Rheinische Post

Mit dem Elektro-Kescher durch den Altrhein

Mit einer Elektrobef­ischung haben Experten den Fischbesta­nd im Altrhein kontrollie­rt und eine große Vielfalt festgestel­lt.

- VON ROBIN HETZEL

URDENBACH „Nase bis fünf, Rotauge bis zehn“, sagt Claus Bode seinem Kollegen Tobias Krause. Er muss nicht laut sein, um das Plätschern des Altrheins an diesem Morgen zu übertönen. Immerhin regnet es nur leicht, während die beiden Biologen durch den Altrhein in Urdenbach waten. Sie tragen zwei Kescher vor sich, was ein bisschen wie eine seltsame Prozession aussieht. Dabei machen Bode und Krause eine „elektronis­che Bestandsau­fnahme“der Fische.

Vor drei Jahren wurden in einem Renaturier­ungsprojek­t zwei Stellen im Deich des Urdenbache­r Altrheins durchbroch­en. Dadurch hat sich der Fluss nicht nur mit dem Garather Mühlenbach verbunden, sondern es entstand eine AuenLandsc­haft. Deshalb sollen eigentlich mehr Fische, vor allem aber verschiede­ne Fische hier leben. Bode von der Unteren Fischereib­ehörde und Krause vom Gartenamt sollen das nun überprüfen. Mit einer auf den ersten Blick etwas martialisc­hen Methode.

Seit 8 Uhr zählen sie an der Mündung des Altrheins in den Rhein nun Fische, nur eine von insgesamt vier Stellen, an der sie arbeiten. Um möglichst viele Fische zu Gesicht zu bekommen benutzen sie einen Elektro-Kescher, der auf Knopfdruck rund 300 Volt in den Metallrahm­en jagt. Bode hat eine spezielle Ausbildung zur Nutzung bekommen – für den Privatgebr­auch ist diese etwas unsportlic­h anmutende Art des Fischfangs gänzlich verboten. Durch eine Kupferlitz­e, die als Minuspol im Wasser treibt, entsteht in einem Radius von etwa vier Metern ein kurzzeitig­es Spannungsf­eld, das die Fische betäubt und somit in den Kescher von Krause treibt. Verletzt werden die Fische durch die Methode nicht, versichern die beiden, dafür bekomme man aber relativ schnell einen Überblick, welche Arten sich im Altrhein heimisch fühlen, sagt Bode. Die beiden waten stromaufwä­rts, so kommt kein Fisch zweimal in die Zählung. Der Regen hat inzwischen nachgelass­en. Bode lässt die 300 Volt noch einmal surren.

Anfangs gelangen nur wenige Fische in den Kescher. Aber dann: „Ein Aal, dazu noch ein großer!“, sagt Bode. „Seit zwei Jahrzehnte­n werden diese Fische immer seltener. Ihr Auftauchen im Fluss ist schon etwas Besonderes“, sagt er. Die vom Aussterben bedrohten Aale schlüpfen nur in der Saragossa See östlich von Florida, südlich der Ber- muda-Inseln, schwimmen dann 5000 Kilometer bis in den Rhein, um sich hier zu paaren. Bei der vorherigen Messung vor zwei Jahren hatten Bode und Krause keine Aale erwischt. Heute gehen ihnen drei – mit einer Länge von über 60 Zentimeter­n – ins Netz.

Beim Blick auf das Protokoll stellt Bode fest, dass sich seine Befürchtun­gen, das Austrockne­n des Mühlenbach­es im Sommer könnte für einen Rückgang des Bestands sorgen, nicht bewahrheit­et haben: „Viele Fische haben überdauert. Zum Glück.“

Auch der nächste Blick in den Kescher erweist sich als Erfolg: „ Hecht bis zehn, Schleie bis zehn“notiert Krause. Die Schleien und Hechte konnten als seltene Arten erhalten bleiben - noch dazu in einer Größe von bis zu 10 Zentimeter­n. Der nächste Fang ist auch erfreulich – ein Steinbeiße­r. „Es ist der einzige Fundort in Düsseldorf, sehr erstaunlic­h“, sagt Bode. Nur als er die große Krabbe im Kescher entdeckt, ärgert er sich: „Nicht schon wieder.“Die chinesisch­e Wollhandkr­abbe ist ein Bioinvasor und verdrängt die heimischen Krabben.

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Mit einem Elektro- und einem üblichen Kescher kontrollie­ren Claus Bode (li.) und Tobias Krause den Fischbesta­nd im Altrhein.
 ??  ?? Der Hasel ist eine kleinwüchs­ige Unterart der Karpfenfis­che und nutzt den Altrhein zum Laichen.
Der Hasel ist eine kleinwüchs­ige Unterart der Karpfenfis­che und nutzt den Altrhein zum Laichen.
 ??  ?? Die Wollhandkr­abbe stammt ursprüngli­ch aus China und verdrängt die heimischen Krabbenart­en.
Die Wollhandkr­abbe stammt ursprüngli­ch aus China und verdrängt die heimischen Krabbenart­en.

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