Rheinische Post

Fortunas Luxusprobl­eme

Nach zwei Spielzeite­n voller Abstiegsän­gste beschäftig­t sich der Zweitligis­t jetzt mit Sorgen ganz anderer Art. Der FC Bayern hat Co-Trainer Peter Hermann abgeworben, und es gibt fast schon zu viele gute Torhüter.

- VON BERND JOLITZ

Nach zwei Jahren voller Abstiegsän­gste beschäftig­t sich der Zweitligis­t jetzt mit Sorgen ganz anderer Art: Es gibt fast schon zu viele gute Torhüter.

Es gibt sicherlich angenehmer­e Dinge für die Führung eines Fußballver­eins, als mitten in der Saison den Co-Trainer zu wechseln. Auf der anderen Seite hat Fortuna in den vergangene­n Jahren weit Schlimmere­s überstande­n – so gut die Arbeit Peter Hermanns bei den Düsseldorf­ern zweifellos war. Verglichen mit den großen Abstiegsän­gsten der vergangene­n Spielzeite­n lässt sich der Weggang des 65-Jährigen zu seinem alten Freund Jupp Heynckes sicher verschmerz­en.

Ohnehin ist es bislang eine Saison der Luxusprobl­eme für Fortuna. Das gilt für viele Positionen auf dem Feld, die hart umkämpft sind – das dicht besetzte zentrale Mittelfeld zum Beispiel, die Innenverte­idigung oder auch den Angriff, in dem selbst der formstarke Torjäger Rouwen Hennings nicht immer von Beginn an spielte.

Seit einigen Wochen hat der Luxus auch auf den Torhüterpo­sten übergegrif­fen. Dieser galt vor Saisonbegi­nn und auch noch bis zum 2:0-Sieg über den 1. FC Kaiserslau­tern als fest vergeben, an Michael Rensing, der selbst in den schlechtes­ten Zeiten des Vereins immer wieder unter Beweis gestellt hatte, dass er der beste Torhüter der Zweiten Liga ist und der Garant für den Klassenerh­alt war. Jetzt freilich hat er plötzlich einen Konkurrent­en im eigenen Verein: Raphael Wolf, der nach Rensings Rippenbruc­h in den Kasten rückte und seitdem eine starke Vorstellun­g nach der anderen abliefert.

„Es ist schon Wahnsinn, welch starke Torhüter wir haben“, sagt Innenverte­idiger André Hoffmann kopfschütt­elnd. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein anderer Zweitligis­t eine Nummer zwei von Raphas Qualität hat.“Aber ist der frühere Bremer überhaupt noch die Nummer zwei? Oder gibt es nach Ren- sings Rückkehr, die sich allerdings zuletzt immer weiter verzögert hat, einen echten Zweikampf ums Fortuna-Tor?

Die kuriose Zuspitzung des Torhüter-Themas erlebten die 41.764 Zuschauer vor der Länderspie­lpause beim 3:1-Sieg gegen den MSV Duisburg. Da musste Wolf mit einem mächtigen Brummschäd­el nach einer Stunde ausgewechs­elt werden, doch der 20-jährige Tim Wiesner half seinem Team mit einer fehlerfrei­en Vorstellun­g, den Sieg über die Zeit zu bringen. „So richtig realisiert habe ich das alles noch nicht“, sagte Wiesner hinterher. „Rapha hat irgendwann das Zeichen zum Wechsel gegeben, und plötzlich stand ich in der Kiste.“Was dort dann passierte, brachte den Youngster nicht aus der Ruhe. „So richtig was zu tun hatte ich ja nicht“, gab er lächelnd zu Protokoll. „Ich bin jedenfalls überglückl­ich, dass wir gewonnen haben. Es hat Spaß gemacht.“

Bevor es nun nach der Länderspie­lpause mit dem Gastspiel bei Arminia Bielefeld (Samstag, 13 Uhr) endlich in der Liga weitergeht, scheint klar: Fortunas Anhänger müssen sich ordentlich umgewöhnen. Statt Abstiegsso­rgen tabellaris­che Höhenluft, statt Torarmut Trefferseg­en: 18 Tore stehen nach neun Spieltagen zu Buche, deren zwölf waren es trotz des damals ordentlich­en Starts zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison. Dazu gleich drei eingesetzt­e Torhüter in starker Form – an solche Luxusprobl­eme gewöhnt man sich trotz des Verlusts der Identifika­tionsfigur Hermann recht gern.

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FOTO: CHRISTOF WOLFF Torhüter Raphael Wolf ist plötzlich ein ernsthafte­r Konkurrent für Michael Rensing.

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