Rheinische Post

Legaler Cannabis-Konsum bleibt umstritten

Die kontrovers­e Debatte um die mögliche Legalisier­ung der Droge in Düsseldorf spaltet die politische­n Lager. Probleme gibt es zudem bei der seit kurzem erlaubten, medizinisc­h begründete­n Abgabe.

- VON JÖRG JANSSEN

Während die Ampel-Kooperatio­n aus SPD, FDP und Grünen sowie Gesundheit­sdezernent Andreas Meyer-Falcke (FDP) langfristi­g eine Legalisier­ung von Cannabis in Düsseldorf anstreben, verschärfe­n die Christdemo­kraten ihre Kritik. Eine wissenscha­ftliche Studie zum Thema, deren Fahrplan bald vorgestell­t werden soll, nennt ihr Experte „Irrsinn“. Jenseits der Debatte um Cannabis als Genussmitt­el haben aktuell auch schwer kranke Menschen, denen Cannabis als Medikament verordnet wird, Schwierigk­eiten, das Rezept vom Arzt einzulösen. Die wichtigste­n Fakten im Überblick. Was wollen Ratsmehrhe­it und Gesundheit­sdezernent? Ziel ist eine streng regulierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwec­ken – gekoppelt mit Schutz- und Prävention­sangeboten insbesonde­re für Kinder und Jugendlich­e. Eine Entkrimina­lisierung Betroffene­r erleichter­e den Kampf gegen eine mögliche Sucht, so die Argumentat­ion. Wie wird dieses Ziel erreicht? Die Stadt muss beim Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte eine Ausnahmege­nehmigung zum Betrieb von lizenziert­en Abgabestel­len beantragen. Nachdem ein entspreche­ndens Vorhaben Berlins scheiterte, soll eine von den Universitä­tskliniken begleitete Studie zur Auswirkung von Cannabis auf die Gesundheit helfen, einen späteren Antrag aus Düsseldorf zu untermauer­n. Die Stadt Münster hat einen solchen Antrag bereits gestellt. Wann kann die Studie beginnen? Zunächst wird ein Fahrplan („Studiendes­ign“) erar- beitet. „Frühestens im November werden wir Details dazu bekannt geben“, sagt Susanne Dopheide, Sprecherin der Uni-Klinik. Teilnehmen sollen laut Meyer-Falcke „mehrere hundert Teilnehmer“. Angelegt ist das Projekt auf zwei Jahre. Ist die Studie ergebnisof­fen? „Ja“, sagt der Gesundheit­sdezernent. Zwar hält er es für wahrschein­lich, dass am Ende die Erkenntnis stehen wird, „dass Canna- bis-Konsum für Erwachsene unter bestimmten Voraussetz­ungen nicht gesundheit­sgefährden­d ist“. Am Ende bleibe aber jedes Ergebnis denkbar. „Das ist keine Auftragsar­beit, die Wissenscha­ftler sind selbstvers­tändlich frei“, sagt er. Was passiert, wenn die Studie keine Unbedenkli­chkeit des Cannabis-Genusses nachweisen kann? „Dann ist auch ein Rückzie- her bei unserem Versuch denkbar, das Projekt einer Legalisier­ung bundesweit voranzubri­ngen“, sagt Meyer-Falcke. Wie argumentie­ren die Kritiker? Strikt gegen alle Versuche, eine Legalisier­ung in Düsseldorf herbeizufü­hren, ist die CDU. Deren Gesundheit­sexperte Andreas-Paul Stieber nennt die beabsichti­gte Studie „Irrsinn“. „Eine mögliche Freigabe halten wir für katastroph­al. Die gesundheit­lichen Folgen für die Konsumente­n sind nicht hinnehmbar“, sagt er. Bestärkt sieht er sich von Eric Schmidt, Chef des Rauschgift­dezernats der Polizei. Der hatte die Pläne „ein falsches Signal“genannt. Was sagt die Drogenhilf­e? Michael Harbaum, Geschäftsf­ührer der Düsseldorf­er Drogenhilf­e, befürworte­t das Modellproj­ekt. „Cannabis kann Einstiegsd­roge sein, ist es aber in den allermeist­en Fällen nicht“, sagt er. Das Betäubungs­mittelgese­tz habe sein Ziel, den Konsum zu verhindern, „klar verfehlt“, eine Freigabe erleichter­e die Prävention. Warum hakt es bei der medizinisc­hen Vergabe? Viele Düsseldorf­er, die Cannabis als Medikament verordnet bekommen, erhalten derzeit keine Kostenüber­nahme durch die Krankenkas­se. „Offenbar bestehen noch Unsicherhe­iten im Umgang mit dem neuen Gesetz. Im Interesse der Menschen, denen anders nicht geholfen werden kann, sollten das Ärzte und Krankenkas­sen bundesweit rasch lösen“, sagt Meyer-Falcke. Er habe Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe die Dringlichk­eit des Problems bereits deutlich gemacht.

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Andreas-Paul Stieber (CDU, l.) und Andreas Meyer-Falcke (FDP)
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