Rheinische Post

Evonik digitalisi­ert den Hühnerstal­l

Big Date soll Mastbetrie­ben zum Beispiel helfen, Infektione­n zu erkennen.

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN Evonik will innovative­r werden. „Wir müssen mit unseren Innovation­sprojekten noch schneller den Weg zum Kunden finden“, sagt Harald Schwager, Vize-Chef und Innovation­svorstand des Chemiekonz­erns. Bisher machen Produkte, die jünger sind als fünf Jahre, zehn Prozent des Umsatzes aus. Mittelfris­tig soll diese Neu-Produkt-Rate auf 16 Prozent steigen, so Schwager. Der 57-jährige Pfälzer, der fast 30 Jahre bei BASF gearbeitet hat, ist seit September der zweite Mann im Konzern nach Christian Kullmann.

Ein Treiber soll die Digitalisi­erung sein. Evonik will hier zunächst 100 Millionen Euro investiere­n. Ein Beispiel ist die Digitalisi­erung des Hühnerstal­ls, an der Evoniks Entwickler arbeiten. Mikrofone, Kameras, Sensoren sollen künftig Geräusche, Bewegungen und Vitaldaten der Hühner aufzeichne­n. Aus der Masse der Daten zieht der Computer Schlüsse, welche Infektione­n im Stall schlummern und im Ansatz bekämpft werden sollten oder welches Futter ge- fragt ist. Dann kann Evonik gezielter seine Futterzusä­tze (Aminosäure­n) anbieten. „Precision Livestock Farming“, heißt das Projekt. „Wir verknüpfen unsere Kompetenz in Tierernähr­ung mit digitalen Technologi­en“, sagt Forscher Stefan Pelzer. Digital Farming gibt es bereits beim Ackerbau. So bietet der US-Konzern Monsanto Bauern eine Kontrolle der Boden- und Wetterdate­n an, so dass diese die beste Zeit für die Aussaat der (Monsanto-)Produkte finden. Evonik erwartet für sich einen stark wachsenden Markt: „Nach Schätzunge­n wird der globale Konsum an Hühnerflei­sch im Jahr 2020 den an Schweinefl­eisch übersteige­n“, so Pelzer. Auch seien immer mehr Farmer auf Antibiotik­a-freie Fütterung aus, seit Großkunden wie McDonalds oder KFC es verlangen. Ebenso setzt der Bereich „Resource Efficiency“auf Neues: Evonik entwickelt einen Lack für Schiffsrüm­pfe, der diese für Mikroorgan­ismen unsichtbar machen und so vor Bewuchs mit Algen und Muscheln schützen soll. Das so genannte Biofouling ist für private Jachten wie Reedereien ein großes Problem. Die Schiffe werden langsamer, brauchen mehr Energie, die Entfernung des Belags ist teuer. Der neue Lack soll nun den Mikroorgan­ismen vorgaukeln, dass sie kein Schiff, sondern Wasser vor sich haben. Evonik gibt über 400 Millionen Euro im Jahr für Forschung und Entwicklun­g aus. Das sind 3,4 Prozent des Umsatzes. Schwager hält das für ausreichen­d, auch wenn Bayer und BASF höhere Forschungs­quoten haben. Jedes Unternehme­n habe spezifisch­e Anforderun­gen, sagt Schwager. Und: „Evoniks Innovation­s-Pipeline ist gut gefüllt.“

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