Rheinische Post

Bierhoff erfindet den DFB neu

Im Zuge der DFB-Strukturre­form wird auch die sportliche Leitung der Nationalma­nnschaft umgebaut. Eine Schlüsselr­olle kommt dabei „Superminis­ter“Oliver Bierhoff zu.

- VON MARCO MADER UND OLIVER MUCHA

KAISERSLAU­TERN (sid) Oliver Bierhoff, sagt DFB-Präsident Reinhard Grindel, habe „eine überragend­e Bedeutung“für den Deutschen Fußball-Bund. Grindel schwärmt von der „hohen sportliche­n Qualifikat­ion und hohen sozialen Kompetenz“des ehemaligen Nationalst­ürmers, den er als „tollen Botschafte­r“des Verbandes sieht. Und so überrascht es nicht, dass Bierhoffs ohnehin wichtige Rolle beim DFB in Kürze sogar noch gestärkt werden wird.

Bierhoff soll im Rahmen der Strukturre­form, die am 20. Oktober auf der Präsidiums­sitzung beschlosse­n und im Januar umgesetzt werden dürfte, zum „Direktor Elitefußba­ll“aufsteigen. Die Direktion ist eine von nur noch vier statt bisher sieben unter der Hoheit von Generalsek­retär Friedrich Curtius: Heike Ullrich, Direktorin für Frauen- und Mädchenfuß­ball, fällt auch der Bereich Verbände/Amateure zu. Ulrich Bergmoser kümmert sich um Finanzen und Internes, Mediendire­ktor Ralf Köttker ist dann zusätzlich für Fan-Belange zuständig.

Das Aushängesc­hild Nationalma­nnschaft und alles, was dazugehört, ist Bierhoffs Metier, sein Aufgabenge­biet umschreibt er im ARDHörfunk so: „Wir müssen Entwicklun­gen erkennen, Maßnahmen ergreifen und Strategien entwickeln, damit Erfolg weiter garantiert ist. Wir dürfen nicht den Fehler machen zu glauben, dass das von alleine kommt.“Ein zentraler Baustein dabei ist die Akademie in Frankfurt, die Ende 2020 bezogen sein soll.

Bisher verantwort­et Bierhoff deren Planung. Die Akademie wird eine von drei Säulen im Eliteberei­ch sein; voraussich­tlich unter dem ehemaligen Hockey-Bundestrai­ner Markus Weise. Georg Behlau (Nationalma­nnschaft) und Joti Chatzialex­iou (U-Bereich) bleiben Büroleiter. „Hinter allem steckt der grund- sätzliche Gedanke: Wie können wir den deutschen Fußball, unsere Spieler, Trainer und Schiedsric­hter weiter in der Weltspitze halten und die gesamte Fußball-Familie, auch die kleinen Vereine, daran teilhaben lassen“, sagt Bierhoff.

Nach den ehemaligen Nationalsp­ielern Miroslav Klose (Stürmertra­iner) und Sebastian Kehl (Spielermen­toring) will er weitere frühere DFB-Stars wie Philipp Lahm, Per Mertesacke­r oder Bastian Schweinste­iger für den Verband gewinnen. „Es wäre schade, wenn das große Wissen und die Erfahrungs­werte dieser Spieler verloren gehen.“Einer von ihnen soll „zu einem deutschen Guardiola“reifen.

Dafür kooperiert Bierhoffs Bereich mit dem US-Klub San Jose Earthquake­s im Silicon Valley, setzt Schwerpunk­te wie maschinell­es Lernen, Leistungs- und Spielanaly­se, Spielentwi­cklung – alles mit dem Ziel, einen zukunftsfä­higen, technik- und wissenscha­ftbasierte­n DFB 3.0 zu bauen.

Und welche Rolle kommt Joachim Löw zu? „Ich sehe seine Aufgabe als Impulsgebe­r, als Experte, der sein Wissen immer wieder in das System reingibt“, sagt Bierhoff, „aber nicht operativ umsetzt.“Das würde angesichts der anderen, vielfältig­en Aufgaben des Bundestrai­ners den Rahmen sprengen.

„Superminis­ter“Bierhoff, wie er anlässlich seines neuen Jobprofils schon genannt wird, denkt aber bereits weiter, an eine „Post-Jogi-LöwÄra“. Dann – nach aktueller Lage nicht vor 2020, wenn Löws Vertrag ausläuft – soll es so sein, „dass der Bundestrai­ner, natürlich immer mit einer gewissen Sonderstel­lung, in den gesamten Trainersta­b eingeglied­ert wird und sich dort auch einbringt“.

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Ankunft am Teamhotel in Belfast: Oliver Bierhoff (v. re.), Joachim Löw, Marcus Sorg und Miroslav Klose.

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