Rheinische Post

Eine Zeitreise durch die Parlaments­geschichte

Wolfgang Gärtner arbeitete lange im Düsseldorf­er Landtag. Nun führt er Besucher durch das Museum des Parlaments.

- VON PAUL NACHTWEY

Wolfgang Gärtner kennt jede Anekdote aus dem Düsseldorf­er Landtag. Mit Freude erzählt er die Geschichte von den Mitglieder­n des Finanzauss­chusses, die auf der Dienstreis­e in die USA einen heimlichen Abstecher nach Las Vegas machten. Oder die des Fraktionsv­orsitzende­n, der den parteieige­nen Clubraum schloss und sich so bei den Journalist­en unbeliebt machte, die dort bis dahin einige gesellige Stunden verbracht hatten. Beides ist viele Jahrzehnte her.

Gärtner kam 1982 als Mitarbeite­r in den Landtag. Da tagte das Parlament noch im Ständehaus, und Johannes Rau regierte das Land. „Meine erste Aufgabe war damals, die vielen alten Karteikart­en in die mo- derne Datenverar­beitung zu integriere­n“, erinnert sich der promoviert­e Historiker. Heute helfen ihm die vielen Erfahrunge­n bei seiner neuen Arbeit. Seit Herbst letzten Jahres leitet er die Führungen im neu eröffneten Haus der Parlaments­geschichte. In vier liebevoll gestaltete­n Themenräum­en erklärt er den Besuchern die Stationen des Parlaments.

Die Ausstellun­g ist modern gestaltet und lässt die Besucher in den jeweiligen Abschnitt der Parlaments­geschichte eintauchen. Jeder Raum im Museum greift die Einrichtun­g und Stimmung der Zeit auf. Die Stühle in den Ausstellun­gsräumen sind den Sitzen im Landtag nachempfun­den, alte Rundfunkbe­richte werden aus historisch­en Radiogerät­en übertragen. Auch Aus- schnitte der Sitzungen werden in Filmsequen­zen gezeigt.

Die Geschichte des Landtags beginnt 1946 im Düsseldorf­er Opernhaus, wo die erste Sitzung feierlich eröffnet wurde. Später wechselten die Abgeordnet­en unter britischer Besatzung in den Theatersaa­l der Henkelwerk­e. 1949 wechselte das Parlament in das Ständehaus und blieb dort bis in die späten 1980er Jahre. Wolfgang Gärtner erinnert sich noch gut an den Politikbet­rieb im Ständehaus: „Wenn man die Tür zum Erfrischun­gsraum der Parlamenta­rier öffnete, sah man erst einmal nichts“, erzählt er und lacht. „So verqualmt war der Raum vom Zigaretten­rauch.“

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Auf ähnlichen Stühlen saßen die Abgeordnet­en 1946. Damals fand im Düsseldorf­er Opernhaus die erste Sitzung des Parlaments statt.

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