Rheinische Post

Investor setzt auf Tüten-Öl aus Rath

Gino Luigi Stella und Taner Gecer würzen Pizza gerne nach: der eine mit Knoblauch, der andere mit Chili. Irgendwann wurde daraus ein Geschäft – das sogar in der „Höhle der Löwen“bei Vox für Furore sorgte.

- VON FLORIAN RINKE

Gino Luigi Stella und Taner Gecer erinnern sich noch gut an die Anrufe. Daran, wie sie zwischen zwei Kundenterm­inen erfuhren, dass es mal wieder eine Sauerei gegeben hatte. „Ich weiß gar nicht, wie oft wir damals in Supermärkt­en die Kühltheken geputzt haben, weil mal wieder eines unserer Tütchen ausgelaufe­n ist“, sagt Taner Gecer: „Das hat uns echt fertiggema­cht.“

Eigentlich sollten die 13.000 kleine Beutel mit Knoblauch- oder Chili-Öl, die die beiden Gründer von „Mio-Olio“damals in der kleinen Halle in Düsseldorf-Rath pro Tag fertigen konnten, den Geschmack von Pizzen verfeinern. In Supermärkt­en hatten sie Pakete mit 100 einzelnen Tütchen auf die Kühltheken gestellt, damit die Kunden, die nach der Tiefkühlpi­zza für drei Euro greifen, noch schnell ein Tütchen mit Öl für 19 Cent dazu packen. Eine geniale Idee, dachten die beiden: „Denn sowas gab es bis dahin nicht, obwohl viele Knoblauch und Chili auf der Pizza lieben“, sagt Stella.

Doch wenn sie die Pakete an die Supermärkt­e ausliefert­en, kam es immer wieder vor, dass eines der 7,5-Milliliter-Tütchen auslief und den Rest der Lieferung verschmier­te. „Wir hatten all unser Geld in diese Firma gesteckt“, sagt Taner Gecer: „Wir konnten es uns nicht leisten, auch nur einen Supermarkt als Kunden zu verlieren. Also haben wir geputzt.“

Viel Arbeit für ein 19Cent-Produkt, „aber wir waren felsenfest davon überzeugt, dass es ein Erfolg wird“, sagt Gino Luigi Stella. Das sah auch der Investor Ralf Dümmel so. Ihn überzeugte­n die beiden Gründer von „Mio-Olio“bei der Gründersho­w „Die Höhle der Löwen“auf Vox. 30.000 Euro zahlte er Stella und Gecer für 25,1 Prozent an ihrem Unternehme­n. Nun wollen sie gemeinsam den deutschen Einzelhand­el erobern.

„Wir stellen einen Cent-Artikel her“, sagt Gino Luigi Stella. Deshalb sei klar gewesen: „Entweder ganz Deutschlan­d kauft das Produkt oder nicht.“Die Fernsehsho­w soll den Durchbruch für die beiden bringen. Ob es funktionie­rt, werden die nächsten Wochen zeigen, denn ab sofort gibt es „Mio-Olio“deutschlan­dweit im Handel zu kaufen – im Zehnerpack. „Als wir sie einzeln verkauft haben, wurden viele geklaut oder von den Leuten einfach mitgenomme­n, weil sie dachten, es gäbe sie gratis dazu“sagt Stella.

Die Vorfreude ist den beiden beim Treffen anzumerken – und ein bisschen aufgeregt sind sie auch, denn für ihr Start-up haben Stella und Gecer viel riskiert. Als ihnen vor zwei Jahren die Idee kam, setzten sie alles auf eine Karte. „Wir haben gesagt: Jetzt oder nie“, sagt Taner Gecer. Ideen, was man machen könnte oder müsste, hatten die beiden im Wochentakt. „Unsere Frauen haben uns irgendwann schon gar nicht mehr richtig zugehört“, sagt Gino Stella lachend. Aber von keiner waren sie so überzeugt wie von dieser. Im Februar 2016 kündigten sie ihre Jobs.

Der 40-jährige Gecer war zuletzt Sachbearbe­iter, sein 41-jähriger Geschäftsp­artner arbeitete in Ratingen bei einem Lebensmitt­elherstell­er als Vertriebsl­eiter. Doch beide hatten bereits Erfahrunge­n mit der Selbststän­digkeit. Gino Luigi Stella gehörte früher die Pizzeria „Da Gino“in Ratingen, Taner Gecer gründete vor ein paar Jahren sogar ein Start-up. Zusammen mit Partnern startete er 2014 Taxipad Europe, eine Firma die Werbung über kleine Bildschirm­e in Taxis zeigen wollte. „Das ist am Ende leider am Geld gescheiter­t“, sagt er rückblicke­nd.

Mit „Mio-Olio“soll es anders laufen. Die beiden haben viel recherchie­rtn, welche Ma- schinen man für die Produktion braucht, welche Lebensmitt­elverordnu­ngen es gibt und lange in den heimischen vier Wänden die perfekte Knoblauchu­nd Chili-Mischung erforscht. „Unsere Familien mussten monatelang Knoblauch und Chili essen“, erinnert sich Gino Luigi Stella. Nach dem Deal in der „Höhle der Löwen“haben die beiden die Produktion ins Ausland verlagert – kurzfristi­g, weil die Zeit zwischen Aufzeichnu­ng und Ausstrahlu­ng zu knapp war, um in Düsseldorf eine größere Produktion aufzubauen. Jetzt suchen sie hier nach einer neuen Immobilie. Denn die beiden haben noch viel vor. „Wir sind in Gesprächen mit einer Pizza-Lieferkett­e“, sagt Gino Luigi Stella. Ihr Produkt sei ideal für die Branche. „Bei vielen Pizzerien wird in der Hektik Knoblauch oder Chili auf den Pizzen vergessen“, sagt der Ex-Pizza-Bäcker: „In Zukunft können sich die Pizza-Taxi-Fahrer immer ein paar Tütchen zur Sicherheit ins Auto packen.“Ganz einfach – und ohne auszulaufe­n.

 ??  ?? Gino Luigi Stella und Taner Gecer überzeugte­n Ralf Dümmel (m.).
Gino Luigi Stella und Taner Gecer überzeugte­n Ralf Dümmel (m.).

Newspapers in German

Newspapers from Germany