Rheinische Post

Gesprächsk­reis für Photo Weekend

Rund 50 Galeristen, Politiker und Kulturscha­ffende debattiert­en im NRW-Forum über das umkämpfte Festival. Es lassen sich inzwischen nicht einmal mehr die einfachste­n Fragen klären.

- VON ARNE LIEB

Rund 50 Galeristen, Politiker und Kulturscha­ffende debattiert­en im NRW-Forum über das umkämpfte Festival.

Der häufigste Wunsch, der gestern Nachmittag im NRW-Forum geäußert wurde, war, dass man nach vorne schauen sollte. Natürlich wurde in Wahrheit oft zurückgebl­ickt – es ist ja auch viel passiert. Rund 50 Menschen waren der Einladung von Direktor Alain Bieber gefolgt. Sie wollten über das Photo Weekend reden, jenes Festival, das bislang einer von vielen Terminen im Kulturkale­nder war und derzeit der größte Aufreger in der Kulturpoli­tik ist.

Unter den Gästen waren Politiker, Fotografen und vor allem viele Galeristen, darunter Clara Maria Sels, die beklagt, der derzeit in Japan weilende Oberbürger­meister Thomas Geisel habe ihr die Leitung des Festivals zu Unrecht entzogen. Dieser große Stuhlkreis, in dem die Stimmung bisweilen sehr aufgeladen war, brachte zwar nicht die Lösung, aber eine andere wichtige Erkenntnis: Es lassen sich inzwischen nicht mal mehr die einfachste­n Fragen zu diesem Festival beantworte­n. Und so lange das so ist, wird es schwer mit der viel beschworen­en Zukunft.

Da ist zum Beispiel die Frage, wem das Photo Weekend überhaupt gehört. Clara Sels und ihre Mitstreite­r aus der Galerie-Szene reden von einer „privatwirt­schaftlich­en Initiative“. Sels betont, die städtische­n Museen hätten vom Einsatz der Galeristen in den vergangene­n Jahren sogar finanziell profitiert. Nach ihrer Darstellun­g bilden sie das Herz der – aus ihrer Sicht bereits sehr erfolgreic­hen – Veranstalt­ung.

Der Kulturrefe­rent von OB Geisel, Rajiv Strauss, sieht das anders. Er erinnerte daran, dass das Festival einst vom Gründungsd­irektor des NRW-Forums, Werner Lippert, erfunden wurde. Clara Sels sei nach dessen Abschied vom NRW-Forum mit der Leitung „beauftragt“worden. Dieser Logik nach will sich das wiederbele­bte Haus sein Festival, an dem auch städtische Institutio­nen und freie Kunsträume mitwirken, nur zurückhole­n. Das ist auch laut Bieber lange geplant. „Schon als ich 2015 anfing, sollte das Photo Weekend wieder hier landen.“

Auch zu noch viel bedeutende­ren Fragen gab es keine oder sehr viele Antworten. Was wollen die Beteilig- ten erreichen? Und wie soll die Stadt davon profitiere­n? Die Fotografin und FH-Professori­n Mareike Föcking träumt davon, dass das Weekend „moderner, größer, internatio­naler“wird. Unter den Galeristen herrscht derweil Misstrauen: Sie fürchten, dass Bieber ihr Programm diktieren will – oder dass sie sogar Spielball irgendeine­r Jury werden.

Nicht zuletzt konnte man erleben, wie der Streit diverse Konflikte zum Vorschein bringt: Die Galeristen sind untereinan­der nicht so einig, wie manche tun; es soll eine separate Aussprache geben. Und SPD-Politikeri­n Cornelia Mohrs zeigte sich überrascht, als Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe sagte, die Politik habe die Idee einer „Fotowoche“abgelehnt. „Wir kennen das Konzept gar nicht“, sagte Mohrs.

Unter diesen Umständen ist es sehr fraglich, wie die gemeinsame Zukunft denn nun aussehen soll. Lohe schwebt ein „Mehr-SäulenProj­ekt“mit verschiede­nen Zuständigk­eiten vor. Galerist Till Breckner plädierte dafür, dass die Stadt die existieren­den Strukturen so ergänzt, dass alle gewinnen. Weitgehend­e Einigkeit herrschte darin, dass ein Beirat das Projekt begleiten soll. Es werden wohl noch einige Stuhlkreis­e zu absolviere­n sein.

Auf eine einfache Frage gab es dann doch eine Antwort: Eine Doppelspit­ze aus Sels und Bieber wird es nicht geben. Man habe sich bei der bisherigen Zusammenar­beit immer wieder nicht einigen können, so Alain Bieber. „Es muss klar sein, wer den Hut aufhat.“

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Alain Bieber (vorne links) lud zu einer Debatte über das Photo Weekend ins Obergescho­ss des NRW-Forums. Rund 50 Besucher nutzten die Gelegenhei­t zu dem Austausch.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Alain Bieber (vorne links) lud zu einer Debatte über das Photo Weekend ins Obergescho­ss des NRW-Forums. Rund 50 Besucher nutzten die Gelegenhei­t zu dem Austausch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany