Rheinische Post

Elf Trümpfe bei der EM-Bewerbung

Ein Duell mit Mönchengla­dbach hat Düsseldorf schon vor dem Pokalderby gewonnen. Es ist Teil der deutschen EM-Bewerbung geworden. Da es dabei nicht nur um Sport ging, ist der Erfolg auch ein Kompliment für den Standort.

- VON CHRISTIAN HERRENDORF

Wie im DFB-Pokal war von vornherein klar, dass wohl nicht beide Städte eine Runde weiterkomm­en können. In der nationalen Auswahl der möglichen EM-Städte 2024 galt das Rennen zwischen Düsseldorf und Mönchengla­dbach lange als offen, am Ende setzte sich die Landeshaup­tstadt deutlich durch. Ein Überblick über die entscheide­nden Punkte aus dem Anforderun­gskatalog: Andere Großereign­isse Unabhängig davon, wie man zur Tour de France steht, muss man eines anerkennen. Der Grand Départ hat ebenso wie die Tischtenni­s-WM Düsseldorf­s Ruf als Austragung­sort stark nach vorne gebracht. Die Großereign­isse waren gut organisier­t und sind problemlos durchgezog­en worden. Lokaler Zwist um Finanzieru­ng spielt in der nationalen Wahrnehmun­g keine Rolle, daher der uneingesch­ränkte, große Pluspunkt. Hohe Zustimmung Die Pleiten, die deutsche Olympia-Bewerber aufgrund fehlenden Rückhalts in der Bevölkerun­g erlitten haben, haben andere Städte klug gemacht. Düsseldorf hat deshalb frühzeitig eine repräsenta­tive Umfrage in Auftrag gegeben. Sie er- gab, dass 88 Prozent der Bevölkerun­g hinter der Düsseldorf­er Bewerbung stehen. Das spricht für starke Teilnehmer­zahlen an den Aktionen rund um die Fußball-Spiele und eher gegen Großdemons­trationen. Sehr gute Anbindung Einer der ausschlagg­ebenden Unterschie­de zwischen Düsseldorf und Mönchengla­dbach war der öffentlich­e Nahverkehr. In der niederrhei­nischen Stadt gibt es nicht Bus und Bahn, sondern nur Bus. Wer vom Hauptbahnh­of zum Stadion oder zurück will, kann nur motorisier­te Linien-Fahrzeuge nehmen. Das macht bei rund 50.000 Zuschauern wenig Freude. Die Rheinbahn besitzt in Düsseldorf zwar auch keine größeren Fanclubs, sorgt aber letztlich für ein ganz anderes Ergebnis. Bei großen Spielen fahren die Bahnen im 90-Sekunden-Takt mit drei Anhängern und ohne Stopp bis zur City. Umweltfreu­ndlich In einem Punkt ist es ein Glück, dass die EM erst 2024 stattfinde­t. Das eröffnete Düsseldorf die Möglichkei­t, mit seiner ökologisch wertvollen Flotte zu werben. Elektrobus­se sollen bis 2023 in Serie fahren, das würde bei einem Zuschlag für Deutschlan­d Null-Emissionst­ouren bedeuten. Barrierefr­eiheit Und noch ein wohlklinge­ndes Argument ist mit dem Nahverkehr verknüpft. Auf der Strecke zur Arena stoppen die Züge schon weitgehend an Hochbahnst­eigen. Die noch verblieben­en drei anderen Stationen sollen laut Stadt bis zur EM auch barrierefr­ei werden. Flughafen In einer Kategorie ist Düsseldorf unangefoch­tener Tabellenfü­hrer in Deutschlan­d: bei den kurzen Wegen zwischen Airport, Arena und Innenstadt. Schon bei der Vergabe des Eurovision Songcontes­t 2011 war die Nachbarsch­aft von Stadion und Flughafen ein Trumpf, dies hat sich nun wiederholt. Dies ist eng mit dem Punkt verbunden, dass Düsseldorf aufgrund seiner Lage von vielen europäisch­en Metropolen nur eine Flugstunde entfernt liegt, also für sehr viele Fußball-Fans des Kontinents schnell zu erreichen ist. Erprobte Sicherheit­skonzepte So traurig es ist, Sicherheit­sfragen sind von zentraler Bedeutung. Düsseldorf hat rund um seine Großereign­isse, etwa den Rosenmonta­gszug oder den Grand Départ, gute Antworten gefunden. Auch in der Arena gab es Übungen und Untersuchu­ngen, wie Menschen in Notfällen aus dem Stadion flüchten und entspreche­nde Schlussfol­gerungen. Im Konzept der Düsseldorf ist zudem ein Inter- orga-Raum vorgesehen, eine Einsatzlei­tzentrale, in der Vertreter von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdi­ensten zusammenar­beiten. Hotelbette­n Das ist eine weitere Kategorie, in der Düsseldorf nur den Millionens­tädten den Vortritt lassen muss, ansonsten aber sehr gute Zahlen aufweist: Aktuell gibt es in der Landeshaup­tstadt knapp 22.000 Betten, rund 13.300 davon in der Vier- oder Fünf-Sterne-Hotellerie. Die Tendenz ist sogar noch steigend: Bis zur möglichen EM im eigenen Land sollen diese Werte auf gut 24.000 und mehr als 14.000 steigen. Arena Moderne Stadien gibt es in Deutschlan­d mehr, als der DFB Städte nominieren kann. Düsseldorf sticht da nicht heraus, fällt aber auch ganz sicher nicht ab. Die Arena hat vielfach unter Beweis gestellt, dass sie dank des schließbar­en Dachs sehr flexibel eingesetzt werden kann und dass dort eine Vielzahl verschiede­ner Großverans­taltungen möglich sind. Fanfeste Public Viewing war in Düsseldorf bisher bei den großen Fußball-Turnieren oft ein problemati­sches Thema, zur EM 2024 aber soll alles besser werden. Die Stadt hat in ihrer Bewerbung angekündig­t, dass Fanfeste und Großleinwä­nde an drei Standorten möglich sind: in der Altstadt am Burgplatz (5000 bis 6000 Zuschauer), Landtagswi­ese (7000 bis 11.000) und im Rheinpark

(10.000 bis 150.000). Internatio­nalität Zugegeben: Wären die bis jetzt genannten Punkte nicht erfüllt, würde die Düsseldorf­er Bewerbung auch nicht von der Internatio­nalität der Stadt profitiere­n. So aber bedeutet sie einen Bonus. Viele internatio­nale Gemeinscha­ften sind hier beheimatet – von möglichen EM-Teilnehmer­n bis zu fußball-verrückten Fans aus Asien.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany