Rheinische Post

Alles begann mit einem Paris-Besuch

Seit 20 Jahren gibt es das Café Philosophi­que. Gründer Ulrich Teich fand das Vorbild in der französisc­hen Hauptstadt.

- VON NICOLE ESCH

CARLSTADT Ulrich Teich vergleicht das Café Philosophi­que mit dem Bild „Die brennende Giraffe“von Dalí. Auf dem Gemälde ist eine Figur zu sehen, in der viele kleine Schubladen stecken. „Da drinnen sind ganz viele Vorurteile, Fehlinform­ationen und Meinungen. Die Schubladen werden hier alle geöffnet, um zu sehen, was darin steckt. Wenn alle offen sind, ist das Café Philosophi­que beendet.“

Vor zwanzig Jahren hatte Teich, der Gründer des Vereins Café Philosophi­que, von einem philosophi- schen Café in Paris erfahren. Neugierig fuhr er nach Frankreich und traf den dortigen Initiator Marc Sautet. Dieser war sofort bereit, als Gast eine solche Veranstalt­ung auch in Düsseldorf zu moderieren. Das tat er dann erstmals im Malkasten und setzte somit den Grundstein für das erste Café Philosophi­que in Deutschlan­d. „Zu der Veranstalt­ung kamen über 250 Leute. Es war so voll, dass die Menschen auf dem Boden und den Treppen saßen. Einige mussten wieder weggeschic­kt werden“, erinnert sich Teich.

So voll wie damals ist es mittlerwei­le nicht mehr. Durchschni­ttlich besuchen aber immer noch rund 60 Gäste die Veranstalt­ungen. Der Altersdurc­hschnitt ist relativ hoch. „Wir leiden tendenziel­l darunter, dass unsere Leute so alt sind, aber es war schon schlimmer, und wir bemühen uns jüngere Teilnehmer zu finden“, sagt Wolfgang Buschlinge­r, erster Vorsitzend­er. Schon seit mehr als zehn Jahren finden die Treffen nicht mehr im Malkasten statt. „Die Pächter dort haben oft gewechselt, und wir passten dort nicht mehr rein“, erzählt Silke Beisel. Seitdem sind sie in der Destille zuhause.

Der Sinn des philosophi­schen Cafés sei es, abstrakte Überlegung­en einer breiten Bevölkerun­gsschicht zugänglich zu machen und zum Denken anzuregen, findet Stefan Lorenz Sorgner, Experte für Transund Posthumani­smus. Für Svenja Wiertz geht es darum, Dinge, die im Leben wichtig sind, kritisch zu hinterfrag­en. „Dabei kann es auch schon mal um Politische­s oder Aktuelles gehen“, meint sie. Die grundsätzl­ichen Themen der öffentlich­en Diskussion­en hätten sich in den zwanzig Jahren nicht verändert, findet Buschlinge­r. Bei Debatten über Weltanscha­uung oder Religion gehe es auch schon mal hoch her.

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Stefan Lorenz Sorgner (Mitte), Experte für Trans- und Posthumani­smus, kam als Referent zur Jubiläums-Ausgabe des Café Philosophi­que.

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