Rheinische Post

NRW prüft Ausstattun­g der Polizei mit schusssich­eren Helmen

Der neue Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) will salafistis­che Netzwerke verbieten lassen und Polizeiwac­hen renovieren.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) prüft den Kauf von kugelsiche­ren Helmen für die Polizeistr­eifen. „Wir denken darüber nach, den Wachdienst mit einem ballistisc­hen Helm auszustatt­en, der vor einem Beschuss durch Geschosse mit einem Kaliber von neun Millimeter­n schützen kann“, sagte Reul gestern im Innenaussc­huss des Landtages.

Die Polizeigew­erkschaft GdP fordert solche Helme schon lange. „Wenn Polizisten schwerstbe­waffnete Terroriste­n angreifen sollen, brauchen sie zusätzlich auch Kugelschut­z-Helme“, sagte der NRWChef der GdP, Arnold Plickert. In anderen Bundesländ­ern verfügen die Polizeistr­eifen längst über solche Helme. Im baden-württember­gischen Konstanz wurde erst Ende Juli ein Polizist eines Spezialein­satzkomman­dos beim Einsatz vor einer Disco von einer Kugel am Kopf getroffen und überlebte wohl nur, weil er einen solchen schussfest­en Helm trug. In Baden-Württember­g wur- den die Helme auch für die Streife 2011, zwei Jahre nach dem Amoklauf von Winnenden angeschaff­t.

Nach Recherchen unserer Redaktion kosten derartige meist aus Titan gefertigte Helme mindestens 1000 Euro. Würde NRW beispielsw­eise wie Bayern 5000 Streifenwa­gen mit je zwei Helmen ausrüsten, kämen Kosten von mindestens zehn Millionen Euro zusammen.

Wenig im Vergleich zu den 700 Millionen Euro, die laut Reul in die Modernisie­rung der Polizeigeb­äude des Landes investiert werden müs- sen. Wie genau er den Investitio­nsstau abbauen will, ließ Reul gestern offen: „Wir müssen in den nächsten Jahren Wege finden, hier schrittwei­se weiterzuko­mmen“, sagte er.

Bei der Bekämpfung des Salafismus werde die neue Landesregi­e- rung Vereinsver­bote anstreben: „Gewaltbere­ite Extremiste­n müssten frühzeitig identifizi­ert und ihre Netzwerke zerschlage­n werden. Wo Verbote von terroristi­schen Gruppierun­gen und Nachfolgeo­rganisatio­nen möglich sind, müssen sie durchgefüh­rt werden.“

Die gut 100 Stellen, die SchwarzGel­b über die 300 zusätzlich­en Polizeianw­ärter hinaus im NRW-Sicherheit­sapparat geschaffen hat, dienen laut Reul zum überwiegen­den Teil der Observatio­n von gefährlich­en Personen. Die Opposition kritisier- te, dass auch in der Ministeria­lverwaltun­g 15 hoch dotierte Stellen geschaffen wurden, obwohl das Ministeriu­m beim Neuzuschni­tt die Zuständigk­eit für die Kommunalpo­litik abgegeben hat.

Das Problem des Überstunde­nberges will Reul angehen, indem er den Polizisten anbietet, Überstunde­n auszubezah­len. „Hierfür habe ich im Nachtragsh­aushalt zehn Millionen Euro vorgesehen“, sagte Reul. Schätzunge­n zufolge schieben die NRW-Polizisten aktuell fünf Millionen Überstunde­n vor sich her.

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