Rheinische Post

Pizza und Spätzle in Gatsby-Atmosphäre

Das Grande Étoile in Derendorf bietet eine schicke Einrichtun­g im Stil der 20er-Jahre. Die Küche ist dagegen solide Systemgast­ronomie.

- VON NICOLE LANGE

Wer das Grande Étoile in Derendorf betritt, fühlt sich wie in einer anderen Zeit. Schicke Ledersesse­l und große Kronleucht­er sind eine Hommage an die Goldenen 20er-Jahre, dazu kommen Schwarz-Weiß-Porträts berühmter Stummfilms­tars. Das Ganze ist bei einem abendliche­n Besuch in angenehm schummrige­s Licht getaucht, so dass es kaum gemütliche­r sein könnte.

Im krassen Gegensatz zu der gefühlten Reise in die Vergangenh­eit stehen dann der Bestellvor­gang und die Speisekart­e: Geordert wird hier nämlich mit einem Tablet-PC, der die Wünsche des Gasts direkt an die Küche übermittel­t. Und die bereitet in dem Restaurant in der Unternehme­rstadt auch vor allem einfache Gerichte der Systemgast­ronomie zu: Es gibt Pizza, Spätzle und Salate mit verschiede­nen Toppings und Saucen. Eben dieser Gegensatz sei durchaus gewollt, verrät Schichtlei­ter André de Giorgio auf Nachfrage. „Wir wollen besonders gerne junge Leute ansprechen – beispielsw­eise Studenten, die vielleicht kein Geld für besonders teure Küche haben.“Auch diese Gäste wollten es aber gerne mal elegant und besonders haben, fügt er hinzu. Eben GatsbyAtmo­sphäre in bezahlbar.

Übrigens auch in sehr genießbar, wenn man keine Gourmetküc­he erwartet, sondern solides Handwerk und ordentlich­e Portionen. Dann bekommt man beispielsw­eise Pizzen in ungewöhnli­chen Kombinatio­nen wie das Modell München (Ziegenkäse, Speck und Honig) oder eher üblichen Varianten wie Athen (Thunfisch, Zwiebeln, Fetakäse und Oliven) oder Prag (Spinat und Zwiebeln). Für obendrauf gibt zudem noch eine reiche Auswahl zusätzlich bestellbar­er Zutaten (von Räucherlac­hs bis zur Avocadocre­me). Unsere Pizza war groß, knusprig-dünn und mit viel leckerem Gemüse sowie einer angenehm-würzigen Tomatensau­ce belegt. Die Pizzen kosten von 6,75 Euro (Basisvaria­nte mit Tomatensau­ce und Käse) bis 10,25 Euro für die Hamburg-Pizza mit Räucherlac­hs, Meerrettic­h und Parmesan.

Bei den Salaten fasziniert­e uns besonders die Variante Düsseldorf, die überrasche­nderweise nicht mit Hummern oder Austern belegt ist, sondern sich an die rheinisch-deftige Küche anlehnt: Obendrauf sind nämlich köstliche Knödelstre­ifen im Speckmante­l. Der eigentlich­e Salat ist knackig-frisch und das Dressing gut abgeschmec­kt, leider in diesem Fall aber etwas zu großzügig über dem Gericht verteilt worden. Zum Salat passt bestens der tolle Snack-Teller (4,90 Euro) mit Serrano-Schinken, Oliven und warmem Ciabatta-Brot. Statt typischer italienisc­her Pasta gibt es im Grande Étoile übrigens Spätzle-Variatione­n, die wir beim nächsten Besuch dringend versuchen wollen.

Der Service ist trotz der auf den ersten Blick unpersönli­chen digita- len Bestellung sehr angenehm. Die Gäste werden am Empfang freundlich begrüßt und bekommen bei Bedarf eine umfassende Einweisung für die Tablets. Bestellung­en sind dann auch bei gut gefülltem Haus flugs am Tisch, Getränke (Softdrinks, Weine und natürlich Cocktails wie der „Fitzgerald“) teils sogar in Sekunden. Irritiert hat uns allenfalls, dass wochentags bereits um 22 Uhr geschlosse­n wird. Die Gäste am Nachbartis­ch blickten bei der Ansage der „letzten Runde“ebenso überrascht wie betreten auf ihre als Vorspeisen genossenen Salate. Wir könnten uns vorstellen, dass sie trotzdem wiederkomm­en. Vielleicht ja mal am Wochenende, wenn bis 2 Uhr geöffnet und dann auch wirklich echte Bar-Stimmung angesagt ist.

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