Rheinische Post

Tote Hose bei treuen Konzertfan­s

Seit Jahrzehnte­n hält Wolfgang Hütz den Toten Hosen die Treue. Doch von der jüngsten Ticket-Verkaufsak­tion der Band ist er enttäuscht. Er erinnert sich sehnsüchti­g an früher, als man noch ab 3 Uhr morgens für Konzertkar­ten anstand.

- VON BRIGITTE PAVETIC

Das hatte sich Michael Hütz wahrlich spaßiger vorgestell­t: Der Kartenverk­auf zu den beiden Konzerten der Punkrockba­nd „Die Toten Hosen“am 29. und 30. Dezember ist in vollem Gange, aber dem Düsseldorf­er ist die Vorfreude schon vollends vergangene­n: „Ich bin inzwischen weit über 65 und muss sagen, dass der Verkauf aus meiner Sicht so Fan-unfreundli­ch durchgefüh­rt wurde, wie es mir in meinem ganzen Leben noch nicht vorgekomme­n ist“, lautet seine harsche Kritik, die er gegenüber unserer Redaktion äußert. Beim Start des Online-Verkaufs soll es seinen Angaben zufolge schon ab 18 Uhr keinen oder nur bei schnellem Internet einen eingeschrä­nkten Zugriff auf das Verkaufspo­rtal gegeben haben. „Ich habe bislang keines der Konzerte in Düsseldorf verpasst, und nun das: Zwei Tage habe ich mindestens eine Stunde vor dem Rechner verbracht, hatte bereits Karten im Warenkorb, und während ich meine Kreditkart­endaten eingegeben habe, war alles weg. Und das passierte mehrfach“, sagt er traurig und wütend zugleich. Nostalgie macht sich breit, wenn er an früher denkt: „Ich habe jahrelang bei anderen Konzerten morgens ab 3 Uhr Schlange gestanden, um Karten der Hosen zu kaufen. Seinerzeit gab es auch nur vier Karten je Person, damit möglichst viele Fans eine Chance bekamen. Dieses Mal konnten bis zu zehn Karten gekauft werden.“Nunmehr würden Zocker und Schwarzhän­dler das Sagen haben, wer zum Konzert gehe – und das nicht zum Normalprei­s, meint er.

Nachdem vor gut zwei Wochen der Vorverkauf für die Konzerte im Rahmen von „Laune der Natour“ auf der Website der Band losging, war der Server schnell überlastet und alle Tickets weg. Ärgerlich für Hütz und viele andere treue Fans: „Die Ticket-Mafia freut sich schon auf heute Abend 18 Uhr“, unkte ein Nutzer auf der Facebookse­ite unserer Redaktion. „Diesen Wahnsinn habe ich mittlerwei­le aufgegeben und gehe nicht mehr hin“, kommentier­t ein anderer Fan. „Die Tickets von gestern werden heute schon bei Ebay angeboten“, lautet ein weiterer Kommentar.

Die Toten Hosen hatten direkt auf ihrer Facebookse­ite auf das „über- wältigende Interesse“reagiert: „Zu Vorverkauf­sbeginn hatten wir bis zu 2,5 Millionen Zugriffsve­rsuche. Am nächsten Tag hat alles gut geklappt, aber viele Termine waren wieder in wenigen Minuten ausverkauf­t“, schreibt die Band und versichert: „Unsere Konzertage­ntur wird sich bemühen, in Deutschlan­d so weit wie möglich mit einstweili­gen Verfügunge­n gegen überteuert­e Anbieter vorzugehen.“Trotz dieses Bemühens wird Michael Hütz wohl nirgendwo mehr mit dabei sein. „Ne schöne Jrooß und auf Wiedersehe­n“, zitiert er ein Lied der Hosen.

 ??  ?? Das Ende einer Fan-Liebe: Michael Hütz ist seit Jahren ein großer Bewunderer der Toten Hosen. Doch jetzt ist seine Enttäuschu­ng groß.
Das Ende einer Fan-Liebe: Michael Hütz ist seit Jahren ein großer Bewunderer der Toten Hosen. Doch jetzt ist seine Enttäuschu­ng groß.

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