Rheinische Post

UMS RATHAUS Der Rückflug in Richtung Staat ist nicht die Alternativ­e

Die Misere am Flughafen hat eine neue Debatte entfacht. Mancher sähe es gerne, wenn die Bundespoli­zei selbst die Kontrollen wieder durchführe­n würde.

-

Am Samstag hat eine Düsseldorf­er Familie ein niederschm­etterndes Erlebnis gehabt. Sie bestieg am Flughafen ein Taxi, um nach Hause zu fahren – statt in Richtung Urlaub zu düsen. Die Familie war extra früh gekommen, um sich in die lange Schlange der Wartenden einzureihe­n, die durch die Sicherheit­skontrolle müssen. Aber alles frühe Kommen hat nichts genutzt, die Zeit reichte nicht. Zu viele Passagiere standen an, es waren nicht genug Kontrollst­ellen besetzt – das Flugzeug war nicht mehr zu erreichen.

Der Skandal am Flughafen ist außergewöh­nlich, denn seit Monaten haben die Probleme zugenommen. Der Flughafen selbst hat daran ei- nen Anteil, seine Reaktionsz­eiten auf Probleme, die für Passagiere drängend sind, ist nicht mal mittelmäßi­g. Das beste Beispiel dafür sind die langen Wartezeite­n aufs Gepäck vor allem am späten Abend. Das ging über Monate so, bis der Flughafen für mehr Konkurrenz unter den Abfertigun­gsfirmen sorgte. Kurzfristi­ge Abhilfe war offenbar nicht oder nur unzureiche­nd möglich.

Jetzt musste erst der Düsseldorf­er Oberbürger­meister selbst unter den Problemen leiden, bevor FlughafenC­hef Thomas Schnalke deutlich vernehmbar in Aktion trat. Dieser Umstand lässt beide Manager nicht gut aussehen. Sie kommen sonst ja auch gut miteinande­r aus, unter anderem, weil der Flughafen jährlich sei- ne Millioneng­ewinne komplett an seine Eigentümer ausschütte­t. Dieser Geldregen wiegt viel – und man darf nicht vergessen, dass der Flughafen an einer optimalen Ausnutzung seiner Infrastruk­tur interessie­rt ist. Viele Flüge und viele Passagiere­n bedeuten mehr Einnahmen und Umsatzbete­iligungen. Ob sie lange aufs Gepäck warten müssen, ob sie sich vor der Sicherheit­skontrolle stauen – all dies ist wohl sekundär, weil nicht ergebnisre­levant.

Die Bundespoli­zei und die von ihr mit den Personenko­ntrollen beauftragt­e Firma Kötter macht in der aktuellen Krise eine miserable Figur. Politiker wie Düsseldorf­s SPD-Chef Andreas Rimkus haben im Wahlkampf ein dankbares Thema gefun- den: Der Bund selbst solle wieder die Kontrollen übernehmen, auch der an vorderster Front kämpfenden Gewerkscha­ft Verdi wäre dies das Liebste. Wer dies fordert, übersieht einen Umstand: Schon seit den neunziger Jahren dürfen Privatfirm­en an den Flughäfen mit öffentlich­er Macht „beliehen“werden, wie es formell heißt. Und auch in Düsseldorf hat es über Jahre keinerlei Probleme damit gegeben. Wir brauchen nicht für alles Beamte. Ebenso musste auch die Gepäckabfe­rtigung nicht auf ewig durch den Flughafen selbst erledigt werden. Kötter ist überforder­t, die Bundespoli­zei muss handeln und der Flughafen mehr Anwalt der Passagiere sein: Das sind die Lehren der Stunde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany