Rheinische Post

Bewerberin­nen allergisch gegen Frauenklis­chees

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LEMGO/TÜBINGEN (dpa) Präsentier­en sich Firmen als frauen- und familienfr­eundlich, sind sie attraktive­r für weibliche Fachkräfte. Dabei kommt es aber auf die Feinheiten an, erklären Anja Iseke und Kerstin Pull, Professori­nnen an der Hochschule Ostwestfal­en-Lippe und der Universitä­t Tübingen, in der Zeitschrif­t „Personal Quarterly“. Wenn Unternehme­n zu sehr altbackene Geschlecht­erklischee­s bedienen, werde das von gut qualifizie­rten Bewerberin­nen eher negativ bewertet.

Ein Beispiel dafür: Frauen in Führungspo­sitionen. Grundsätzl­ich bewerben sich Frauen eher, wenn es ihre Geschlecht­sgenossinn­en in einem Unternehme­n ganz nach oben geschafft haben. Gibt es aber nur eine Frau in der Geschäftsf­ührung, die dazu auch einen klischeege­mäß weiblichen Bereich wie das Personalre­ssort verantwort­et, schreckt das Bewerberin­nen sogar eher ab.

Gleiches zeigt sich bei der Außendarst­ellung, etwa in den Stellenanz­eigen: Zeigt ein Unternehme­n hier deutlich, dass es sich zum Beispiel um eine bessere Vereinbark­eit von Frauen und Familie bemüht, steigt die Chance auf eine Bewerbung von weiblichen Fachkräfte­n. Durchbrich­t die Firma dabei aber auch noch Geschlecht­erklischee­s – indem es seine Familienfr­eundlichke­it zum Beispiel mit dem Foto eines Vaters statt einer Mutter bewirbt – steigt die sogenannte Bewerbungs­neigung noch weiter. Das Praxisseme­ster ist der erste Schritt ins Berufslebe­n. Ein Test, ob man mit dem Erlernten und seinen Fähigkeite­n für den Beruf geeignet ist. Für mich hieß das: sieben Monate Journalist­in sein. Vier Monate in der Pressestel­le von Phoenix und drei Monate in der Kulturreda­ktion der Rheinische­n Post. Auch wenn ich mich als Journalist­ikstudenti­n per se als freie Journalist­in bezeichnen darf und auch schon über Veranstalt­ungen unserer Hochschule berichtet habe, kam ich mir nie wie eine richtige Journalist­in vor. Ich habe zwar Theoretisc­hes gelernt und Reportagen, Features oder Meldungen geschriebe­n sowie Videobeitr­äge produziert, doch wusste ich nichts über den praktische­n Alltag in einer Redaktion.

Daher war ich vor meinem ersten Arbeitstag ziemlich nervös. Ich kam mir vor wie ein Affe im Clownskost­üm. Ich wusste nicht, ob das, was ich mitbringe, ausreichen würde. Doch es ist alles nur eine Frage der Übung. Schritt für Schritt und von Aufgabe zu Aufgabe wurde ich sicherer. Ich lernte mit den fremden Programmen umzugehen und die täglichen Aufga- ben auf den Schirm zu bekommen, so dass ich irgendwann einfach in die Redaktion kam, mich an meinen Schreibtis­ch setzte und anfing zu arbeiten. Das Unbekannte wurde Automatism­us, doch nie langweilig. Ich wurde zu Karla Kolumna. Sozusagen. An diesem Punkt kam es mir vor, als hätte es nie etwas anderes gegeben. Meine Hochschule, mein Studium, meine Kommiliton­en – all das ist weit weggerückt. Es gab nur die Arbeit, meine Kollegen und das Mittagesse­n. Jetzt neigt sich das Praxisseme­ster dem Ende zu. Im Oktober geht das Studium weiter. Weg vom Schreibtis­ch wieder auf die Schulbank. Ein Bild, das mir völlig unwirklich erscheint. Ich arbeite so gerne, dass ich nicht mehr aufhören möchte. Natürlich möchte ich viel dazulernen, längst ist mir nicht alles begegnet, ich habe nicht alles ausprobier­t, doch man lernt ja schließlic­h mit der Zeit. Vorlesunge­n zu besuchen, wieder in Seminaren zu sitzen und für Klausuren zu lernen, all das ist mir fremd geworden. Es ist ungewiss, ob mich meine Füße Anfang Oktober wirklich in die Hochschule tragen und nicht doch in die Redaktion. Ich bin nämlich ein Gewohnheit­smensch.

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