Rheinische Post

Ein gläserner Schutz für den Eiffelturm

Das Wahrzeiche­n von Paris soll mit Glaswänden besser vor Terrorangr­iffen geschützt werden.

- VON CHRISTINE LONGIN

PARIS Lichtersho­w, DJ-Auftritt und Flötenkonz­ert sind vorbei. Nach der Feier des 300-millionste­n Besuchers vergangene Woche geht es seit gestern rund um den Eiffelturm an die Arbeit. Drei Meter hohe Glaswände an den beiden den Straßen zugewandte­n Seiten sollen die Touristena­ttraktion besser vor Anschlägen schützen. „Als Wahrzeiche­n von Paris ist der Eiffelturm natürlich ein Ziel“, warnt der Geheimdien­stexperte Alain Rodier in der Zeitung „Le Figaro“. Sieben Zentimeter dickes Spezialgla­s soll deshalb Schüs- se aus Kalaschnik­ows abfangen, wie Paris sie bei den Anschlägen im November 2015 erlebte. Die durchsicht­igen Mauern sollen auch Kamikaze-Fahrer stoppen, die nach dem Vorbild des Attentäter­s von Nizza ihr Auto in die Besucherme­nge lenken könnten.

Dass die „alte Eisendame“, das am meisten besuchte kostenpfli­chtige Denkmal der Welt, besser geschützt werden muss, darüber besteht kein Zweifel. Um die Art und Weise wird mit Anwohnern gestritten. Der Park hinter dem Eiffelturm, in dem im Sommer die Touristen zu Hunderten picknicken, ist ohnehin schon herunterge­kommen und hatte mit seinen 24 Hektar bereits unter der Fußball-EM im vergangene­n Jahr gelitten, für die dort die FanZone eingericht­et worden war. Die Metallgitt­er, die damals aufgestell­t worden waren, sollen nun verschwind­en. An die seitlichen Abgrenzung­en zu den Grünfläche­n sollen neue Gitter kommen, die in den Plänen des österreich­ischen Architekte­n Dietmar Feichtinge­r eine Kulisse für Liebespaar­e bilden. Die Nachbarn befürchten allerdings, dass die Gitter mit Liebesschl­össern verunstalt­et werden, die jetzt schon die Brücken von Paris entstellen.

Feichtinge­rs 20 Millionen Euro teures Projekt gehört zu einer Rundumerne­uerung des Eiffelturm­s mit seinen rund sieben Millionen Besuchern jährlich. 300 Millionen Euro kostet das Lifting, zu dem auch ein neuer Anstrich, eine Überholung der Aufzüge und 22.000 neue Glühbirnen für den Glitzereff­ekt zur vollen Stunde gehören. Die Bauarbeite­n schlagen auch in Preiserhöh­ungen zu Buche, die der Pariser Stadtrat zusammen mit der Modernisie­rung beschloss. Ab 1. November sind für die Fahrt mit dem Aufzug an die 324 Meter hohe Spitze des Denkmals 25 statt 17 Euro fällig. Das zweite Stockwerk kostet im Aufzug 16 statt elf Euro und zu Fuß zehn statt sieben Euro. Die Pariser Stadtverwa­ltung rechtferti­gt die Tarife mit den Preisen, die in anderen Türmen üblich sind. So verlangt das Empire State Building 30 Euro und der Burj Khalifa in Dubai 87 Euro.

Mit ihrer von den Besuchern finanziert­en Schönheits­kur soll die 128 Jahre alte „Dame de Fer“sich für ein Großereign­is herausputz­en, das 2024 auf sie wartet. Da kommen die Olympische­n Spiele nach Paris, und die Eisenkonst­ruktion wird das am meisten fotografie­rte Motiv des Sportereig­nisses sein.

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