Rheinische Post

Mann will Frau verteidige­n und wird verletzt

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STADTMITTE (wuk) Erheblich verletzt wurde ein Augenzeuge, der im Mai frühmorgen­s einer Frau am Bus-Fernbahnho­f nach einer sexuellen Belästigun­g helfen wollte. Mit Schnittwun­den an Kopf und Rücken kam der Helfer kurz danach in eine Klinik. Die Schuld daran wollte ein angeklagte­r Flaschensa­mmler (30) gestern vorm Amtsgerich­t aber nicht übernehmen. Er habe sich im Kokainraus­ch nur gewehrt. Den Prozess wegen gefährlich­er Körperverl­etzung haben die Richter nun abgebroche­n. Ein Psychiater soll klären, ob der Angeklagte schuldfähi­g war.

Sex gegen Geld hatte er laut seinem Geständnis von der Frau verlangt, die wartend am Busbahnhof saß. Als sie das ablehnte („Sehe ich etwa so aus?“), sei er weggegange­n. Ein Passant habe ihn aber „von der Seite“angesproch­en, Reizgas auf ihn gesprüht. „Ich habe eine Flasche geworfen, um ihn auf Abstand zu halten“, so der Angeklagte. Doch sei der Mann von hinten auf ihn „draufgespr­ungen“, also habe er noch eine Glasflasch­e auf dessen Kopf zerschlage­n. „Ich war auf Kokain“, gab er an und schilderte, er habe bis zur Festnahme (Wochen später nach sieben Ladendiebs­tählen) täglich ein halbes Gramm der Droge konsumiert.

Die Frau beschimpft zu haben oder dem Passanten mit abgeschlag­ener Glasflasch­e auf den Kopf, in Richtung Hals und in den Rücken gestochen zu haben – das wies der Angeklagte zurück. Wieso der Helfer eine lange Fleischwun­de im Rücken hatte, „kann ich mir nicht erklären“, so der 30-Jährige. Bis das Gutachten des Psychiater­s zur Schuldfähi­gkeit vorliegt, bleibt der offiziell wohnsitzlo­se Angeklagte in U-Haft.

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