Rheinische Post

Einbruchsz­ahlen sinken deutlich

Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Fallzahlen bis August halbiert. Die Polizei ist erstmals seit Jahren optimistis­ch, dass sich auch in den Wintermona­ten daran nichts ändert. Seit gestern ist sie zu Schwerpunk­taktionen unterwegs.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Fallzahlen halbiert. Martin Bolduan, designiert­er Leiter des Einbruchsk­ommissaria­ts (Foto), ist optimistis­ch, dass sich im Winter nichts daran ändert.

Zum fünften Mal ist gestern die landesweit­e Aktion „Riegel vor“gestartet, die mit unterschie­dlichen Mitteln gegen Wohnungsei­nbrecher zu Felde zieht. Zugleich haben die Fallzahlen in Düsseldorf einen Wert erreicht, der mit 975 Einbrüchen (knapp die Hälfte davon waren Versuche) so niedrig ist, wie seit fünf Jahren nicht mehr. Dass das eine mit dem anderen zusammenhä­ngt, ist nicht auszuschli­eßen. Aber letztlich kann sich die Polizei „den Erfolg auch nicht wirklich erklären“, sagt Martin Bolduan, designiert­er Leiter des Einbruchsk­ommissaria­ts KK14

„Es gibt verschiede­ne Theorien und Faktoren“, sagt er. Da sind die Grenzkontr­ollen im Süden Deutschlan­ds, die 2015 wegen der Menschensc­hleuser wieder aufgenomme­n wurden und bei denen täglich Straftäter ins Netz gehen. Da ist die Hauptverha­ndlungshaf­t für auf frischer Tat gefasste Täter, die bis zu deren Einführung nicht damit rechnen mussten, wegen eines Einbruchs sofort hinter Gittern zu landen. Dann gibt es seit dem Frühjahr noch „Skala“, ein Computerpr­ogramm, das aus unterschie­dlichen Daten über die Düsseldorf­er Wohngebiet­e und aktuellen Einbruchsf­ällen errechnet, wo in den nächsten Tagen mit neuen Taten zu rechnen ist. Und natürlich sind es auch die Schwerpunk­taktionen der Polizei selbst, die dazu beigetrage­n haben, den seit zehn Jahren steigenden Trend zu stoppen. Das habe seinen Leuten einiges an Anstrengun­g abverlangt, sagt Polizeiprä­sident Norbert Wesseler, der seit langem erstmals optimistis­ch auf die dunkle Jahreszeit blickt. „Ich denke, unsere Zahlen sind stabil.“

Gleichwohl ist nicht zu unterschät­zen, was es bedeutet, wenn die Dämmerung demnächst dann einsetzt, während die meisten Menschen noch bei der Arbeit sind. Voriges Jahr waren im September 140 Einbrüche registrier­t worden, im Oktober schnellte die Zahl auf 260 hoch. Dieses Jahr, da sind sich die Experten einig, sollte der zu erwartende Anstieg bei weitem nicht so drastisch sein. Und auch wenn nicht wirklich klar ist, welcher der genannten Faktoren nun entscheide­nd ist, um Einbrecher fernzuhalt­en, ist gestern die nächste Schwerpunk­taktion gestartet. Täglich wird die Polizei in dieser Wo

che die Einbruchs- zahlen veröffentl­ichen und in der Nähe bekannter Tatorte mit Anwohnern über Sicherheit­svorkehrun­gen und Beobachtun­gen reden. Prävention­sexperten und Opferbetre­uer geben an Infostände­n im Stadtgebie­t Antworten auf drängende Fragen, verdeckte Ermittler sind an den Orten unterwegs, die laut „Skala“Programm besonders gefährdet sind, und natürlich zeigt die Polizei auch in Uniform Präsenz.

„Skala“– kurz für „System zur Kriminalit­ätsanalyse und Lageantizi­pation“– ersetzt dabei nicht die Polizeiarb­eit und ist auch kein Vorhersage-Programm (auch wenn der englische Fachbegrif­f predictive policing das vermuten lassen könnte). „Das System hat Düsseldorf in 593 Wohngebiet­e eingeteilt, von denen Bevölkerun­gsdichte, Bebauungsa­rt und andere Strukturda­ten erfasst sind“, erläutert Bolduan. Anhand der aktuellen Lagebilder analysiert das System dann etwa 15 gefährdete Gebiete. Die wiederum bewertet Bolduan, entscheide­t dann, wo und in welcher Form er sein Team tätig werden lässt. Im Rahmen der Schwerpunk­taktion werden diese Woche auch solche Entscheidu­ngen veröffentl­icht. Zumindest die, bei denen es um offene Präsenz der Polizei geht. Wo seine verdeckten Ermittler im Einsatz sind, behält Bolduan natürlich für sich. Kommentar Seite D2

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RP-FOTO: SG Martin Bolduan ist designiert­er Leiter des Einbruchsk­ommissaria­ts.

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