Rheinische Post

FDP und Grüne bereiten Koalition vor

Die Vorbereitu­ngen für eine Jamaika-Koalition laufen – FDP und Grüne könnten sich schon über die Aufteilung der Ministerie­n verständig­t haben, heißt es. Die Teams für die Sondierung­en stehen.

- VON BIRGIT MARSCHALL, GREGOR MAYNTZ UND EVA QUADBECK

BERLIN Während CDU und CSU damit beschäftig­t sind, sich auf eine gemeinsame Linie für die Koalitions­verhandlun­gen zu einigen, könnten Grüne und Liberale bereits konkrete Absprachen für eine eventuelle Jamaika-Koalition im Bund getroffen haben. Es kursiert in Berliner Kreisen ein Papier, wonach die Vertreter der beiden Parteien bereits in dieser Woche zusammenge­kommen sein sollen. Dort hätten sie sich darauf geeinigt, die JamaikaSon­dierungen erst nach dem 15. Oktober starten zu lassen, heißt es. An diesem Tag wird in Niedersach­sen ein neuer Landtag gewählt.

Schon gut zwei Wochen vor dem geplanten Start der Sondierung­sgespräche sollen sich die liberalen und grünen Unterhändl­er bereits auf die Aufteilung der Ministerie­n geeinigt haben. Wie aus einem Dokument aus Sondierer-Kreisen hervorgeht, das unserer Redaktion vorliegt, könnten FDP und Grüne Anspruch auf jeweils drei Ministerie­n erheben. Die Liberalen wollen dem- nach das Finanzmini­sterium, das Bildungsmi­nisterium, das auch für die Bereiche Technologi­e und Digitales zuständig sein soll, sowie das Justizmini­sterium besetzen. Die Grünen könnten den Außenminis­ter stellen und das Entwicklun­gssowie das Umweltress­ort beanspruch­en. Dabei würde das Umweltmini­sterium noch um die Zuständigk­eit für Verbrauche­rschutz erweitert werden. Sprecher beider Parteien dementiert­en, dass überhaupt ein Treffen zwischen den Vertretern stattgefun­den habe.

Ihr Interesse am Finanzmini­sterium, sollte es im Bund zu einer Jamaika-Koalition kommen, haben die Liberalen bereits öffentlich bekräftigt – zuletzt gestern: „Es ist ja unbestritt­en, dass das Finanzmini­sterium ein zentrales Ministeriu­m ist auf Augenhöhe mit dem Kanzleramt“, sagte FDP-Vize Katja Suding im ZDF. „Wir wollen eine liberale Handschrif­t hinterlass­en, wir wollen natürlich auch zentrale Positionen dann auch besetzen, um unsere Positionen durchzubri­ngen.“Als Kandidaten für den Ministerpo­sten werden der FDP-Vorsitzend­e Chris- tian Lindner, sein Vize Wolfgang Kubicki, FDP-Urgestein Hermann Otto Solms und der Präsident der Europäisch­en Investitio­nsbank, Werner Hoyer, gehandelt.

Wie aus Kreisen der Verhandler zu hören ist, sollen die Sondierung­en zwischen Union, Grünen und FDP am Montag nach der Niedersach- sen-Wahl starten und bis zum 24. Oktober dauern. In diesen Gesprächen will man sich bei den Knackpunkt­en auf eine Linie einigen.

Auch die Sondierung­smannschaf­ten von Grünen und FDP stehen bereits. Die Grünen haben eine 14-köpfige Gruppe gebildet. Neben den Partei- und Fraktionsc­hefs gehören unter anderem der Europa-Politiker Reinhard Bütikofer und der Umweltmini­ster aus dem von einer JamaikaKoa­lition regierten Schleswig-Holstein, Robert Habeck, dazu. Bei den Liberalen umfasst die Liste 13 Personen: neben Lindner unter anderem Kubicki und Parteivize Marie-Agnes Strack-Zimmermann.

Bei Gesprächen zur Bildung einer Jamaika-Koalition wird in der Europapoli­tik mit schwierige­n Verhandlun­gen gerechnet. Die griechisch­e Börse verlor nach dem deutschen Wahlausgan­g sechs Prozent. Anleger befürchten, die Bundesregi­erung werde einen härteren Griechenla­nd-Kurs fahren. Ein Schuldener­lass scheint ausgeschlo­ssen. Leitartike­l Seite A 2 Stimme des Westens Seite A 2 Politik Seiten A 4 und A 5

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