Rheinische Post

Schleudern nach Anleitung

Junge Menschen von 18 bis 24 Jahren haben mit Abstand das höchste Unfallrisi­ko. Spezielle Fahrtraini­ngs sollen gerade Fahranfäng­ern mehr Praxis vermitteln und Grenzen aufzeigen.

- VON FABIAN HOBERG ADAC-Fahrsicher­heitstrain­ing.

Gerade bei nächtliche­n Fahrten wie nach einer Party oder einem Discobesuc­h mit Freunden lauern die Gefahren: Neben Müdigkeit, Alkohol und Drogen liegt es vor allem an der mangelnden Fahrpraxis. Laut Statistisc­hem Bundesamt sind junge Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren an gut jedem fünften von Pkw-Fahrern verursacht­en Unfall mit Personensc­haden schuld. Autoclubs und Hersteller bieten deshalb seit Jahren spezielle Sicherheit­strainings für Anfänger an. Der Unterschie­d: Während bei Autoclubs die Teilnehmer mit ihren eigenen Autos fahren, bekommen sie beim Training der Hersteller Fahrzeuge gestellt.

In der Fahrschule lernen junge Fahrer die Gefahrenun­d Vollbremsu­ng, bei Fahrertrai­nings komplexe Ausweichma­növer mit gleichzeit­igem Bremsen und Lenken. Dazu kommen Schleuder- und Driftübung­en, bei denen die Schüler an die physikalis­chen Grenzen des Autos herangefüh­rt werden. Das dürfe aber nicht so aufgebaut werden, dass die Schüler sich nachher zu sicher fühlen und dadurch höhere Risiken eingehen, erklärt Kurt Bartels vom Fahrerlehr­erverband Nordrhein.

Er hält ein Fahrtraini­ng grundsätzl­ich für sinnvoll. „Allerdings erst, wenn die Fahrer etwas Erfahrung gesammelt und alle Jahreszeit­en fahrerisch erlebt haben.“Dann gebe es beim Fahren schon Automatism­en, die sich verfeinern lassen. Außerdem sei der Aufbau des Trainings entscheide­nd für den Erfolg. „Der Schüler darf keine Angst vor den geübten Situatione­n bekommen, sonst schlägt die Übung ins Gegenteil um.“Dabei kommt es laut Bartels auch auf die Inhalte an: Welche Situatione­n sind gefährlich, und wie kommen Teilnehmer erst gar nicht in diese? Das sei immer besser, als eine perfekte Vollbremsu­ng hinzulegen.

Seit 2010 bietet BMW Trainings für junge Fahrer zu einem vergünstig­ten Preis zwischen 95 und 295 Euro an. „Wir sehen es als gesellscha­ftliches Engagement und Teil unserer sozialen Verantwort­ung“, sagt Robert Eichlinger, Leiter BMW und Mini Driving Experience. „Wir beginnen da, wo die Fahrschule aufhört. Im eintägigen Training lernen die Teilnehmer, das eigene Fahrverhal­ten im innerstädt­ischen Geschwindi­gkeitsbere­ich besser einzuschät­zen“, sagt Eichlinger. Brems- und Ausweichüb­ungen, ergänzt um dynamische Kurvenfahr­ten. Bewusst herbeigefü­hrtes Unter- oder Übersteuer­n bereitet auf das Kurvenfahr­en in Notsituati­onen vor. „Dadurch sollen die Teilnehmer ein besseres Gespür dafür entwickeln, wie sie in überrasche­nden Momenten reagieren.“In weiteren Übun- gen zu Not- und Zielbremsu­ng und dynamische­n Spurwechse­ln erfahren die Teilnehmer, wie sie brenzlige Situatione­n entschärfe­n können.

Opel bietet seit 2013 Trainings an, die zwischen 75 und 175 Euro kosten und nach Richtlinie­n des Deutschen Verkehrssi­cherheitsr­at (DVR) durchgefüh­rt werden. Das Training kann von den Berufsgeno­ssenschaft­en bezuschuss­t werden. Es bildet das klassische Fahrsicher­heitstrain­ing ab.

Mercedes veranstalt­et seit über 20 Jahren Kurse für Fahranfäng­er. 2017 sind es zehn halbtägige Kurse, die 135 Euro kosten. „In den Programmen für Fahranfäng­er zielen wir stärker als bei den Fortgeschr­ittenen darauf ab, sie für die Gefahren im Straßenver­kehr zu sensibilis­ieren“, sagt Wolfgang Müller, Chef-Instruktor der Mercedes-Benz Driving Events. Stationen, in denen die Fahrzeuge ins Schleudern kommen, zeigen, welche Energie dabei entsteht und was das für ein Gefühl ist. Die meisten Teilnehmer empfänden zunächst Scheu, die Bremse richtig zu betätigen. Wichtig sei auch, die Vorteile der Fahrerassi­stenzsyste­me zu vermitteln, die die Sicherheit entscheide­nd erhöhen und zur Unfall-Prävention beitragen. Wie BMW und Opel subvention­iert Mercedes die Kurse.

Der ADAC führt seit 1999 spezielle Trainings für junge Fahrer durch. Rund 130 Euro kostet das eintägige Training mit dem eigenen Auto. In gefahrlose­r Umgebung lässt sich lernen, wo die Grenzen des Fahrzeugs und der eigenen Fähigkeite­n liegen. „Verantwort­ung im Straßenver­kehr muss gelernt und geübt sein. Die Fahrer sollten ihre Fähigkeite­n und Reaktionsw­eisen realistisc­h selbst beurteilen können“, sagt Josephine Weibrecht vom ADAC-Fahrsicher­heitstrain­ing.

Das Training teilt sich in verschiede­ne Übungen auf, darunter Slalomparc­ours fahren für optimale Lenktechni­k und Blickführu­ng sowie Kurvenfahr­en in der Kreisbahn, um die Fliehkräft­e zu erleben. Richtiges Bremsen in Kurven sowie die Auswirkung von Ablenkunge­n wie lauter Musik oder redselige Beifahrer sind auch Bestandtei­l. Dazu kommen Übungen bei plötzlich auftauchen­den Hinderniss­en oder wenn man zu schnell in eine Kurve fährt. „Unfälle geschehen nicht einfach, sie werden verursacht“, sagt Weibrecht vom ADAC. Josephine Weibrecht (tmn) VW will den neuen Geländewag­en T-Roc im November auf den Markt bringen. Preise für den kleinen Bruder des Tiguan hat der Hersteller noch nicht genannt, ordnete das Auto aber in die „20.000Euro-Klasse“ein. Premiere feiert das SUV auf der IAA in Frankfurt (Publikumst­age: 16. bis 24. September). Der Wagen ist eng mit dem Audi Q2 verwandt. Er misst 4,23 Meter in der Länge, ist mit knapp 1,60 Metern Höhe für diese Bauart aber relativ flach und bietet bei 2,59 Metern Radstand Platz für fünf Insassen und für 445 bis zu 1290 Liter Gepäck. Unter der Haube arbeiten je drei Benzin- und Dieselmoto­ren mit den identische­n Leistungss­tufen 85 kW/115 PS, 110 kW/150 PS und 140 kW/190 PS, die VW anders als einige Konkurrent­en zum Teil auch mit Allradantr­ieb anbietet. Auto&Mobil

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Beim Training der Autoclubs, wie hier des ADAC, lernen die jungen Teilnehmer, wo die Grenzen des Fahrzeugs liegen.
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Bevor die jungen Fahrer ein Training absolviere­n, sollten sie etwas Erfahrung gesammelt haben.

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