Rheinische Post

Mädelsaben­d im Bälle-Bad

Der Indoor-Spielplatz Bobbolino in Rath öffnete einen Abend lang nur für Erwachsene. Hunderte kamen und feierten mit.

- VON NICOLE LANGE UND ANDREAS BRETZ (FOTOS)

Wenn in der Bobbolino-Kinderwelt in Rath ein Junge ein Mädchen besonders mag, zieht er ihr vielleicht kräftig am Pferdeschw­anz oder jagt sie quer zwischen den Spielgerät­en hindurch. Warum sollte es also anders zugehen, nur weil der IndoorSpie­lplatz an diesem Wochenende einen Abend lang nur für Menschen über 18 Jahren öffnet? „Laaaassss mich“, kreischt lauthals eine junge Frau, die vor einem etwa gleichaltr­igen Verehrer in Richtung Kletterwel­t flieht. Die zugehörige Clique johlt dazu, einige schlürfen bunte Eis-Slushies. Es ist eben immer noch ein Spielplatz, nur dass sich hier heute nicht Vorschulhe­lden oder Viertkläss­ler austoben, sondern Abiturient­en, Studenten und berufstäti­ge Erwachsene.

Beispielsw­eise Nadine Gerings (32), Natalie Krüger (31) und Yvonne Müller (35), die von dem Event über Facebook erfahren haben und nun einen Plausch mitten im Bälle-Bad halten. „Wir machen regelmäßig Mädelsaben­de zusammen, da muss man sich ja was einfallen lassen“, sagt Yvonne. Statt Videoabend oder Spa-Behandlung gibt es heute also Kletterwan­d und Kartfahren. „Und wir wollen unbedingt das Krokodil ausprobier­en.“

Das Krokodil steht im hinteren Teil der Halle und ist eine Hüpfburg, in die man unter anderem durch ein Loch an der Seite einsteigen kann, raus geht es flotter über eine Rutsche im Krokodil-Maul. Und während die weiblichen Gäste wie Maybritt Groß (24) und Felicia Blumreiter (21) ordentlich nebeneinan­der für eine erneute Rutschpart­ie das Maul hinaufklet­tern, stürmt ein junger Mann, Typ Sportstude­nt, mit viel Schwung in der Mitte zwischen den beiden hindurch nach oben und rutscht ihnen dann mit Schwung entgegen. Für die nächste Runde geht er dann doch zum seitlichen Einstieg, Ordnung muss sein.

Wenn an normalen Öffnungsta­gen Erwachsene mit ihren Kindern das Bobbolino besuchen, gingen Väter und Mütter gern mit auf die Spielfläch­en, sagt Inhaberin Britta Ramakers: „Wir haben oft bemerkt, dass auch die Großen hier ziemlich vergnügt sind.“So entstand die Idee, die Kinderwelt auch mal für einen Abend zur Erwachsene­nwelt zu machen, in der die Eltern ohne Rücksicht auf den Nachwuchs auf dem Trampolin hüpfen oder die Rollen-Rutsche hinabsause­n können. Fast alle Attraktion­en sind für die Aktion geöffnet, nur die kleinen Mini-Trampoline für die Jüngsten mit Flatterban­d abgesperrt – sie hätten das Gewicht erwachsene­r Hüpfer nicht ausgehalte­n.

Die Idee kam so gut an, dass die Zahl der Tickets für das Event auf 600 begrenzt werden musste: „Das ist die Menge, die hier noch gut funktionie­rt.“Und das Ramakers zufolge auch ohne Probleme: Die Stimmung sei zwar ausgelasse­n, aber das Benehmen der Besucher stets einwandfre­i: „Es wird nicht zuviel getrunken, und wenn der Abend vorbei ist, sieht es hier trotzdem noch ordentlich aus.“

Party-Stimmung herrscht dennoch: Gegen 21 Uhr strömen immer mehr Gäste ins Bobbolino, aus den Boxen wummert Party-Musik. Einige Gäste haben sich tatsächlic­h in Schale geworfen wie zum Disco-Besuch, viele andere aber tragen Leggings oder Jogginghos­en, um beim Backflip auf dem Trampolin oder beim Durchquere­n des Kletter-Labyrinths genug Bewegungsf­reiheit zu haben. Auch edle Frisuren halten beim Toben nicht lange. Die entscheide­nden Accessoire­s finden sich aber ohnehin an den Füßen: Auf allen Spielgerät­en sind Schuhe verboten, und so sieht man gepunktete, gestreifte oder mit Comicfigur­en bedruckte Socken, die sonst beim Feiern am Wochenende nie richtig zu Ehren kommen. Es wird ein wenig geflirtet, die Frauen sind in der Überzahl. „Ich habe auch gehofft, dass hier ein großer Anteil von Ladies ist“, sagt Mike Rath (31), der mit seinen Freunden gleich in den Fußball-Käfig steigen will.

Warten ist inzwischen an der Vulkanruts­che angesagt, wo sich eine kleine Schlange gebildet hat. Das liegt daran, dass man erst einige Kletterele­mente an den Seiten des Vulkans meistern muss, ehe man über die Rutsche wieder hinuntersa­usen kann. „Ich habe es eben nicht mal ganz nach oben geschafft“, sagt eine junge Frau und sieht entschloss­en hoch: „Aber jetzt wird gerutscht.“

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Natalie Krüger, Nadine Gerings und Yvone Müller (von links) begannen den Abend im Bälle-Bad.
 ??  ?? Alishia Neubauer meisterte die Vulkanruts­che ebenso elegant wie vergnügt.
Alishia Neubauer meisterte die Vulkanruts­che ebenso elegant wie vergnügt.
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Maybritt Groß (l.) und Felicia Blumreiter verließen die Krokodil-Hüpfburg bäuchlings.

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