„Körper und Psyche stoßen an Grenzen“
Bei der Leichtathletik-WM in London war die 3000-Meter-Hindernis-Läuferin die tragische Heldin, die viele Menschen mit ihrer Fairness im Moment größter Enttäuschung bewegte. Im Urlaub auf Bali will sie nun neue Kraft für neue Ziele schöpfen.
TRIER Ein unverschuldeter Sturz brachte Gesa Felicitas Krause im Hindernis-Finale der Leichtathletik-Weltmeisterschaften von London Mitte August um ihre realistische Medaillenchance. Aber mit einer kämpferischen Aufholjagd und dem fairen Umgang mit ihrem Schicksal eroberte die 25-Jährige, die 2017 von der LG Eintracht Frankfurt zum Verein Silvesterlauf Trier gewechselt ist, die Herzen von Sport-Deutschland. Vor ihrem Saisonabschlussrennen heute Abend über 800 Meter im Rahmen des Flutlichtmeetings im Trierer Moselstadion sprach die Europameisterin über eine lange Saison, den nötigen Urlaub und die Ziele für 2018. Im Trierer Moselstadion steht das letzte Saisonrennen vor der Tür: Mit welchen Gefühlen beschließen Sie das WM-Jahr? KRAUSE Die WM in London war nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Ich habe das im Anschluss in Berlin mit dem deutschen Rekord (Anm. d. Red: 9:11,85 Minuten über 3000 Meter Hindernis) noch ganz gut hingebogen. Ich habe gemerkt, dass das noch nicht alles war, was in mir steckt. Und mein Trainer Wolfgang Heinig hat mir versichert, dass da noch mehr geht. Daran glaube ich fest. Ich denke, ich kann schneller laufen, und so lange werde ich daran arbeiten. Ich freue mich, dass mein Saisonabschluss in Trier und nicht sonst wo auf der Welt ist. Ich war letzte Woche schon in Pfungstadt unterwegs. Einem Ort, an dem ich in der Vergangenheit auch schon öfter gelaufen bin. Das ist wie eine kleine Tournee durch die Heimat. In Pfungstadt sind Sie mit 2:03,09 Minuten persönliche 800-MeterBestzeit gelaufen. Ist das heute zu toppen? KRAUSE Grundsätzlich würde ich sagen ,Ja’. Aber seit dem Rennen in Pfungstadt war es noch einmal eine Woche, in der man versucht hat, die Form zu halten. Am Ende so einer langen Saison kann man nicht noch einmal etwas aufbauen. Deshalb möchte ich vor allem einen schönen Abschluss vor heimischer Kulisse geben. Und dann Urlaub? KRAUSE Ja! Nach dem Wettkampf in Trier fahre ich mit meinen Eltern eine Woche nach Frankreich und werde danach mit meinem Freund noch knapp zwei Wochen nach Bali fliegen. Der Urlaub ist jetzt nötig. Mein Körper und meine Psyche stoßen so langsam an Grenzen. Ich brauche jetzt die Erholung, um im nächsten Jahr wieder angreifen zu können. Am 1. Oktober des vergangenen Jahres habe ich mit der Vor- bereitung begonnen. Seitdem hatte ich vielleicht sieben Tage ohne Training. Jetzt freue ich mich darauf, mal nicht darüber nachdenken zu müssen, welche Trainingseinheit ansteht und ob das Wetter mitspielt, ob man gut, genug und gesund gegessen hat. Werden die Laufschuhe im Gepäck sein oder zu Hause bleiben? KRAUSE Ich werde zwei Wochen gar nicht laufen. Aber ich habe Sportschuhe dabei. Nicht zu laufen heißt ja nicht, dass man nicht sonst aktiv sein kann. Die Schuhe werden aber nicht zum Laufen geschnürt. Das wird meinem Körper guttun, und man hat danach mehr Lust, das Training wieder aufzunehmen. 2017 war ein Jahr der Veränderungen für Sie. Wie hat sich das bemerkbar gemacht? KRAUSE Zum einen hat sich die Situation mit meinem Trainer geändert. Er ist nicht mehr leitender Bundestrainer und nun voll und