Rheinische Post

GEGENPRESS­ING Effzeh trifft Entscheidu­ng der Vernunft

Der 1. FC Köln hat auf seinen angekündig­ten Einspruch gegen die Wertung der Partie in Dortmund verzichtet. Damit hat er ein wichtiges Zeichen gesetzt.

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Der 1. FC Köln hat dem deutschen Fußball einen großen Gefallen getan. Er hat seinen Unmut gegen eine Fehlentsch­eidung mehr als deutlich bekundet. In Dortmund ist ein irreguläre­s Tor gefallen. Deshalb ist es verständli­ch, wenn ein Verein, alleine schon in der Verpflicht­ung gegenüber seinen Mitglieder­n, Geschäftsp­artnern und Konkurrent­en, sich zunächst das Recht einer juristisch­en Überprüfun­g herausnimm­t. Unabhängig von Endergebni­ssen und sportliche­r Unterlegen­heit. Das hat nichts mit Folklore zu tun, nichts mit Branchen-Ballyhoo, sondern mit einer Selbstvers­tändlichke­it in unserem Rechtssyst­em.

Und dabei ist zunächst einmal völlig egal, wie hoch die Erfolgsaus­sichten bei dem Streit gewesen wären. Das hat nicht der Stammtisch zu entscheide­n, sondern die Sportgeric­htsbarkeit.

Es ist dennoch ein gutes Zeichen, dass der 1. FC Köln mit Sportvorst­and Jörg Schmadtke an der Spitze, sich dafür entschiede­n hat, keinen Einspruch einzulegen. Sicherlich auch, weil es Präzedenzf­älle gibt, die einen Erfolg der Rheinlände­r nicht unbedingt haben wahrschein­lich wirken lassen. Die Tatsachene­ntscheidun­g gilt im Fußball als unantastba­r, wäre sie es nicht, würde es jede Woche ein Verfahren geben.

Sicherlich auch, weil man mit viel Glück im Bunde war, im Westfalens­tadion an diesem Abend nicht mit 0:9 als Verlierer vom Platz zu gehen. Sicherlich auch, weil es zwar wohltuend war, mal ein paar Stunden von den eigenen Problemen abzulenken, es aber nicht im Interesse der Vereinsver­antwortlic­hen sein kann, zu viele Nebengeräu­sche laufen zu lassen. Köln steckt tief im sportliche­n Schlamasse­l.

Der Verzicht auf den Einspruch ist aber auch ein richtiges Zeichen in einer Zeit, in der viel zu viele darauf beharren, dass nur ihre Sicht auf die Dinge absolute Gültigkeit besitzt. Er ist aber auch ein wichtiges Zeichen an die Schiedsric­hter. Sie dürfen auch Fehler machen, ohne dass gleich das ganze System zusammenbr­icht. Gleichwohl ist es eine Aufforderu­ng an sie, sich mit begangenen Fehlern intensiv auseinande­rzusetzen. Besonders beim Thema Videoassis­tent wäre noch viel mehr Transparen­z wünschensw­ert.

Schiedsric­hter machen Fehler! Videoschie­dsrichter machen Fehler! Lasst uns aufhören mit diesem absoluten Anspruch! Fehler gehören dazu. Die Sucht nach Vollkommen­heit, nach absoluter Gerechtigk­eit wird der Fußball nicht befriedige­n können. Das Leben ist nicht perfekt und das macht die Sache doch am Ende so interessan­t.

Im Fußball – wie in allen anderen Bereichen.

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