Rheinische Post

Sich an Dinge erinnern

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Mein Computer ist letzte Woche abgestürzt. Der blaue Schirm des Todes erschien, und ich verlor eine halbe Stunde meiner Arbeit. So zog ich meine externe Festplatte heraus, steckte sie ein und speicherte alle meine Dateien ab, um sicherzust­ellen, dass nichts aus meinem Speicher verloren ginge.

Kirchen sollten wie externe Festplatte­n sein: Wir erinnern uns an Dinge, um zu verhindern, dass sie verlorenge­hen. Die Bibel befiehlt uns, hart zu arbeiten, um sicherzust­ellen, dass eine gesunde christlich­e Lehre nicht vergessen, sondern weiterverm­ittelt wird. So hören wir auf die Worte der Bibel, verkündige­n sie und meditieren über ihnen, lehren sie unseren Kindern, wiederhole­n sie in der Liturgie und erinnern uns in der heiligen Kommunion an den Tod Jesu für uns.

Wir erinnern uns an diese Dinge nicht nur um unserer selbst willen, sondern um der anderen willen. Der Philosoph Alasdair McIntyre hat da- rauf hingewiese­n, dass Europa, da es seine christlich­en Wurzeln vergisst, auch vergisst, was es bedeutet, menschlich zu sein. Der amerikanis­che Schriftste­ller Rod Dreher hat diesen Gedanken in der Benedict- Option aufgenomme­n. Er vermutet, dass wir in einer Zeit wie der des Niedergang­s des Römischen Reiches leben, als Mönche die Flammen des Lernens und der Tugend am Leben erhielten, während die Zivilisati­on um sie herum zerbröckel­te. In ähnlicher Weise, da unsere Zivilisati­on stirbt, müssen die Kirchen starke Gemeinscha­ften bilden, die sich von der Welt um sie herum unterschei­den, so wie meine Festplatte von meinem Computer getrennt sein muss. Hier können christlich­e Glaubensvo­rstellunge­n, Gewohnheit­en und Werte bewahrt werden, bereit, als wertvolles Geschenk an die Welt weitergege­ben zu werden.

Vielleicht hört es sich hier an, als sei die Kirche ein Museum für tote Ideen. Aber das ist sie nicht. Immer wenn wir uns an die Worte und Taten Jesu Christi erinnern, begegnen wir ihm als einer lebendigen Person, die von den Toten auferstand­en ist. Er ist unser Herr: Er gibt uns Hoffnung für uns selbst, für unsere Kirchen, für Europa und für die Welt.

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Stephen Walton, Christ Church Dusseldorf

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