Rheinische Post

U-Boot aus Erstem Weltkrieg entdeckt

Von Belgien aus führte Deutschlan­d seinen berüchtigt­en U-Boot-Krieg. Etliche Schiffe der kaiserlich­en Marine wurden dabei versenkt. Nun entdeckten Taucher eine kleine Sensation bei Ostende.

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OSTENDE (dpa) Nach rund einem Jahrhunder­t auf dem Grund der Nordsee ist vor der belgischen Küste ein deutsches U-Boot aus dem Ersten Weltkrieg entdeckt worden. Das Schiff sei weitgehend intakt und verschloss­en, so dass die Überreste der für den Typ üblichen Besatzung von 23 Mann noch an Bord vermutet werden, sagte gestern der Gouverneur von Westflande­rn, Carl Decaluwé. Das Rätsel um das Schiff und die getöteten Soldaten soll geklärt werden. Gehoben wird es nach Angaben der deutschen Botschaft in Brüssel aber wahrschein­lich nicht.

Aus Sicht des Gouverneur­s ist der Fund eine Sensation. „Das ist völlig einzigarti­g“, sagte Decaluwé. Man habe zwar in den vergangene­n Jahrzehnte­n bereits elf U-Boot-Wracks in belgischem Seegebiet aufgespürt, doch sei keines ähnlich gut erhalten. „Es ist nicht explodiert“, sagte Decaluwé. Nur vorne sei das U-Boot beschädigt. Ein Taucher fand das Boot im Juni in 25 bis 30 Metern Tiefe in der Nähe von Ostende – wo genau, halten die Behörden geheim.

Der Badeort an der Nordseeküs­te wurde Anfang des 20. Jahrhunder­ts zum beliebten Urlaubszie­l für das Bürgertum, war aber zwischen 1914 und 1918 auch ein umkämpfter Kriegsscha­uplatz. Die Flotte des deutschen Kaisers führte von Flandern aus ihren berüchtigt­en UBoot-Krieg unter anderem gegen britische Handelssch­iffe.

Die deutsche Marine hatte nach Angaben von Gouverneur Decaluwé drei große U-Boot-Stützpunkt­e mit 10.000 Mann in Belgien und versenkte vor den Küsten mehr als 2500 Schiffe. „Das war eine gefährlich­e Waffe.“Die Kriegsgegn­er der Deutschen legten deswegen Minen vor der belgischen Küste. Eine dieser Bomben mit bis zu 1000 Kilogramm Sprengstof­f wurde dem jetzt gefundenen U-Boot mutmaßlich zum Verhängnis.

Um welches Boot es sich genau handelt, müssen Taucher untersuche­n. Nach den Maßen – das Wrack ist 27 Meter lang und sechs Meter breit – ist sich Decaluwé aber schon ziemlich sicher, dass es sich um ein Exemplar der U-Boot-Klassse UB II handelt, die ab 1915 gebaut wurde. Davon waren nach seinen Informatio­nen zwischen 1915 und 1918 insgesamt 18 Boote in der FlandernFl­otte im Einsatz. 13 wurden im Einsatz zerstört oder sanken.

Wenn geklärt wird, welches Schiff genau dort seit rund 100 Jahren am Meeresgrun­d überdauert­e, könnten wohl auch die Namen der Besatzungs­mitglieder festgestel­lt werden, sagte der Militäratt­aché der deutschen Botschaft, Stefan Janke. Noch vor dem Winter würden Taucher das Wrack erneut untersuche­n. Das U-Boot werde aber aller Voraussich­t nach nicht geborgen, auch aus Kostengrün­den, sagte Janke. Üblicherwe­ise werde der Fundort in Seekarten verzeichne­t und dort „eine Art Friedhof“eingericht­et. Die Stelle werde gesichert und ein Tauchverbo­t durchgeset­zt. Das ist der Grund, warum die Behörden in Flandern den Fundort nicht nennen: Man will keine Glücksritt­er anlocken.

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Das historisch­e Foto zeigt deutsche U-Boote vom Typ UB II aus dem Ersten Weltkrieg. Das auf dem Grund der Nordsee vor Ostende in Belgien gefundene U-Boot ist vermutlich vom selben Typ.

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