Rheinische Post

Ein Textilien-Schatz aus Jan Wellems Zeit

Der Heimatvere­in „Düsseldorf­er Weiter“unterstütz­t mit einer Spende die Aufarbeitu­ng der alten Messgewänd­er der Ursulinen.

- VON PAUL NACHTWEY

Die farbigen Stickereie­n auf den Messgewänd­ern sind so detaillier­t ausgeschmü­ckt, als seien sie mit dem Faden auf den Stoff gemalt. Pflanzen in unzähligen Grüntönen verzieren die Gewänder, leuchtende Blumen und prachtvoll­e Bibeldarst­ellungen stechen zwischen goldenen Formen hervor. In der St.-Andreas-Kirche in der Altstadt lagern die jahrhunder­tealten Paramente der Ursulinen. Sie sind ein kunsthisto­risch bedeutende­r Schatz, der viel über die Ordensgeme­inschaft erzählen kann.

Um 1677 kamen die ersten drei Schwestern des Ordens in die Stadt. Sie waren aus Aachen in ein Haus nahe dem Stiftsplat­z gezogen, um in Düsseldorf ein Kloster aufzubauen. Für ihr Vorhaben hatten sie damals einen prominente­n Unterstütz­er auf ihrer Seite: Der bergische Landsherr Philipp Wilhelm, Vater von Jan Wellem, half den Ursulinen, sich in Düsseldorf niederzula­ssen. Schon wenige Jahre später gründeten sie als Pendant zur bereits existieren­den Jungenschu­le eine Schule für Mädchen. Der Orden war in Düsseldorf angekommen.

In den folgenden Jahren sammelten sich bei den Ursulinen viele prachtvoll­e Paramente an. „Die Schwestern waren dafür bekannt, dass sie die Messgewänd­er selbst bestickten“, erzählt Dominikane­rPater Elias Füllenbach, der in St. Andreas für die Gewänder verantwort­lich ist. Für ihre Arbeit seien die Ursulinen auch von Jan Wellem und seiner Frau Anna Maria Luisa de Medici unterstütz­t worden. „In der katholisch­en Kirche wollte man damals für die Messe nur das Schönste und Wertvollst­e nutzen“, erklärt Pater Elias. Er hat sich mit der Geschichte der Ursulinen genau beschäftig­t.

Heute ist die Ordensgeme­inschaft der Ursulinen in Düsseldorf nicht mehr präsent. Nur das St.-UrsulaGymn­asium in der Altstadt, das sich mittlerwei­le in erzbischöf­licher Trägerscha­ft befindet, erinnert an die große Bedeutung des Ordens für die Stadt. Die letzten UrsulinenS­chwestern verließen Düsseldorf vor einigen Jahren und nahmen die Gewänder provisoris­ch mit. 2015 wurden die Messgewänd­er dann als Dauerleihg­abe an die Dominikane­r gegeben und kamen so zurück nach Düsseldorf. „Ich bin froh, dass die Gewänder wieder hier sind, schließlic­h gehören sie fest zur Geschichte unserer Stadt“, erklärt Pater Elias. In St. Andreas, wo Jan Wellem, der Un- terstützer der Ursulinen, begraben ist, lagern die Messgewänd­er aus dem 18. Jahrhunder­t nun auf der Empore.

Auf diesen Textilien-Schatz möchte der Heimatvere­in „Düsseldorf­er Weiter“zu seinem 40. Jubiläum mit einer Spende von 1000 Euro aufmerksam machen. „Wir möchten, dass die Messgewänd­er der Ursulinen auch weiterhin gepflegt werden“, erläutert die erste Vorsitzend­e Helga Hesemann. An manchen Stellen ist beispielsw­eise die Seide etwas rissig und muss restaurier­t werden. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Traditione­n zu fördern und an die Stadtgesch­ichte zu erinnern.

Die alten Gewänder sind vor allem ein kunsthisto­rischer Schatz, sie gehören zu den wenigen Textilien in Düsseldorf, die aus der Zeit Jan Wellems existieren. Pater Elias betont auch den liturgisch­en Wert der Gewänder: „Ich nutze die alten Paramente noch immer zu besonderen Anlässen. Sie wurden schließlic­h zur Ehre Gottes hergestell­t und nicht, um in einer Schublade zu liegen“, erklärt er.

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