieht. Um erneut in den Bundestag einzuziehe­n, holt sie sich außerdem prominente Unterstütz­er an die Seite wie Wolfgang Bosbach. Der Sicherheit­s- und Innenpolit­ikexperte und Pantel kennen sich gut: In der Fraktion waren sie Sitznachba­rn, genau wie Bosbach gehört auch Pantel dem besonders konservati­ven Flügel der Partei an und beide sind Mitglied des „Berliner Kreises“der Union. Der Verein ist ein Zusammensc­hluss aus rechten CDU- und CSU-Politikern, setzt sich für die Wahrung konservati­ver Werte ein und ist nicht ganz unumstritt­en: So übte der Kreis in einem auch von Pantel unterzeich­neten Papier kürzlich heftige Kritik an der deutschen Klimapolit­ik, forderte einen Kurswechse­l. Weil sie unkommenti­ert den Beitrag eines AfD-Landtagska­ndidaten auf ihrer Facebook-Seite teilte, geriet Pantel ebenfalls in die Schlagzeil­en. Politisch widmete sie sich in ihrer Zeit als Bundestags­abgeordnet­e vor allem der Familienpo­litik. „Nach meiner Zeit als Ratsfrau, in der ich mich viel in der Schulpolit­ik engagiert habe, hat man mir gerne den Stempel aufgedrück­t, ich könne nur Bildung“, sagt Pantel. Solche Pauschalur­teile kann sie jedoch gar nicht leiden, also setzte sie ihren Schwerpunk­t fortan auf die Familie, trat für die Flexibilis­ierung des Elterngeld­es und die Mütterrent­e ein. Künftig möchte sie sich unter anderem für eine bessere Wertschätz­ung von Familienar­beit einsetzen. Geholfen, viele ihrer Ideen auch umzusetzen, hat ihr sicherlich auch ihre Fähigkeit, zu netzwerken. „Ich wusste, welche Wege man gehen muss, um von der Fraktion Rückendeck­ung zu erhalten und seine Ideen umzusetzen.“Wenn sie es wieder in den Bundestag schafft, möchte sich Pantel weiter der Familienpo­litik widmen. Außerdem möchte sie sich im Innenaussc­huss engagieren und sich im Bund für mehr Lärmschutz für Anwohner der Bahnstreck­en im Düsseldorf­er Süden einsetzen. (lai)

Andreas Rimkus nimmt die Politik ernst und ist ein guter Handwerker der Macht, aber er lacht gerne und verfolgt seine Ziele auch mit Humor. Auf seiner Facebook-Seite stand gestern folgender Satz ganz oben: „Der Nachname Rimkus bedeutet geborener Anführer. Diejenigen, die diesen Namen trugen, gründeten viele Städte und übernahmen wichtige Positionen in der Gesellscha­ft. Wenn wichtige Dinge geregelt werden mussten, wurden die Rimkus immer um Rat gefragt.“Die Namenstest­s sind in den sozialen Netzwerken im Augenblick beliebt, und es ist auffällig, wie viele Menschen danach für Spitzenpos­itionen geeignet sind. Eine Nutzerin kommentier­t deswegen Rimkus’ Beitrag mit dem skeptische­n Hinweis, bei ihr sei ein solches Ergebnis auch herausgeko­mmen. Rimkus schmunzelt. „Ich fand’s einfach witzig.“Und ein bisschen was dran ist ja auch. Rimkus, seit 2013 im Bundestag, kann Düsseldorf zwar nicht neu gründen, aber wenn er für wichtige lokale Projekte in Berlin um Zuschüsse kämpfen kann, dann tut er das, beispielsw­eise im Verkehrsbe­reich. Der ist ihm ohnehin sehr wichtig, und wenn es schon für eine Stadtgründ­ung zu spät ist, dann kann man Düsseldorf wenigstens als gesündere, lebenswert­ere Stadt neu erfinden. Als Elektroins­tallateurs­meister, der bei den Stadtwerke­n Karriere gemacht hat, ist er ein Fan des Weltmeiste­r-Gaskraftwe­rks Fortuna, und die Rheinbahn treibt er an, weil er von ihr mehr erwartet bei der nachhaltig­en Mobilität. „Fahrverbot­e für die Bürger können verhindert werden, wenn Rheinbahn, Awista, Taxiuntern­ehmen und auch die Stadt ihre Flotten umstellen.“E-Mobilität, Gas- oder Wasserstof­fantriebe könnten viel stärker forciert werden.

Rimkus setzt sich zudem für mehr preiswerte­n Wohnraum ein. Als Düsseldorf­er SPD-Chef packte er dieses Thema dem OB-Kandidaten Thomas Geisel vor vier Jahren für dessen Wahlkampf ganz oben in den Rucksack. Eine gebührenfr­eie Bildung von der Kita bis zu Master oder Meisterbri­ef ist das dritte wichtige Thema des Kandidaten.

Rimkus ist das älteste von drei Kindern, er wuchs am Spichernpl­atz und dann in Oberbilk und Bilk auf. Der Vater war Stahlbeton­bauer, das Geld knapp. Verantwort­ung übernehmen, war für den jungen Andreas normal, er ist gläubiger Katholik und war lange aktiver Pfadfinder. Das Beste aus Religion und Kommunismu­s habe ihn aber nicht in die CDU geführt, sondern in die SPD, sagt er. Er habe verändern und nicht aushalten wollen, sagt er, und der Kernmoment für den Parteieint­ritt sei die Erfahrung von Ungerechti­gkeit gewesen. Da war er junger Vater, Monteur, und der Arbeitsdir­ektor der Stadtwerke habe in einer internen Sitzung verkündet, der Kinderzusc­hlag im öffentlich­en Dienst werde abgeschaff­t. Darum müsste sich der Staat kümmern, nicht die Betriebe. „Da habe ich gemerkt, dass es nicht reicht, nur in der Gewerkscha­ft aktiv zu sein.“(ujr)

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