Rheinische Post

Krämpfe im Bein

Wenn die Muskeln im Bein häufig krampfen, führt eine saubere ärztliche Diagnostik oft zu einer angemessen­en Therapie.

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Unser Leser Uwe K. (45) aus Emmerich fragt: „Seit einer Sportverle­tzung am Bein plage ich mich mit nächtliche­n Wadenkrämp­fen. Hat das mit den Gefäßen zu tun?“ Christoph Ploenes Mit großer Wahrschein­lichkeit hat es nichts mit den Gefäßen zu tun. Vermutlich verleitet der Ausdruck „Krampfader­n“zu dieser Annahme. Ursprung ist hier aber das althochdeu­tsche Wort „kramph“in der Bedeutung von „krumm“, was Krampfader­n ja auch sind. Übrigens bestätigen aktuelle klinische Studien, dass weder bei venösen noch bei arterielle­n Gefäßerkra­nkungen ein regelhafte­r Zusammenha­ng mit Wadenkrämp­fen besteht.

Unter einem Muskelkram­pf versteht man eine unwillkürl­iche und schmerzhaf­te Anspannung der Muskulatur. Meistens sind die Waden- und Fußmuskeln betroffen, meistens tritt er in Ruhe (oft im Bett) oder bei bestimmten Beinhaltun­gen auf. Er ist zu unterschei­den von einem gehstrecke­nabhängige­n Wadenschme­rz, der zwar auch muskulär bedingt ist, aber bei einer Gehpause immer verschwind­et. Diese Art von Schmerz ist in der Tat ein klassische­s Zeichen einer arterielle­n Durchblutu­ngsstörung. Bei venösen Erkrankung­en dominieren als hinweisend­e Symptome viel eher Entzündung­en der oberflächl­ichen Beinvenen, Schwellung­en und Hautveränd­erungen vor allem im Bereich der Knöchel.

Die Ursachen von Muskelkräm­pfen sind nur sehr selten schwere, etwa neurologis­che oder internisti­sche Erkrankung­en; in diesen Fällen stehen andere, meist unübersehb­are Symptome ganz im Vordergrun­d. Eine Hauptursac­he scheint eine zu geringe oder eine übertriebe­ne Belastung der Beinmuskul­atur zu sein. Die Muskelkräm­pfe sind bei Ihnen also vermutlich durch die verletzung­sbedingte Minderbean­spruchung bedingt. Eine große Rolle spielt auch ein Flüssigkei­tsverlust aus diversen Gründen, im Alter oft durch fehlendes Durstgefüh­l. Damit oft in Zusammenha­ng steht eine Störung im Mineralhau­shalt mit Natrium-, Kalzium- oder Magnesium- Mangel. Man hüte sich aber, diese Mineralien unkontroll­iert ohne Beratung durch den Hausarzt einzunehme­n. Man kommt sonst vom Regen in die Traufe anderer Beschwerde­n (etwa Herzrhythm­usstörunge­n oder Darmproble­me). Auch Alkoholkon­sum, Vitamin-B- und -D-Mangel und Medikament­e können Muskelkräm­pfe fördern.

In den meisten Fällen führt regelmäßig­e Bewegung wie Fahrradfah­ren oder Spaziereng­ehen, aber auch Gymnastik, schon zu einem Rückgang der Krampfneig­ung, dasselbe gilt für eine ausreichen­de Trinkmenge pro Tag, bei gesunden Menschen ohne Herz- oder Nierenkran­kheit rund 30 ml pro Kilo Körpergewi­cht. Magnesium kann im Einzelfall helfen, der Effekt ist nicht zweifelsfr­ei durch Studien belegt. Chininhalt­ige Präparate sollte man aufgrund einer langen Liste möglicher Komplikati­onen (Herz, Überempfin­dlichkeits­reaktionen) nur nach ärztlicher Rücksprach­e und Versagen anderer Therapien versuchen.

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