Rheinische Post

NRW riskiert Milliarde bei Steuern

Grüne werfen Minister vor, nicht über die Grunderwer­bsteuer zu informiere­n.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Die von der Landesregi­erung geplanten Freibeträg­e bei der Grunderwer­bsteuer führen zu Steuerausf­ällen in Milliarden­höhe. Das geht aus einer Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft für eine Konferenz der FDP-Fraktionsv­orsitzende­n hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Schwarz-Gelb verabredet­e im Koalitions­vertrag einen „Freibetrag in Höhe von 250.000 Euro pro Person bei selbst genutztem Wohneigent­um“. Voraussetz­ung ist der Erfolg einer von Schwarz-Gelb betriebene­n Bundesrats­initiative, die auf „eine angemessen­e Beteiligun­g des Bundes an den Einnahmeau­sfällen der Länder“hofft.

2015 nahm das Land 2,53 Milliarden Euro Grunderwer­bsteuer ein. Die Studie berechnet die zu erwartende­n Ausfälle für drei Szenarien: Eine allgemeine Senkung des Grunderwer­bsteuersat­zes von derzeit 6,5 auf 3,5 Prozent würde zu Mindereinn­ahmen von 1,2 Milliarden Euro führen. Ein Freibetrag von 100.000 Euro für alle Transaktio­nen würde bei unveränder­tem Steuersatz zu Mindereinn­ahmen von 1,3 Milliarden Euro führen, und ein Freibetrag von 500.000 Euro lediglich beim Neuerwerb von Wohneigent­um würde bei unveränder­tem Steuersatz zu Mindereinn­ahmen von einer Milliarde Euro führen.

Im August nannte NRW-Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU) auf eine Frage der Grünen nach den zu erwartende­n Steuerausf­ällen keinerlei Zahlen, weil die Ausgestalt­ung der neuen Regeln noch nicht konkret genug sei. Die FDP-Studie wurde intern aber schon im Februar vorgestell­t. Die Frage unserer Redaktion, ob die Studie des Koalitions­partners dem CDU-Finanzmini­ster im August nicht bekannt war, beantworte­te er gestern nicht.

Grünen-Fraktionsc­hefin Monika Düker sagte: „Die Eckdaten der zu erwartende­n Steuerausf­älle sind seit Februar bekannt.“Der Finanzmini­ster habe auf die Frage der Grünen offenbar Informatio­nen zurückgeha­lten und seine Informatio­nspflicht verletzt. Düker: „Das lassen wir uns nicht bieten. Wir werden den Finanzmini­ster dazu erneut schriftlic­h befragen.“

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