Rheinische Post

24-Jährige berichtet unter Tränen von Balkonstur­z

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DÜSSELTAL (wuk) Mit der teils erschütter­nden Aussage des 24-jährigen Opfers hat das Landgerich­t gestern den Prozess wegen Mordversuc­hs gegen einen angebliche­n Drogendeal­er (40) fortgesetz­t. Laut Anklage stieß er die Frau, die mit ihm ein Appartemen­t an der Rethelstra­ße bewohnte, an einem Aprilmorge­n rücklings aus einem Fenster im zweiten Stockwerk sieben Meter in die Tiefe, damit sie der Polizei nicht von seinen Drogenverk­äufen erzählen könne. Beim Prozessauf­takt hatte der Angeklagte alle Vorwürfe bestritten und seine Freundin als kokainsüch­tig dargestell­t.

Schon während ihrer Klinikbeha­ndlung hatte die schwer verletzte Frau einen Unfall ausgeschlo­ssen und versichert, dass ihr jetzt angeklagte­r Freund der Täter gewesen sei. Gestern hat sie das im Gerichtssa­al wiederholt und teils unter Tränen geschilder­t, dass sie mehrfach versucht habe, dem Einfluss des Angeklagte­n zu entkommen. Den Kopf so zur Seite gewandt, dass sie im Zeugenstan­d nicht zu ihm hinsehen musste, gab sie an, dass sie einmal sogar seine gesamten Kokainvorr­äte weggeworfe­n habe in der Hoffnung, er würde sie danach gehen lassen. Auch am Morgen des Sturzes habe sie seine Abwesenhei­t dazu nutzen wollen, vor ihm zu flüchten. Doch im Treppenhau­s habe er sie überrascht. Mit den Worten „Du weißt, was passiert, wenn du frei sein willst, dann bist du tot“habe er ein Treppenhau­sfenster geöffnet, sie an den Beinen gepackt und rücklings in die Tiefe gestoßen.

Die junge Frau erlitt dadurch multiple Wirbelbrüc­he. Ob sie sich jemals wieder ohne Gehhilfen fortbewege­n kann, ist derzeit ungewiss. Für den Prozess sind bisher noch acht weitere Verhandlun­gstermine bis Mitte Oktober eingeplant.

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