NRW ist im Bundestag wieder stark vertreten
Die NRW-CDU wird wohl die größte Landesgruppe in Berlin stellen. Offen ist die Rolle von Christian Lindner (FDP): Wird er Minister?
BERLIN/DÜSSELDORF Die CDU wird trotz ihrer Verluste im Vergleich zur letzten Wahl auch im neuen Bundestag wieder die größte Landesgruppe aus NRW stellen – wenn auch wohl mit weniger als den bisherigen 63 Abgeordneten.
Bekannte Köpfe aus der Region wie der bisherige LandesgruppenChef Günter Krings (Wahlkreis Mönchengladbach), derzeit noch Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, werden weiterhin das Gesicht der CDU auf Bundesebene prägen. Auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (Neuss), der ehemalige NRW-Verkehrsminister Oliver Witt- zwei der Landesliste. Auch der bisherige SPD-Bundesschatzmeister Dietmar Nietan (Platz 9) und Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt (Platz 10) dürften auf der sicheren Seite sein. Dagegen werden wohl der Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Axel Schäfer darauf angewiesen sein, dass sie ihren Wahlkreis gewinnen – sie finden sich erst auf den hinteren Listenplätzen.
Die prominentesten Grünen aus NRW im neuen Bundestag sind ebenfalls alte Bekannte. Oliver Kri- scher (Düren) hat sich mit seinem Kampf gegen die Braunkohle in NRW auch überregional einen Namen gemacht. Britta Haßelmann (Bielefeld), seit 2013 parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen im Bundestag, und die stellvertretende Bundesvorsitzende Katja Dörner (Bonn) werden es wohl ebenfalls wieder in den Bundestag schaffen.
Neu einziehen könnte der Landesvorsitzende der NRW-Grünen, Sven Lehmann (Köln). Damit stellt sich dann für die NRW-Grünen die Frage nach der Nachfolge an der Spitze des Landesverbandes – bei den Grünen traditionell eine Doppelspitze. Co-Chefin neben Lehmann ist Mona Neubaur.
Besonders prominent wird die FDP aus NRW vertreten sein: Parteichef Christian Lindner könnte künftig einer der wichtigsten Vertreter der Opposition im Bundestag sein. Oder sogar in der Regierung, wenn es tatsächlich zu einem JamaicaBündnis aus Union, Grünen und FDP kommen.
Für den Fall einer Regierungsbeteiligung gibt es noch zwei weitere NRW-Politiker der FDP, die sich un- ter Umständen Hoffnungen machen könnten auf Ministerposten: NRW-Generalsekretär Johannes Vogel, der schon den NRW-Wahlkampf für Lindner erfolgreich managte. Ein weiterer Kandidat für ein Ministeramt könnte möglicherweise der gerade neu inthronisierte NRWWirtschafts- und Digitalminister Andreas Pinkwart sein. Der Professor aus Leipzig hat schon einiges an Regierungserfahrung aufzuweisen. Im Kabinett Rüttgers amtierte er als Wissenschaftsminister. Die FDP war in der zurückliegenden Legislaturperiode gar nicht im Bundestag vertreten. Ebenso wie die AfD. Die NRW-AfD ist mit rund 4500 Mitgliedern der größte Landesverband der Alternative für Deutschland.
Auf Listenplatz eins steht Martin Renner, bislang vor allem bekannt als Co-Sprecher des AfD-Landesverbandes in Nordrhein-Westfalen. Der Betriebswirt trat seinerzeit aus der CDU unter anderem wegen der Euro-Rettungspolitik aus. Auf Platz zwei der Liste steht Jochen Haug, stellvertretender Landesvorsitzender und Ratsherr in Köln. Beide sind bundesweit bisher recht unbeschriebene Blätter.