Rheinische Post

Das Rätsel um die 100 Millionen Euro

Der Stadtrat berät ab Donnerstag über den Haushalt. Stadtspitz­e und Politik wollen ein großes Sparprogra­mm starten. Aber wo soll der Rotstift angesetzt werden?

- VON ARNE LIEB

Der Rat berät ab Donnerstag über den Haushalt. Stadtspitz­e und Politik planen ein Sparprogra­mm. Aber wo soll der Rotstift angesetzt werden?

So langsam wird es ernst mit dem Sparen. Die Stadtspitz­e wird am Donnerstag einen Haushaltsp­lan für 2018 vorlegen, der mit einem Defizit abschließt. Bis Dezember muss die Politik entscheide­n, wie das Minus durch geringere Ausgaben oder höhere Einnahmen ausgeglich­en werden soll. Es geht um viel Geld: Kämmerin Dorothée Schneider hat wiederholt gesagt, dass Düsseldorf rund 100 Millionen pro Jahr sparen muss, um wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Nun sollen Taten folgen. Warum soll gespart werden? Düsseldorf hat seine sogenannte Ausgleichs­rücklage aufgebrauc­ht. Der Grund ist, dass die Stadt in den meisten Jahren mehr ausgibt, als sie einnimmt. Im Jahr 2016 machte sie ein Minus von 128 Millionen Euro. In diesem Jahr wird das Defizit aller Voraussich­t nach geringer ausfallen. Das Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP sowie die CDUOpposit­ion sind sich aber einig, dass sie gegensteue­rn müssen. Sonst droht eine immer höhere Verschuldu­ng. Das Problem: Die Verwaltung gilt längst als verschlank­t. Wer weiter sparen will, muss Beschlüsse treffen, die die Bürger schmerzen. Was tut die Stadtspitz­e? Oberbürger­meister Thomas Geisel ( SPD) bringt zunächst wie üblich den ersten Entwurf ein. Er enthält die Prognosen zu Einnahmen etwa durch Steuern und Gebühren, außerdem alle geplanten Ausgaben von Kitas bis Museen und von Straßenbau bis Schwimmbäd­er. Ein mögliches hartes Sparprogra­mm ist noch nicht berücksich­tigt. Die Politik muss sich bis Dezember entscheide­n, welche Änderungen sie vornehmen will. Es werden politisch wohl turbulente Monate. Wie fällt die Entscheidu­ng? Der erste wichtige Termin ist Sonntag. Da wird zwar nicht übers Sparen geredet, aber es wird der Bundestag gewählt. Vorher wollte keine Partei das heikle Thema angehen. Zwei Tage später trifft sich die Sparkommis­sion des Rats. Die Beteiligte­n wollen zunächst weiter hinter verschloss­enen Türen diskutiere­n. Die Politik hat die Kämmerei vor den Sommerferi­en beauftragt, diverse Sparideen zu prüfen. Nun geht es an die Umsetzung. Wie es heißt, soll eine Lösung gefunden werden, die alle Bevölkerun­gsgruppen gleich trifft.

Wo wird gespart? Das ist bislang das große Rätsel. Die im Raum stehenden bis zu 100 Millionen Euro sind auch bei einem Haushaltsv­olumen von rund 2,6 Milliarden Euro ein großer Betrag. Düsseldorf dürfte sich Ideen von anderen Kommunen und die Empfehlung­en von Beratern anschauen, etwa der Gemeindepr­üfungsanst­alt. Eine Erhöhung von Steuern schließt die Ratsmehrhe­it aus, bestimmt aber wird versucht werden, die Erträge zu erhöhen. Das bedeutet zum Beispiel höhere Gebühren oder teurere Tickets für Kultureinr­ichtungen – die hatte Oberbürger­meister Thomas Geisel bereits angeregt. Auf der anderen Seite könnten städtische Angebote eingeschrä­nkt werden. Die Gemeindepr­üfungsanst­alt hat 2014 etwa eine überdurchs­chnittlich­e hohe Zahl von Bürgerbüro­s ausgemacht. Auch der Sozialbere­ich, auf den hohe Transferau­fwendungen entfallen, könnte in den Fokus geraten. Die Rede ist davon, dass es einige Maßnahmen mit großem Hebel statt vieler kleiner Eingriffe geben soll. Was ist mit dem Geld aus dem Verkauf des städtische­n Kanalnetze­s? Die drängendst­en Probleme ist Düsseldorf vorerst los, wenn die rund 600 Millionen Euro aus der Übertragun­g des Kanalnetze­s an einen Eigenbetri­eb eintreffen. Der Deal soll bis Ende des Jahres abgeschlos­sen sein. Derzeit wird geprüft, bei welchen Banken die Darlehen aufgenomme­n werden. Das Geld soll aber für Investitio­nen verwendet und nicht zum Ausgleich neuer Defizite aufgebrauc­ht werden – so zumindest wird immer wieder betont.

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RP-FOTO: END Kämmerin Dorothée Schneider mahnt, dass die Stadt sparen muss .

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