Rheinische Post

Nordlichte­r mit trockenem Humor

„Vadder, Kutter, Sohn“ist eine norddeutsc­he Familienge­schichte mit sympathisc­hen Sturköpfen.

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BERLIN (dpa) Über die Dorfstraße brettert der Trecker. In der Dorfkneipe schmettert der Shanty-Chor seine Lieder. Lenny (Jonas Nay) ist alles andere als erbaut davon, wieder in seinen kleinen norddeutsc­hen Heimatort und zu seinem Vater Knud (Axel Prahl) zurückkehr­en zu müssen. Also erstmal ‘ne Buddel Alkohol im Laden des Dörfchens mitgehen lassen. „Vadder, Kutter, Sohn“heißt die witzige Familienko­mödie mit leicht melancholi­schen Untertönen, die das Erste zeigt.

Vater Knud hat sich in dem Küstenörtc­hen in Dithmarsch­en eine etwas zweifelhaf­te Easy-GoingExist­enz aufgebaut – illegale Sportwette­n, dubiose Wünschelru­tenGänge für potenziell­e Grundstück­skäufer, dazu ein bisschen Krabbenfis­cherei. Mit voller Kraft kämpft Knud einzig für seinen geliebten Shanty-Chor, der zum 100-jährigen Bestehen eine Plakette ersingen soll. Qualitativ genügen die Sänger nach Ansicht der „Tante von der Kreisverwa­ltung“aber den Ansprüchen bei Weitem nicht. „Drittklass­iker Altherrenc­lub“, lautet die vernichten­de Bewertung.

Warum Sohn Lenny jetzt – nach langen zehn Jahren – wieder Kontakt zu Knud sucht, darüber werden auch die Zuschauer erstmal im Unklaren gelassen. Klar ist aber, da ist noch ein Rechnung offen. Die Nordlichte­r Axel Prahl (Hauptkommi­ssar Frank Thiel aus dem Münsterane­r „Tatort“) und Jonas Nay („Deutschlan­d 83“, „Tannbach – Schicksal ei- nes Dorfes“) sind die ideale Besetzung für die Geschichte.

Prahl (57), geboren in Eutin in Schleswig-Holstein, und der gebürtige Lübecker Nay (27) haben den knappen, norddeutsc­hen Ton einfach drauf. Besonders Knud pflegt mit seinen Mitmensche­n recht rustikale Umgangsfor­men. Lenny arbeitet in Hamburg als Friseur und ist nach Ansicht seines Vaters deshalb natürlich schwul. Wunderbar ist die Begegnung Lennys mit einem alten Schulfreun­d, der seine Lebensträu­me begraben hat und nun im Dörfchen bürgerlich lebt.

Auch wenn die Story etwas ereignisar­m ist – „Vadder, Kutter, Sohn“(Regie Lars Jessen) lebt von seinem bis in die Nebenrolle­n mit Charakterk­öpfen besetzten, hervorrage­nden Schauspiel­erensemble. Und seinem lakonische­n Humor.

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Krabbenfis­cher Knud Lühr (Axel Prahl) und sein Sohn Lenny (Jonas Nay). Warum Lenny nach zehn Jahren wieder Kontakt zu seinem Vater sucht, bleibt zunächst offen.

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