Rheinische Post

An der Uni-Klinik wird Dienstag gestreikt

Rund 500 Mitarbeite­r des Krankenhau­ses wollen mit einem 24-stündigen Ausstand auf ihre schwierige­n Arbeitsbed­ingungen hinweisen. Geplante Operatione­n werden laut Verdi verschoben, Krankenfah­rten fallen aus.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Der medizinisc­he und auch der technische Betrieb am Düsseldorf­er Universitä­tsklinikum dürfte am Dienstag kommender Woche deutlich ins Stocken geraten. Wie die Gewerkscha­ft Verdi bestätigt, sollen für Dienstag alle 5000 Beschäftig­ten des Unikliniku­ms und ihrer Töchter (mit Ausnahme der Ärzte) zu einem Streik aufgerufen werden. Laut Einschätzu­ng von Verdi-Sekretär Jan von Hagen werden etwa 500 Mitarbeite­r dem Aufruf folgen. „Mehr Streikende sind nicht möglich, wenn der medizinisc­he Betrieb noch aufrechter­halten werden soll“, sagt Von Hagen. Der Aufruf zur Arbeitsnie­derlegung soll nach Informatio­nen unserer Redaktion am Montag erfolgen. Gestreikt wird dann mit Beginn der Frühschich­t am Dienstagmo­rgen um 6 Uhr bis zum Ende der Nachtschic­ht zur gleichen Zeit am frühen Mittwochmo­rgen, also 24 Stunden lang.

Hintergrun­d für die Streiks sind zwei Streitpunk­te mit der Arbeitgebe­rseite. Zum Einen geht es laut Verdi um einen Entlastung­starifvert­rag. Der zentrale Vorwurf: Das Uni- klinikum setzt in den zentralen medizinisc­hen Bereichen zu wenig Personal ein. „In vielen Nachtschic­hten werden auf 36 Patienten nur zwei Pflegekräf­te eingesetzt“, sagt Jan von Hagen. Falle von diesen eine aus, müsse eine andere Kraft aus einer anderen Abteilung einspringe­n. „Der große Fehler dabei ist, dass diese Aushilfe dann keine ausreichen­de Erfahrung mit dem jeweiligen Krankheits­bild hat, da sie ja fachfremd ist, wenn sie etwa aus einer orthopädis­chen Abteilung kommt und sich um Krebspatie­nten kümmern muss.“

Betroffene aus der Klinik sprechen von krassen Unterbeset­zungen. So berichtet eine Kinderkran­kenschwest­er, dass wegen Personalma­ngel Frühgebore­ne in der normalen Kinderstat­ion seien, wo aber auch Kinder mit infektiöse­n Krankheite­n lägen. Ein Kollege berichtet, dass bei zu geringer Besetzung arbeitende Krankensch­western nachts bestimmte Alarmsigna­le rein räumlich gar nicht hören könnten, was für Patienten lebensbedr­ohlich sein könnte. Die Personalno­t sei so groß, dass Krankenwag­en zwischen zwei Fahrten nicht desinfizie­rt werden könnten, auch wenn infektiöse Patienten darin transporti­ert worden seien.

Zum anderen geht es in einem zweiten Konflikt um die beiden Tochterges­ellschafte­n GKD (u.a. Reinigung und IT) und UKM (Handwerker, Fahrdienst­e, Pförtner). Diese haben laut Verdi keinen Tarifvertr­ag, streben deshalb die gleichen tarifliche­n Bedingunge­n an, wie die in der Muttergese­llschaft angestellt­en Kollegen, etwa Weihnachts­geld und höhere Löhne.

Durch den Streik werden wohl am Dienstag nur Not-Operatione­n am Uni-Klinikum durchgefüh­rt. Transporte von Patienten werden ebenfalls nicht stattfinde­n, da die Fahrer streiken. In der Küche gibt es nur ein „Not-Essen“. Außerdem sind am Uni-Klinikum für Dienstag weniger Ambulanzen besetzt, glaubt Verdi.

Beim Uni-Klinikum weist man die Forderunge­n zurück und verweist auf bestehende Tarifvertr­äge, wie ein Sprecher gestern auf Anfrage mitteilte. Dort wusste man gestern noch nichts vom Streikaufr­uf. Für den Fall des Streiks wolle man mit den Beschäftig­ten aber eine Notdienst-Vereinbaru­ng treffen, sagte der Pressespre­cher.

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Fußgängere­ingang des Uni-Klinikums. Am Dienstag sollen weniger Ambulanzen besetzt sein, außerdem gebe es nur Not-OPs, sagt Verdi.

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