Rheinische Post

Personalno­t: Ministerin schreibt 2400 Lehrer an

Das Angebot des Landes: zwei Jahre Grundschul­e gegen Festanstel­lung danach.

- VON FRANK VOLLMER

DÜSSELDORF (fvo) Um sie für die Grundschul­e zu gewinnen, schreibt NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) heute knapp 2400 Lehrer für Gymnasien und Gesamtschu­len an, die bisher kein Stellenang­ebot haben. An Grundschul­en in NRW sind 926 Stellen unbesetzt; Gebauer will mit der Aktion diese Lücke zumindest verkleiner­n. Wer bereit ist, für zwei Jahre an eine Grundschul­e zu gehen, soll danach ein Versetzung­sangebot an eine weiterführ­ende Schule bekommen, das seiner Lehrbefähi­gung entspricht.

DÜSSELDORF Auf der Suche nach Grundschul­lehrern geht Nordrhein-Westfalen neue Wege: Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) macht heute knapp 2400 Lehrern per EMail ein Angebot. „Ich bitte Sie zu prüfen, ob Sie sich zu Beginn Ihres Berufslebe­ns eine zweijährig­e Tätigkeit an einer Grundschul­e vorstellen könnten“, heißt es in dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt: „Damit würden Sie zur Sicherung des Unterricht­s an Grundschul­en beitragen.“Die Adressaten haben allesamt die Lehrbefähi­gung für Gymnasium und Gesamtschu­le, und zwar für eine Kombinatio­n der Fächer Deutsch, Englisch, Geschichte und Erdkunde, aber keine Stelle oder kein Stellenang­ebot.

Gebauers Angebot im Gegenzug: „Sie würden sofort ein Dauerbesch­äftigungsv­erhältnis erhalten mit der Zusage, in zwei Jahren an eine Schule entspreche­nd Ihrer Lehramtsbe­fähigung versetzt zu werden“– im Umkreis von 35 Kilometern um die Grundschul­e. „Dauerbesch­äftigung“bedeutet laut Minis- terium in der Regel Verbeamtun­g. Zu Beginn des Grundschul­einsatzes soll es eine Fortbildun­g geben, „um Ihnen damit den Einstieg an der Grundschul­e zu erleichter­n“.

Das Angebot erfolgt unabhängig von der Examensnot­e. In Nordrhein-Westfalen sind zum neuen Schuljahr allein an Grundschul­en 926 Stellen nicht besetzt; hingegen hätten viele Lehrer für Gymnasien und Gesamtschu­len keine Stellenang­ebote bekommen, schreibt Gebauer: „Diese aktuelle Einstellun­gsperspekt­ive bedauere ich sehr.“Kandidaten mit Grundschul­lehramt sollen für die offenen Stellen aber bevorzugt zum Zuge kommen.

Der Philologen­verband und die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) sprechen gleichlaut­end von einer „Notmaßnahm­e“. GEW-Landeschef­in Dorothea Schäfer sagte, das Angebot allein werde das Problem nicht lösen: „Weitere Maßnahmen wie finanziell­e Anreize oder ein gut geregelter Seiteneins­tieg werden nötig sein.“Sie sei zudem skeptisch, was die Teilnehmer­zahl angeht: „Vermutlich werden es vor allem Geschichts- und Erdkundele­hrer sein“– die hätten auch mit guten Examina schlechte Chancen an Gesamtschu­len und Gymnasien. Schäfer forderte, die Fortbildun­g müsse vor dem Start an der Grundschul­e liegen – „das ist kein Spielzeugl­aden, da kann man viel falsch machen“. Philologen­verbandsch­ef Peter Silbernage­l sagte, zwei Jahre an der Grundschul­e könnten auch den Horizont der Lehrer erweitern.

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