Rheinische Post

Die Tür zum Titel ist für Vettel offen

Mercedes und Lewis Hamilton haben Probleme mit der Geschwindi­gkeit. Das Punktepols­ter spricht noch für den Briten.

- VON THOMAS WEITEKAMP

SEPANG (sid) Will Sebastian Vettel in diesen schwierige­n Tagen doch noch Hoffnung auf seinen ersten Titel mit Ferrari schöpfen, dann hilft dabei ein Blick auf die Rivalen. Mercedes und Lewis Hamilton wirkten nach dem Rennen in Malaysia, als hätten sie gerade eine WM verloren – dabei führt der Brite das Klassement so deutlich an wie nie in diesem Jahr. Er konnte sich nicht darüber freuen.

„Wir hatten an diesem Wochenende noch mehr Probleme, als es von außen ausgesehen hat“, sagte Hamilton nach seinem zweiten Rang in Sepang: „Das ist einfach nicht akzeptabel für ein Team wie Mercedes.“

Nur die außergewöh­nliche Pechsträhn­e von Ferrari in den vergangene­n beiden Rennen sorgt dafür, dass Hamilton 34 Punkte vor Vettel steht, das weiß auch Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff. „Das Pech anderer Leute muntert mich überhaupt nicht auf“, sagte der Österreich­er: „Wir können uns nicht über die Punkte freuen, die wir gegen Ferrari gewonnen haben. Denn wir haben sehr viel Geschwindi­gkeit verloren.“

Vettels Aufholjagd vom letzten Startplatz auf Rang vier nötigte Respekt ab und machte deutlich: Ohne die Antriebspr­obleme des Deutschen im Qualifying hätte dieser das Rennen wohl gewonnen. Das Gleiche galt zwei Wochen zuvor in Singapur, als ein Startcrash ihn aus dem Rennen nahm. Vettel war jeweils der schnellste Mann im Feld. In Malaysia holte stattdesse­n Max Verstappen seinen zweiten Karriere-Sieg, sein Red-Bull-Teamkolleg­e Daniel Ricciardo wurde Dritter.

Vom Tempo her war Mercedes auch in Sepang nur dritte Kraft, völlig ungewohnt für die Dominatore­n der vergangene­n Jahre. Und so rauchten noch am Sonntagabe­nd die Köpfe. Zweieinhal­b Stunden brütete das Werksteam über diesem Rennen auf der vermeintli­chen Mercedes-Strecke, erst anschließe­nd trat Wolff noch einmal vor die Presse und sprach vom „besten Debriefing in fünf Jahren: An solchen Tagen lernt man am meisten.“

Das Problem ist mittlerwei­le ein altbekannt­es, aber Mercedes konnte es bislang nicht bewältigen. „Auf warmem Asphalt und auf Strecken, auf denen mit viel Abtrieb gefahren wird, treffen wir das Temperatur­fenster der Reifen nicht“, sagt Wolff, „das ist bei uns die Geschichte des Jahres 2017.“

Die Schwäche des Weltmeiste­rTeams lässt die Tür zum Titel offen für Vettel, trotz des großen Rückstande­s. Wenn Mercedes nicht mal auf der Powerstrec­ke in Malaysia überlegen ist, sind Prognosen für die verbleiben­den fünf Rennen schwierig. „Mit diesem Auto kön- nen wir überall gewinnen“, sagt Vettel.

Zunächst muss die Scuderia aber sicherstel­len, dass die Antriebsau­ssetzer von Malaysia eine Ausnahme waren. Denn nach Vettels Problem im Qualifying brachten ähnliche Schwierigk­eiten seinen Kollegen Kimi Räikkönen um den Rennstart.

So oder so muss Vettel weiterhin auf Ausrutsche­r Hamiltons hoffen – und darauf, dass er sein Pech für diese Saison aufgebrauc­ht hat. Das wird schon vor dem kommenden Rennen in Japan am Sonntag (7 Uhr MESZ/RTL und Sky) wichtig: Muss wegen des kuriosen Crashs mit Lance Stroll nach der Zieldurchf­ahrt in Sepang Vettels Getriebe ausgetausc­ht werden, rückt er in Suzuka fünf Startplätz­e zurück.

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Angeregte Diskussion: Lewis Hamilton und Sebastian Vettel in Kuala Lumpur im März 2015.

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